Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende
deutlich zu hören. Die NIKE QUINTO hatte keine Positionsmeldung mehr weitergegeben; niemand konnte wissen, wo sich das Ausbildungsschiff befand.
»Auf Lautsprecher schalten!« Furtoks Miene spiegelte seinen stillen Triumph wider.
»Kontrollstation First Found an das anfliegende Kugelraumschiff: Erbitten umgehend Identifikation!«
»Ausbildungsschiff NIKE QUINTO der Space-Academy Trondgarden, Kommandant Oberst Furtok.«
»Furtok? Rikoph Furtok?«
»Das ist korrekt.«
»First Found wurde vor achtzehn Jahren zum Sperrgebiet erklärt. Wir erwarten umgehend die Legitimation für den Anflug der NIKE QUINTO. Andernfalls werden Gegenmaßnahmen ergriffen.«
»Ich sende die Überrangkodes des Schiffes. Wir befinden uns in offizieller Mission, ermächtigt durch die Administration der Stardust-Union.«
Furtok trat selbst an die Funkstation. Stuart Lexa sah den Mann einen Speicherwürfel in die Lesemulde legen. Furtok hatte also genau gewusst, was ihn erwartete, und vorgesorgt.
Der Planet war Sperrgebiet. Offensichtlich war schon vor Langem eine Station hier errichtet worden. Das bedeutete, First Found war keineswegs uninteressant für die Stardust-Menschheit. Offiziell gab es in der Hinsicht aber keine Information.
Lexa schürzte die Lippen. Er wünschte, er hätte mit seinem Vater nur ein einziges Mal ausführlich darüber geredet, was damals beim ersten Anflug an First Found geschehen war. Eigentlich wusste er nur, dass Furtok sich einem ausdrücklichen Befehl Maximilian Lexas widersetzt und auf eigene Faust gehandelt hatte. Aber selbst das war ihm erst jetzt wieder in den Sinn gekommen und es half wenig, wenn er sich den Kopf darüber zerbrach, was sein Vater irgendwann vielleicht noch hatte verlauten lassen.
Jedenfalls wurde ihm klar, warum Furtok ausgerechnet die NIKE QUINTO gekapert hatte und nicht mit einem seiner Frachter losgeflogen war. Es ging um die Überrangkodes für den Einflug ins Sperrgebiet. Die NIKE QUINTO war ein offizielles Schiff mit entsprechender Signatur. Furtok hatte sein Vorhaben offensichtlich von langer Hand geplant.
Die Bestätigung kam.
First Found wuchs auf den Schirmen. Eine wolkenverhangene Welt, geheimnisvoll. Oder interpretierte er das nur hinein? Lexa spürte seine Erregung wachsen.
Ein Peilsignal traf ein. Zweimal zündeten die Triebwerke und zehrten die Restgeschwindigkeit des Schiffes nahezu auf. Nur noch von den Antigravtriebwerken getragen, durchbrach die NIKE QUINTO die letzte Wolkenschicht.
Eine Welt der Trümmer, stellte Lexa staunend fest. Die Optiken holten ausgedehnte Ruinenfelder heran. Maschinen rodeten den üppigen Pflanzenwuchs, der im Laufe langer Zeit jeden Stein zurückerobert hatte. Eine versunkene Zivilisation, die Zeugen einer einstmals riesigen Stadt ...
Minuten später landete das Schiff nur wenige Kilometer von den Ausgrabungen entfernt.
Furtok nahm wieder Funkverbindung auf, kaum dass der Raumer zur Ruhe gekommen war. Er kündigte eine Besichtigung der Ausgrabungsstätten an.
*
»Harm Sertkamp, ich bin der Ausgrabungsleiter. Ich lebe seit neun Jahren auf First Found und habe das Camp weitgehend mit aufgebaut.«
Der Mann war dürr, beinahe ausgezehrt. Seine Hände, die er Oberst Furtok entgegenstreckte, waren von Schwielen übersät. Mit dem Blick eines Raubvogels schaute er über die Gruppe hinweg, die das Schiff soeben über die Bodenschleuse verließ. Überhaupt hatte Sertkamp den Ausdruck eines Vogels: seine stark gekrümmte Nase; die eng beieinanderstehenden dunklen Augen; dazu das weit in die Stirn hängende schwarze Lockenhaar. Die kantig unter der von der Sonne verbrannten Haut hervorstechenden Wangenknochen unterstrichen den Eindruck noch.
Störte er sich an den Kampfrobotern? Es sah so aus. Maschinen wie diese hatten im Bereich friedlicher Ausgrabungen keine Existenzberechtigung. Ihre Aufgabe war die Bewachung von Oberstleutnant Timon und der drei Praktikanten, aber das konnte der Grabungsleiter nicht wissen.
Kraton hatte ein paarmal protestiert und an seinen Vater appelliert, wenigstens ihn freizulassen – Rikoph Furtok war nicht mit einer Geste darauf eingegangen. Er hatte seinen Sprössling völlig ignoriert. Vielleicht, erwog Lexa, war es jetzt an der Zeit, etwas gegen Furtok zu unternehmen. Ein Wort an Sertkamp, und der ganze Betrug flog auf. Die Frage war nur, mit welchen Folgen.
»Denk gar nicht erst daran, Stuart!«, raunte Sean neben ihm. Lexa schaute überrascht auf. Er fragte sich, ob ihm seine Absicht so deutlich anzusehen
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