Perry Rhodan - 2513 - Der verborgene Hof
wahrscheinlich genauso beurteilen; in etlichen förmlich eingereichten Protestschreiben bezeichneten sie den Lebensschlamm als Dreck. Ihnen fehlte jedes Verständnis für die feinere Lebensart.
Unterentwickelt waren sie, plump und primitiv, wie von Echsenabkömmlingen ohnehin nicht anders zu erwarten. Sie lebten ihr heißkaltes Leben und verstanden nichts vom Wichtigeren. Dass einige von ihnen sogar unter besonderen Umständen in Kältestarre verfielen, bewies, dass ihr Geist nicht in der Lage war, über den Körper zu triumphieren.
Gerade stieg der Handelsbeauftragte in seinen Gleiter, als er aus dem Inneren auch schon einen Warnton vernahm.
»Akustische Anzeige!«, rief er der Positronik zu. »Alarm beenden!«
»Die automatischen Scans haben metallische Ortungen im Wüstensand wenige Kilometer voraus ergeben«, ertönte die wohlmodulierte Stimmausgabe. »Verteilungsmuster, Größe und energetische Signaturen lassen mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 98 Prozent auf Waffentechnologie schließen.«
Schahid-Felah ließ sich ermattet in den Pilotensitz sinken. »Art der Waffen?«
»Bodenminen nach einfachem Verteilmuster, ein gesammeltes Arsenal am Scheitelpunkt des Musters. Dort lagern neunzehn einzelne Handfeuerwaffen.«
Warum? Warum nur? Nun würde er diesen Einsatz nicht wie geplant durchführen können. »Gesetzt den Fall, eine der Bodenminen würde explodieren. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit einer Kettenreaktion?«
»Nicht gegeben. Ebenso wenig würde das Arsenal in Mitleidenschaft gezogen werden.«
Also saßen wohl ein oder mehrere Dron wie eine tralotische Wespe sicher im Auge des Infernos. Dass sie dumm genug waren, davon auszugehen, dass ihre Minen nicht entdeckt wurden, überraschte Schahid-Felah nicht. Die Dron waren plumpe Kreaturen, die kaum wussten, was eine Positronik war und welche Möglichkeiten sie bot. Geschweige denn, dass sie in der Lage waren, positronisch zu denken. Schahid-Felah würde nie verstehen, wie sie überhaupt Raumfahrt entwickelt hatten.
Er setzte eine Funknachricht an Lakusch-Zoham ab, dass mit dem Beginn der Arbeiten auf jeden Fall gewartet werden solle, bis er sich wieder bei ihm meldete.
Danach betrachtete er die Orteranzeigen und entwickelte einen Plan.
»Starten!«, befahl er und steuerte den Gleiter in Richtung des Waffenarsenals. Er überflog in wenigen Metern Höhe die Bodenminen und ließ sich eine Aufnahme des Gebiets anzeigen.
Mit aller Deutlichkeit erkannte er, dass nur ein einziger Dron neben den gebunkerten Schusswaffen stand. Für sich selbst nannte er ihn die Wespe und landete in weniger als hundert Metern Entfernung hinter ihm.
Kaum sprang er ins Freie, rannte die Wespe auf ihn zu, wie nicht anders zu erwarten gewesen war. Das Einzige, mit dem Schahid-Felah nicht gerechnet hatte, war die Waffe, die auf seinen Kopf zielte.
So wahnsinnig kann er doch nicht sein, dass er vollkommen unprovoziert feuert , dachte er noch.
Dann gellte der Lärm des Schusses.
*
Ich sagte euch doch, dass es manchmal nur einer unbedachten Handlung bedarf, um eine Katastrophe auszulösen. Das mag euch schockieren, ihr lieben Kleinen, aber wenn man es genau betrachtet, muss diese Handlung nicht einmal unbedacht, sondern kann sehr wohl überlegt sein.
Manchmal entstammt sie einem bösartigen Bewusstsein, manchmal ist derjenige auch zutiefst davon überzeugt, das Richtige zu tun. Zu anderen Zeiten wiederum geschieht es einfach nur aus purer Dummheit heraus. Oder es ist ein bloßer Zufall.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.
Aber schon mehr als einmal hat es einen Krieg gegeben, weil ein einziges Lebewesen starb.
So? Der Tod eines einzelnen Lebewesen erscheint euch nicht banal genug? Ihr denkt, das passt nicht in meine Beispielliste? Da habt ihr zwar recht, aber ihr solltet dennoch über den Unterschied zwischen einem und einer Milliarde Toten nachdenken.
Das wollt ihr nicht?
Euch wird übel, wenn ihr darüber nachdenkt?
Nun, ich habe nie behauptet, dass es einfach für euch werden würde. Aber ihr habt euch nun einmal auf die Reise eingelassen, die euch in meine Gedanken führt. Nun müsst ihr bis zum bitteren Ende dabeibleiben.
Was soll man also tun? Lieber ein Toter als eine Milliarde? Ist der Verlust eines Lebens zu verschmerzen, wenn dafür viele gerettet werden?
Das habe ich nie gesagt. Ich habe euch nur einen Dankanstoß gegeben, meine Lieben. Die Schlussfolgerungen müsst ihr selbst ziehen. Verzeiht mir, ich bin eben ein alter Narr. Wenn auch nicht
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