Perry Rhodan - 2520 - Grenzgängerin des Schleiers
wenn nicht ES? Die Kosmokraten, oder ...?« Vacucha fiel prompt in einen Flüsterton.
»Chaotarchen?«, platzte Agonis trotz ihres Zögerns heraus. »Unsinn. Die wollen so schnell hoffentlich nichts mehr von uns.«
Nicht alle Stardust-Siedler gingen mit der jüngeren Geschichte ungezwungen um. Die Furcht vor dem Heerwurm des Chaos hatte sie in diese neue Welt gezwungen, aber sie war auch mitgereist. Für viele war das neue Leben fernab der Milchstraße nur eine schöne Fassade, die über kurz oder lang bröckeln musste.
»Außerdem sind Kosmokraten und Chaotarchen gewiss nicht alles. Über ihnen gibt es sicher noch eine Macht, ob fleischlich oder mental, vielleicht manifestiert sie sich auch nur in den Naturgesetzen.«
»Gott ... der Schöpfergeist ... wie immer wir das auch nennen wollen. Ich kenne die Aussagen der Vereinigten Konfessionen, aber manchmal glaube ich, sie sollen nur beruhigen. Es geht darum, einen Sinn zu finden ...«
»Was glaubst du, weshalb die Vereinigten Konfessionen sonst diesen enormen Zulauf zu verzeichnen hatten, nachdem TRAITOR in die Milchstraße eingefallen war?«, fragte Kom Agonis. »Alles in unserem Dasein muss einen Sinn haben.«
Noch zwei Minuten bis zum frühestmöglichen Wechsel in den Überlichtflug. Agonis zögerte einen Moment, dann wandte er sich an die Positronik: »Kurskorrektur! Wir fliegen die nächststehende Sonne an und gehen dort in den Ortungsschutz. Ich will wissen, was auf P-17-25-1463 geschieht. Richtfunkspruch nach Aveda, sobald wir in die Korona eintauchen.«
6.
Von NEO-OLYMP nach Aveda
Ihm brannte die Zeit unter den Nägeln. Eigentlich hatte Perry Rhodan sehr schnell nach seiner Ankunft Verbindung mit ITHAFOR aufnehmen und Bully über seine Ankunft im Stardust-System informieren wollen. Stattdessen hatte er aus einem Bauchgefühl heraus die Transferkamine von NEO-OLYMP desaktiviert und die Kommunikationswege per Polyport-Funk gleich mit.
Bully würde sich gedulden müssen. In der jetzigen Situation war es besser, nicht zusätzlich auf NEO-OLYMP aufmerksam zu machen. Der Terraner ging vorsichtshalber davon aus, dass die Frequenz-Monarchie mit ihren Mitteln den Polyport-Funk beherrschte und die Herkunft von Sendungen anmessen konnte. In einer solchen Situation war es angebracht, absolute Funkstille einzuhalten.
Für einen Moment musste Rhodan überlegen, wie lange es her war, dass die ersten Konzepte in Erscheinung getreten waren. Er schüttelte kurz den Kopf, als er Mondras fragenden Blick auf sich gerichtet sah. Die Jahreszahl war schon wieder da. Selbst Aktivatorträger verfügten nicht über unerschöpfliche Reserven; ein fotografi sches Gedächtnis hatte er ohnehin nicht. Hin und wieder stellte er fest, dass die Erinnerung manches in einem milderen Licht erscheinen ließ.
März 3460, also vor mehr als eineinhalb Jahrtausenden. Das gewagteste Unternehmen der Menschheitsgeschichte hatte die Erde und ihren Mond dem Zugriff der Laren entziehen sollen. Der Sprung durch den Sonnentransmitter war fehlgeschlagen, hatte Terra im Mahlstrom der Sterne materialisieren lassen und letztlich das Zeitalter der Aphilie eingeläutet.
Einhunderteinundzwanzig Jahre später der Sturz der Erde in den Schlund. ES hatte damals eingegriffen und mehr als zwanzig Milliarden menschliche Bewusstseine in sich aufgenommen, um sie zu retten. Bald darauf waren die ersten Konzepte entstanden, spontane Absonderungen mehrerer Bewusstseine in einem einzigen Körper.
Kershyll Vanne, der Sieben-D-Mann, war wohl das bekannteste von ES gezielt erschaffene Konzept. Sieben Bewusstseine von Männern und Frauen, die sich Vannes Körper geteilt hatten.
Ein Erinnerungsfetzen schob sich plötzlich in den Vordergrund. Rhodan hatte diese Szene längst vergessen gehabt, nun war sie wieder da. Der Mausbiber hatte damals, wenn auch nur ein einziges Mal, völlig despektierlich von einer WG gesprochen.
Wenn jetzt längst verstorbene Mutanten aus dem Nichts auftauchten, Fellmer Lloyd und Ras Tschubai, und wenn Tschubai dann auch noch behauptete, er sei Lloyd ... dann war es vermutlich nicht erst fünf vor zwölf.
Rhodan fragte sich, ob ES auch andere Mutanten freigesetzt hatte. Und warum suchten sie im Stardust-System nach ihm? Die Milchstraße wäre weitaus naheliegender gewesen.
» ES ist ... verhindert. Mein Meister befindet sich in einer schwierigen Situation. « Genau das hatte Homunk als Bote der Superintelligenz erst vor wenigen Tagen zu ihm gesagt. » Die Lage in Far Away ist ihm
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