Perry Rhodan - 2520 - Grenzgängerin des Schleiers
gerade noch ausreichende Stehhöhe bot. Dutzende solcher Kammern reihten sich neben- und übereinander.
Ein Energiefeld verschloss den Einflugbereich, gleichzeitig öffnete sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Druckschott.
»Der Zugang dient zugleich als Desinfektionsschleuse«, sagte Whistler. »Hier befinden wir uns in unmittelbarer Nähe der gesonderten Behandlungszimmer.«
Ein flüchtiger greller Lichteffekt war alles, was Rhodan von der Desinfektion wahrnahm. Techniker oder Mediziner der Stardust-Union hatten die gewohnten Verfahren offenbar modifiziert.
Minuten später betraten sie gemeinsam Tschubais Zimmer. Mehrere Medoroboter und Ärzte waren anwesend.
»... absolut nichts an den Hirnstromkurven deutet auf dieses vermeintliche zweite Bewusstsein hin«, hörte Rhodan eine Medizinerin sagen. »Ich kann die These von zwei oder mehr Bewusstseinen im Körper des Patienten jedenfalls nicht unterstützen. Nicht einmal einen schizoiden Formenkreis halte ich für gegeben. Hochgradige Verwirrung als Folge eines traumatischen Schockerlebnisses ... Ebenso gut könnte er behaupten, Perry Rhodan zu sein.«
»Ich behaupte das auch von mir«, sagte der Terraner verhalten.
Prompt wurde es totenstill. Eine fallende Nadel hätte einen Geräuschorkan entfesselt.
Die Ärztin wandte sich um. Sie war die Älteste in der Gruppe und hatte die hundertsiebzig wohl schon überschritten. Im ersten Moment wirkte sie ärgerlich, doch ihre Augen weiteten sich in ungläubigem Erstaunen, während sie die Besucher, insbesondere den Terraner, durchdringend musterte.
»Mein Gott«, brachte sie tonlos hervor.
Rhodan schüttelte den Kopf. Ein Seitenblick auf den Haluter verriet ihm, dass Tolot sich mühsam ein dröhnendes Lachen verkniff.
»Nein, keineswegs. Darf ich bitte meinen alten Freund Ras sehen?«
Rhodan ging auf das Krankenbett zu, das auf einem Hydrauliksockel befestigt war, offensichtlich mit einem Kugelgelenk sogar in Extrempositionen schwenkbar. Die Gerüste für Messgeräte und Körperscanner waren hinter dem Kopfteil komprimiert aufgereiht.
Die Mediziner wichen zögernd zur Seite.
Rhodan ging allein auf den im künstlichen Koma liegenden Mutanten zu.
Tschubai zählte zu den ältesten Freunden, die ihn seit der Gründung der Dritten Macht ein langes Stück seines Weges begleitet hatten. Ras Tschubai, geboren 1947 im Sudan, hatte in Indien studiert und anschließend in Moskau als Chemiker an der versuchten Entwicklung eines lebensverlängernden Serums mitgewirkt. Seine Parafähigkeit hatte er in Lebensgefahr während einer Expedition entdeckt.
Kurze Zeit später zählte er zum damaligen Mutantenkorps. Er erhielt eine lebensverlängernde Zelldusche, später einen Zellaktivator. Wann? Rhodan zögerte. Letztlich war die Jahreszahl aus aktueller Sicht unwichtig. Tschubai war im Jahr 1169 Neuer Galaktischer Zeitrechnung gestorben ...
... und nun doch wieder da.
Rhodan blieb drei oder vier Schritte vor dem Bett stehen. Seine Zweifel verflogen. Der Mann, den er mit mehreren Messgeräten und einer Sonde für künstliche Ernährung verbunden vor sich sah, war Ras Tschubai. Daran konnte es nicht den geringsten Zweifel geben. Ein kräftiger muskulöser Hüne mit tiefschwarzer Haut und schwarzem Kraushaar.
Tschubais Lider waren geöffnet. Sein Blick verlor sich jedoch in endloser Ferne. Die Augen schauten ins Leere, sie nahmen offenbar nichts von dem wahr, was um ihn geschah.
2326 nach Christus.
Die Jahreszahl drängte sich unvermittelt in Rhodans Gedanken. 2326 war das Jahr gewesen, in dem der Teleporter seinen Zellaktivator erhalten hatte ...
Rhodan stutzte. Tschubais Lider hatten sich bewegt, ein schnelles Blinzeln, wenngleich das Mienenspiel des Mutanten unbewegt blieb.
»Etwas verändert sich«, hörte er schräg hinter ihm die Ärztin sagen. »Die Messung zeigt verstärkte Thetawellen; der Patient reagiert.«
»Wie schnell kann Tschubai aufgeweckt werden?« Die Frage kam von Mondra.
»Vorerst rate ich davon ab«, antwortete einer der Ärzte. »Offensichtlich stand der Mann unter Extremstress, der jederzeit lebensbedrohliche Zustände auslösen kann. Das künstliche Koma entlastet den Organismus, aber die wichtigsten Körperfunktionen sind noch nicht wieder im Normbereich.«
Rhodan stand neben dem Bett. Der Hauch eines Lächelns zeichnete sich um Tschubais Mundpartie ab. Seine Lippen zuckten. Der Mutant bewegte den Kopf nicht, aber seine Augen sahen Rhodan an.
Kein Zweifel: Tschubai nahm den Besucher wahr.
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