Perry Rhodan - 2550 - Die Welt der 20.000 Welten

in Erscheinung getreten, war eigentlich eine Sie. Ich verzichtete darauf, Lloyd/Tschubai auf diesen kleinen Unterschied aufmerksam zu machen. Die Maahk-Frau hatte mich um Stillschweigen gebeten, und ich respektierte ihren Wunsch.
    »Was hört man von Chucan Tica?«, wechselte ich das Thema.
    »Er hat ein weiteres Holo-Bulletin übermittelt. Die Essenz seines Berichts ist, dass der Höhepunkt der Psi-Folien- Seuche überschritten sei. Gemäß seinen Berechnungen würden die Schimären bald wieder verschwinden, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen ... «
    »Ausnahmen? Davon war bislang keine Rede.«
    Lloyd/Tschubai zögerte. Das Konzept wirkte in sich gekehrt, so als suchte es im geistigen Dialog nach den passenden Worten. »Der Alte meint, dass einige Psi- Folien bemerkenswerte Beharrungskräfte entwickelten.«
    »Wenn aber nun nicht mehr ausreichend Psi-Materie zur Verfügung steht, um die Körper aufrechtzuerhalten?«
    »Ich habe da so meine Theorie«, antwortete Chucan Tica an seiner Statt. Der Hyperphysiker betrat soeben die Zentrale, wobei er es fertigbrachte, gleichzeitig zu ächzen und Fleisch von einer Brathühnchenkeule abzubeißen. »Wenn du erlaubst, möchte ich sie dir erläutern und ... «
    In diesem Moment hob Lloyd/Tschubai die Hand. »Pral ist zurückgekehrt!«
    »Wir sprechen uns später«, sagte ich zu Chucan Tica und drängte mich an ihm vorbei.
    Ich ging zu dem Konferenzraum, in dem wir den Schattenmaahk zurückgelassen hatten. Ein Arzt wedelte aufgeregt mit den Armen, als wir den Raum betraten.
    »Ich weiß«, sagte ich ungeduldig, »Pral kommt soeben zu sich.«
    Der Arzt nickte und zog sich einige Schritte zurück. Ich trat näher an den Schattenmaahk heran.
    »Mir geht es gut«, sagte Pral und richtete sich unvermittelt auf. Unwillig zog er eine Messkanüle aus seinem Anzug. Es zischte. Ein wenig Wasserstoff / Methan Atmosphäre entwich durch die selbst verschließende Membran.
    Pral setzte sich zurecht, legte die langen Arme auf den Tisch. Er wirkte ausgeruht und energiegeladen - aber auch unruhiger als sonst.
    »Ich bin bereit, von meiner Reise zu berichten«, sagte er in seiner gestelzt klingenden Redeweise.
    »Einverstanden.«
    Ich bat Kala Romka, Mondra, Tiff, Lloyd/Tschubai, Abraham Camaro und Chucan Tica in den Konferenzsaal. Wir alle ignorierten unsere Psi-Begleiter tunlichst. Niemand wollte sich vor den Augen seiner Freunde und Kollegen eine Blöße geben - und doch gestanden wir den Folienwesen ihren Platz zu. Die Sitze waren lose besetzt. Jeder zweite Stuhl blieb frei ...
    Kaum hatten wir es uns bequem gemacht, begann Pral zu erzählen. Trotz seiner spröden, nüchtern vorgetragenen Worte packte er mich, zog mich mit sich auf eine wundersame Reise. Rasch vergaß ich, wo wir waren und welche Sorgen uns quälten.
     

11.
    Pral:
    Wenn einer eine Reise tut
     
    Er trieb durch dieses glitzergrüne Meer, das nicht zu sehen, sondern bloß zu spüren war. Endlich war er wieder einmal von der Last seines Körpers befreit.
    Psi-Wogen schlugen über ihm zusammen. Sie kitzelten seinen Geist, sie badeten ihn in Schauern wohliger Wärme und machten, dass er sich so lebendig fühlte wie selten zuvor in seinem Leben.
    Der Psi-Sturm tat ihm gut. Neben all den Lustgefühlen, die er ihm bereitete, ließ er ihn die Umgebung mit einer Schärfe und in einer Tiefe wahrnehmen, die der Maahk bislang nicht gekannt hatte. Das höherdimensionale Strahlengewitter ließ ihn neue Perspektiven erkennen und beurteilen.
    Pral sah Strukturen. Kennungen. Wege.
    Ein Leitsystem.
    Es leuchtete und glühte und wob ihn ein wie die Fäden eines Spinnennetzes.
    Er gab der Versuchung nach und folgte einer der Linien. Er konnte gar nicht anders. Dieses Feuerwerk an Psi-Energie zog ihn in seinen Bann.
    Das erste Mal in meinem Leben weiß ich, was ich bin!
    Pral schoss mit unwirklicher Geschwindigkeit dahin. Wie ein Ball, der immer wieder gegen Wände prallte, in unmöglichsten Winkeln absprang und dabei ständig an Geschwindigkeit aufnahm.
    Ich bin ein Flitzestein. Ein vierfaltiges Obojelos, dessen Töne geburtsanregend wirkten. Eine schwadengetränkte Rauschhöhle, ein Vakunar auf der Jagd durch die Hochatmosphäre meiner Heimat, ein vom Wind umhergewirbeltes Bauxit-Blättchen, ein in Schönheit vergehendes Zündfünkchen in der methangeschwängerten Abenddämmerung ...
    Pral mahnte sich zu mehr Disziplin. Er war als Kundschafter an diesen ... Ort? ... vorgedrungen. So groß die Verlockung auch war, sich selbst zu verlieren