Perry Rhodan - 2553 - Die Stadt in der Mitte der Welt
Hindernis gerannt, dann wickelten sich die Fäden des Xerxen um ihn und zogen
sich zusammen. Sie fesselten ihn, drückten ihm die Luft ab, erdrückten seine Beherrschung.
Sinnafoch schrie auf, bäumte sich gegen die Fesselung auf.
Die Fäden zogen sich enger zusammen; er verlor das Gleichgewicht und kippte weg.
*
Es stank.
Die Luft war feucht und klebrig und so schwer, dass Sinnafoch zu spüren glaubte, wie sich in
seinen Lungen ein Gespinst aus Schimmel und Moder bildete.
Er hatte zu spät reagiert und den Helm nicht verschlossen. Die Fäden des Xerxen hatten sofort
die Gesichtsöffnung verklebt, der Motor des Visiers war nicht stark genug, sie zu zertrennen.
Der Xerxen trug ihn auf dem Rücken, an seinen Körper gefesselt - mutmaßte
Sinnafoch - von Tragefäden. Der Vatrox sah die Welt nur in einem Ausschnitt, einem schmalen
Balken, den das Netz des Xerxen ungefähr in Augenhöhe ausgespart hatte. Durch einen Zufall oder
aus einer Laune heraus oder einem kulturellen Diktat der Xerxen-Moral folgend - Sinnafoch würde
es nie erfahren. Selbst dann nicht, wenn er diesen Tag überleben sollte.
Die Xerxen hatten keine Zeit verloren, hatten ihn und Deliachlan von der Bergspitze in ihre
Welt hinabgetragen. Jetzt umgab sie das geisterhafte Dämmerlicht der Welt unter dem Leichentuch.
Das Gefühl des Ersticktwerdens hatte nachgelassen. Die Fäden hatten sich etwas gedehnt, fühlten
sich jetzt wie ein Kissen an, das ihn von allen Seiten umgab. Weich, aber unnachgiebig.
Neben sich sah Sinnafoch für einen Augenblick den silbernen Leib eines Xerxen. Auf dem Rücken
trug er einen undurchsichtigen Kokon aus Fäden. Deliachlan musste darin gefangen sein.
Deliachlan, der Freund, der ihm grenzenlos vertraute.
Sinnafoch konnte sich nicht erinnern, dass ihn jemals ein derart enges Band mit einem anderen
Wesen verbunden hatte. Er hatte im Lauf seines ersten Lebens viele Freundschaften geschlossen,
aber jetzt, gemeinsam mit seinem Gefährten gefangen von den Xerxen, erschienen sie ihm als schal,
nebensächlich.
Deliachlan hatte ihm das Leben gerettet. Deliachlan hatte auf sein bloßes Wort das eigene
Leben in seine, Sinnafochs, Hand gegeben. Das einzige Leben, das das Schicksal dem D'Tar gegeben
hatte.
Er durfte Deliachlan nicht enttäuschen.
Seine Finger schlossen sich erneut um den scharfen Stein. Sinnafoch genoss den Schmerz,
schärfte an ihm seine Entschlossenheit.
Die Xerxen marschierten weiter, stiegen in den Untergrund Konneskis ab. Steile Rampen führten
in den Boden. Es umgab sie das geisterhafte Dämmerlicht, das Sinnafoch von der Oberfläche des
Planeten bekannt war, aber die Luft war frischer, war nicht länger von der faulenden, toten
Vegetation der geschändeten Welt bestimmt.
Sinnafoch atmete tief ein. Sie hatten eine weitere Hürde genommen. Die Xerxen hatten ihre
Kokons nicht an die Äste irgendeines toten Baumes gehängt, um ihre Beute später zu verspeisen. In
einigen Wochen, Monaten oder sogar Jahren.
Dichter Verkehr herrschte auf den Rampen. Durch den Schlitz im Kokon sah Sinnafoch Dutzende
von silbernen Xerxen-Körpern glänzen. Es waren kleinere Exemplare, offenbar keine Soldaten. Sie
machten den größeren Soldaten mit ihrer Beute Platz, ermöglichten ihnen einen schnellen
Durchmarsch zu ihrem Ziel.
Wo mochte es liegen?
Er und Deliachlan mochten sich noch immer in einer subplanetaren Vorratskammer wiederfinden.
Die Xerxen mochten sie dort ablegen, sie einem würdelosen, qualvollen Tod durch Verdursten
überlassen. Einem Tod, dem Sinnafoch wehrlos ausgeliefert wäre. Der Vatrox konnte den scharfen
Stein jederzeit gegen sich selbst richten und sich so schwer verwunden, dass er verblutete. Es
würde ein schmerzloser Tod sein, ein Wegdämmern, nicht unähnlich seinem ersten Ende. Aber es wäre
ein Tod in Schande. Sinnafoch hätte Deliachlan seinem Schicksal überlassen.
Tiefer und tiefer stiegen die Xerxen hinab. Und mit jedem Schritt erlaubte sich Sinnafoch ein
wenig mehr Hoffnung. Tiefer hieß abgelegener. Abgelegener hieß sicherer. Und sicherer hieß
wichtiger. Und genau dorthin wollte Sinnafoch: an den wichtigsten Ort der Xerxen. Dort schlug ihr
Herz. Dort ...
Helles Licht blendete Sinnafoch plötzlich. Der Xerxen, der ihn trug, hielt an. Kalte, klare
Luft strömte in Sinnafochs Lungen.
Wohin hatte man sie ... ?
Deliachlan gab ihm die Antwort. Der D'Tar stöhnte auf, und sein Stöhnen hallte weit und laut.
Eine
Weitere Kostenlose Bücher