Perry Rhodan - 2559 - Splitter des Boesen
Saedelaere.
Die plattesten Worte bei Begegnungen mit Fremdlebewesen. Und doch verfehlten sie selten ihre
Wirkung.
»Ich glaube dir«, erwiderte der Alte. Dann zeigte er anklagend auf Korte Hanner. »Ihm aber
nicht. Dieses Wesen ist für den Untergang der ehemals Prachtvollen verantwortlich. Es und seine
Schergen haben die Stadt in das Entsetzen gestürzt!«
Der Terraner überlegte, wie er reagieren sollte. Solange er nicht genau wusste, was
tatsächlich geschehen war, würde er zu seinem Begleiter halten.
»Korte Hanner ist in meiner Begleitung«, sagte er schließlich. »Von ihm geht keine Gefahr aus
für euch. Dafür verbürge ich mich.«
Der Alte blickte wiederholt von Saedelaere zu dem Jaranoc und zurück. Dann wandte er sich
seinen Gefährten zu und sagte: »Geht zurück und schließt die Lücken in der Verteidigung! Ich
kümmere mich um unsere Gäste.«
Es war augenscheinlich, dass die Angesprochenen eine andere Vorstellung von der
Friedfertigkeit der »Gäste« hatten, aber sie widersprachen nicht. Der Felide schien in der Gruppe
das Sagen zu haben.
In respektvollem Abstand gingen sie an Saedelaere und dem Jaranoc vorbei und eilten zurück zu
der Demarkationslinie.
»Mein Name ist Ino Thalwaaruu«, sagte der alte Felide. »Folgt mir!«
Zusammen schritten sie die prunkvolle Allee entlang, die in eine weitläufige Parkanlage
mündete.
Saedelaere sah kleine Baumgruppen, dazwischen Pavillons mit luftig wirkenden Anbauten, Erkern
und Verzierungen, die über blumengesäumte Wandelgängen miteinander verbunden waren. In der
ungefähren Mitte des Parks glitzerte ein flacher See. Die Pflanzen - Gras, Büsche, Blumen und das
Laub der Bäume - schimmerten bläulich, geschuldet wohl den ständig variierenden
Lichtverhältnissen einer einstmals ewig reisenden Stadt.
Ein wunderbar blumig würziger Geruch stieg Alaska Saedelaere in die Nase. Der Anzug der
Vernichtung hatte das Helm-Energiefeld ausgeschaltet, nachdem sie in das Zentrum vorgedrungen
waren.
Der Maskenträger blieb stehen. Obwohl er die Verhältnisse in der Perlweiß - Stadt aus Bulls
Bericht kannte, war er auf Ähnliches in dem aggressiven und größtenteils versehrten Connajent
nicht vorbereitet gewesen.
Im Park tummelten sich Hunderte Lebewesen.
In kleinen Gruppen lustwandelten sie auf den Promenaden, ließen sich auf Flößen und Gondeln
über den See treiben oder lagerten auf bunten Decken auf dem Rasen.
Sie amüsierten sich, ruhten aus, aßen, tranken und vergnügten sich miteinander. Einige
torkelten umher, wobei sie Teile ihrer Wickelkleider hinter sich herzogen und darunter nackte,
aufgedunsene Körper offenbarten.
Das Geschehen wirkte auf Saedelaere gespenstisch und unwirklich. Wenige hundert Schritte
weiter verendete die Zivilisation in einem Strudel aus Angriffslust und Gewalt - während in
diesem Garten mit aller Macht dem schönen Leben gefrönt wurde.
Korte Hanner stieß einen Grunzlaut aus.
»Warst du hier schon einmal?«
Der Jaranoc blickte angewidert auf das Geschehen. »Ich erinnere mich an den Müßiggang, der in
der Stadt herrschte. Ich sah ihn auf dem Weg ins Museum.« Er kratzte sich an der Brust. Eine
blutverkrustete Schuppe löste sich und verschwand zwischen bläulichen Grashalmen. »Hier war ich
allerdings nie zuvor.«
»Was geschieht hier?«, fragte Saedelaere.
Der Felide war ebenfalls stehen geblieben. Ganz offensichtlich wollte er seinen Begleitern
genügend Zeit einräumen, sich an das Geschehen im Park zu gewöhnen.
»Wir genießen, was uns Connajent, die Prachtvolle, offeriert«, sagte Ino Thalwaaruu mit
sanfter Stimme, als wolle er die Idylle nicht gefährden.
»Die einen genießen«, stellte der Terraner fest. »Die anderen kämpfen. Wieder andere leben
außerhalb des Zentrums und bekriegen sich.«
Der Felide sah ihn aufmerksam an, versuchte wahrscheinlich durch die Sehöffnungen der Maske
Saedelaeres Augen zu erkennen. In seinen bernsteinfarbenen, senkrecht geschlitzten Augen erkannte
der Maskenträger Demut und Weisheit.
»Früher war Connajent ein Hort der Glückseligkeit«, sagte er dumpf. »Nun hat sich vieles in
das Gegenteil verwandelt. Wo man früher wunschlos glücklich war, giert man nun nach des Nächsten
Blut.«
Saedelaere kannte das »Wunschlos- Glücklich«-Prinzip der Immateriellen Städte. Neue Bewohner
verloren nach kurzer Zeit jeglichen Antrieb. Neugierde, Ehrgeiz, Angst - die Grundpfeiler der
Entwicklung - wurden
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