Perry Rhodan - 2560 - Das Raunen des Vamu
er sie meinte. Für ihn war es
nur ein Bild, um ihr klarzumachen, dass er mit ihrem eingeschränkten Blickwinkel nicht
einverstanden war.
»Du meinst, wenn Frauen zornig sind, dann stampfen sie mit dem Fuß?«
»Es ist ein altes Vorurteil, und manchmal trifft es zu. Aber so hatte ich es nicht
gemeint.«
»Wie denn?«
»Still!« Er bog die Grashalme am Ende der Wiese auseinander. Keine zehn Meter entfernt wogte
ein Amkarbusch auf und ab. Seine weit ausladenden Zweige verwuchsen schon im ersten Jahr
miteinander, sodass er ein Nest bildete.
»Milija hat einmal gesagt, in so einem Busch steckt immer ein winziges Stückchen eines
Vojariden.«
Porfino sah seine Schwester stirnrunzelnd an. »Milija versteht die Pflanzen gut, und diese
sie. Dennoch ist ein bisschen Vorsicht angebracht. Selbst Milija ist sich nicht immer sicher, ob
sie es richtig versteht. Sieh nur! Da!«
Auf dem Nest oder Horst des Busches flatterten zwei brustgroße Schmetterlinge mit spiraligen
Flügelmustern aufgeregt auf und nieder. Im Nest lag eine einzelne Puppe.
»Das Weinen kommt aus der Puppe!« Parfina wollte es nicht glauben. »Aber darin steckt doch
kein Menschenbaby!?«
»Auf Talanis ist alles möglich. - Sagen sie. Wir empfinden es nur als das Weinen eines Kindes.
Die Schmetterlinge hören es anders.«
Porfino trat an das Nest.
Sein Haar war so bunt wie die Schmetterlinge, sein Mund so gelb wie die Puppe.
Er ließ die beiden Schmetterlinge nicht aus den Augen. Sie gaukelten immer heftiger, das
Weinen im Innern des Kokons wurde lauter. Porfino tastete mit seinen schlanken Fingern über das
Gewebe. Es war sehr hart, viel zu hart für einen Kokon, aus dem ein wundervoller Schmetterling
schlüpfen sollte.
»Ich befreie ihn.«
Parfina fiel ihm in den Arm. »Wir haben gelernt, der Natur ihren Lauf zu lassen. Das gilt
besonders für Talanis. Was hier geschieht, geschieht nicht nur hier.«
»Ja, klar. Auf Zyx fällt der Himmel runter.« Er sah ihr an, dass er etwas nicht besonders
Geistreiches gesagt hatte. »Mist. Auf Zyx gibt es ja auch einen Nebeldom.«
Dennoch - er konnte das Elend nicht mit ansehen, und Parfina sah er an, dass sie genauso
dachte. Sie trat neben ihn an das wundervolle Geflecht mit dem rot und weiß gepunkteten Holz
unter den rosafarbenen Blättern.
Vorsichtig wie bei einem rohen Ei wickelte Porfino die Schichten der Verpuppung nach und nach
ab. Die beiden Schmetterlinge wichen zunächst heftig zurück und flatterten hin und her.
Schließlich besannen sie sich anders. Sie gingen auf Porfino los, attackierten Kopf und Arme.
Parfina stand ihm bei. Sie fuchtelte mit den Armen und hielt die Schmetterlinge fern, bis er
sein Werk vollendet hatte. Als das eine Ende des Kokons aufklappte, hörte das Weinen sofort auf.
Der kleine Schmetterling bewegte sich.
Porfino riss den Kokon weiter auf, bis der Riss groß genug war, dass der Kleine sich mit ein
paar Bewegungen selbst befreien konnte. Ein kurzes Dehnen der Beinchen, ein Schlagen der noch
feuchten Flügel, gefolgt vom Verharren, bis sie ausgehärtet waren, dann flatterte das Neugeborene
lustig nach oben.
Die beiden Erwachsenen ließen von Parfina ab und gaben ihm das Geleit. Einer von ihnen kehrte
nochmals zurück, umschwirrte einmal Porfinos Kopf und surrte dabei heftig.
»Da hast du es. Hilfsbereitschaft wird heutzutage nicht mehr belohnt.«
»Das war schon immer so. Vor tausend Jahren, vor dreitausend Jahren, vor immer Jahren. Um das
Verhalten der beiden Schmetterlinge zu verstehen, brauchen wir keinen Tierversteher und keine
Pflanzenversteherin. Welches Lebewesen will schon gern in dieser Zeit Nachwuchs in die Welt
setzen?«
Porfino wurde nachdenklich. »Ich denke, du hast recht. Das Böse da draußen, das unser gesamtes
Sonnensystem in seinen Klauen hält und alle Menschen geistig versklavt, die nicht sind wie wir,
verändert den Lauf der Welt. Aber ist es auch für den zu dicken Kokon verantwortlich?«
Parfina schüttelte heftig den Kopf. Er nahm sie in den Arm, weil er ihre Verzweiflung spürte,
die sie sich selbst nicht eingestehen mochte. »Gehen wir einfach davon aus, dass es so ist.«
»Nein, nein. Es ist nicht so. Die Lebewesen auf der Insel spüren die Gegenwart von
VATROX-VAMU, auch wenn dieses Wesen sie nicht unmittelbar beeinflussen kann. Aber es ändert ihr
Verhalten. Als das Böse nach Stardust kam, hatte sich der junge Schmetterling schon verpuppt. Die
Eltern haben ihn in
Weitere Kostenlose Bücher