Perry Rhodan - 2563 - Im Zentrum des Feuerauges
entkommen, niemals.
Sichu wandte sich ab. »Wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde, möchte ich mich in meine
Unterkunft zurückziehen, um in Ruhe meine Berechnungen durchzuführen«, sagte sie gepresst. »Ich
habe hier zu viel Ablenkung, um mich ausreichend konzentrieren zu können.«
»Selbstverständlich«, sagte Undarach emotionslos. »Du hast genug getan, Sichu Dorksteiger, und
vor allem eine Ruhepause verdient. Deine Berechnungen können deshalb warten. Die gesamte
Frequenz-
Monarchie ist dir zu großem Dank verpflichtet, und wir werden dir zum gegebenen Zeitpunkt
unsere angemessene Referenz erweisen.«
»Das werden wir!«, wurden mehrere Stimmen laut. »Du wirst als die größte Wissenschaftlerin
aller Zeiten gefeiert werden, sei dessen versichert! Dein Name wird in die Geschichtsarchive
eingehen. Heute wurde der Begriff >Dorksteiger-Effekt< geprägt!«
Sie hätte froh und glücklich sein sollen. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht! Der ehrgeizige
Einsatz, die Beharrlichkeit, die Entbehrungen hatten sich gelohnt.
Doch stattdessen schluckte sie nur mühsam ihre Tränen hinunter. Sie verließ die Zentrale hoch
aufgerichtet, doch innerlich gebeugt wie eine gebrochene alte Frau.
11.
Zwei Versprechen
Die nächste Nachtschicht stand in ein paar Stunden bevor. Sichu wusste, dass sie endlich
ausschlafen konnte. So schnell wurde sie nicht mehr gebraucht, ihr Projekt war abgeschlossen, und
es gab nichts mehr zu tun.
Die Vatrox waren vollauf damit beschäftigt, in den Kugelsternhaufen einzufallen. Das hatte
oberste Priorität.
Doch sie wusste, dass sie trotz ihrer Müdigkeit nicht würde einschlafen können. Sie verpasste
sich eine Dosis Frohwohl, wie sie die kleinen bunten Muntermacher nannte, die sie sich
selbst drehte, um wenigstens ein paar Stunden hochkonzentriert durchstehen zu können, und ging
noch einmal alle Berechnungen Schritt für Schritt durch.
Sichu ließ sich durch nichts ablenken und sah kein einziges Mal auf. Ihr Blick galt nur den
endlos scheinenden Zahlenkolonnen, Messergebnissen und Formeln, die in mehr oder minder
geordneten Mustern über den Schirm wanderten. Auf je einem links und rechts aktivierten Holo
sammelte sie ihre Notizen und Nebenberechnungen, um auf einem dritten Schirm Satz für Satz neu zu
erstellen.
Kurz vor Mitternacht war sie fertig.
Umgehend machte sie sich auf den Weg zu Fyrts Quartier.
*
»Komm herein!«
Sichu betätigte den Öffner, und die Tür glitt sanft zur Seite. Fyrt stand auf der anderen
Seite, in einen fließenden Hausanzug gekleidet, der in der Leibesmitte von einem leichten Gürtel
gehalten wurde und vorn die muskulöse, glatte Brust frei ließ. Er war barfuß und seine Haare
unordentlich. Doch seine Augen funkelten hellwach.
»Ich hätte mich anmelden sollen«, entschuldigte sie sich verlegen.
Er lächelte mit ironisch hochgezogenem Mundwinkel. »Ich habe dich erwartet.«
Mit einladender Geste wies er nach innen, einer der breiten Armreife blitzte kurz im
indirekten, weichen Licht auf. »Komm herein, es ist niemand sonst da, und ich habe sogar
aufgeräumt.«
Zögernd trat sie ein. Fyrts Unterkunft unterschied sich sehr von ihrer. Obwohl sie nichts
Persönliches sah, wie etwa einen Holobildrahmen oder sonst ein Erinnerungsstück, wirkte sie durch
die zusätzlichen bunten Kissen und den Teppich, überhaupt die Art des Arrangements der
Einrichtung sehr viel wohnlicher. Auf die Idee, die Möbelstücke umzustellen, war Sichu überhaupt
nicht gekommen; sie hatte die Unterkunft einfach so genommen, wie sie sie vorgefunden hatte. Und
kaum etwas hinzugefügt.
Habe ich vergessen zu leben?, dachte sie, für einen Moment erschüttert, weil es eine
rhetorische Frage war.
Ausgerechnet Fyrt, der Grüblerische, der Düstere, hatte ihr da etwas voraus! Für ihn gab es
mehr als Arbeit und Freizeitausgleich. Auch Zurückgezogenheit.
Fyrt zog einen Schrank auf, sie hörte etwas klappern und gluckern, dann reichte er ihr ein mit
einer violetten Flüssigkeit gefülltes Glas. Überrascht nahm sie es entgegen und stieß mit ihm an;
wenn sie auch nicht wusste, worauf.
»Nur ein wenig Medizin, du scheinst sie zu brauchen«, meinte er. »Du siehst sehr müde aus.
Wann hast du zuletzt ein paar Stunden durchgeschlafen?«
»Ich kann mich nicht erinnern«, gestand sie. Die Flüssigkeit rann ihr kühl die Kehle hinunter
und breitete sich wohlig in ihrem Magen aus. Augenblicklich fühlte sie sich
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