Perry Rhodan - 2563 - Im Zentrum des Feuerauges
entspannte sich. Der Schnabel klappte leise, er war nur wenige Handbreit von ihrem
Gesicht entfernt.
Sichu regte sich nicht, heftig atmend blieb sie sitzen und starrte zu dem Feind hoch. Sie
fühlte sich verschwindend klein, wie ein Fels ragte er über ihr auf, seine breite Gestalt nahm
ihr ganzes Gesichtsfeld ein. »Na los, du Dämon des Öligen Todes«, stieß sie krächzend hervor.
»Ich bin wehrlos, beende es!«
Als ob eine Schreckgeschichte wahr geworden wäre. Es passte alles zusammen. Dadje Fardwas
hätte die Dramaturgie dieser Szene bestimmt gefallen.
Der Jaranoc öffnete leicht den Schnabel, und Sichu hatte das Gefühl, als würde er wittern.
Dann sagte er: »Barihch.«
Nur ein Wort. Er drehte sich um und ging.
3.
Das Elend danach
Sichu blieb völlig verdattert sitzen und versuchte zu begreifen. Erst nach und nach drang in
ihr Bewusstsein, dass der Kampflärm erstorben war. Die Jaranoc waren von einem Augenblick zum
nächsten verschwunden.
Zurück blieb ein Schlachtfeld, auf dem niemand mehr stand. Überall Leichen, teilweise
schrecklich verstümmelt. Sichus Herz krampfte sich zusammen. Sie konnte erst weiteratmen, als sie
ein Stöhnen und Ächzen hörte und nach und nach einige Gefährten taumelnd auf die Beine kamen.
Ihr Brustkorb schmerzte fürchterlich, als sie hustend aufstand und sich umsah. »Meldung«,
sprach sie mit dünner Stimme in den Funk und legte stützend den Arm um ihre Brust. »Wer ist noch
am Leben?«
Es dauerte eine Weile, bis die erste Meldung kam. Gebo Dokk. Nana Aridi. Jundu K'lua. Asim
Löbid. Und so ging es weiter, bis endlich, ganz zum Schluss, eine sehr erschöpfte, vertraute
Stimme sagte: »Fyrt Byrask.«
Sie humpelten aus allen Richtungen herbei; ohne Verletzungen war keiner davongekommen.
»Wer sagte doch gleich, dass die Dreißig eine Glückszahl ist?« Fyrt konnte es nicht lassen,
aber Gebo war viel zu müde, um aufzubrausen.
»Wenn wir hier lebend rauskommen, gebe ich dir eine aufs Maul«, gab er stattdessen ein
Versprechen.
Fyrt grinste, weiße Zähne leuchteten zwischen blutigen Lippen hervor. »Darauf lasse ich mich
gern ein.«
»Nur noch siebzehn«, sagte Sichu leise, während sie mit Nana Aridi zusammen die Medopacks
sammelte und sich daranmachte, die schwerer Verwundeten zuerst zu versorgen.
»Achtzehn«, kam eine neue Stimme hinzu, und Hochalon traf ein. Auch er hatte allerhand
Verletzungen, aber er wirkte bedeutend frischer als seine Schützlinge. So etwas wie Schmerz
schien er nicht zu empfinden oder er hatte sich sehr gut unter Kontrolle. »Und das ist besser als
nichts. Insofern war es eine Glückszahl.«
»Vielleicht wäre eine Unterstützung durch Darturka hilfreich gewesen«, bemerkte Fyrt, der
einer Ashei einen Armverband anlegte.
»Keinesfalls«, erwiderte der Vatrox. »Die Jaranoc wissen nicht, wer ihr seid, und dabei soll
es auch bleiben. Mit Begleitschutz hätten wir sehr viel mehr Aufmerksamkeit erregt.
Wahrscheinlich hätten sie versucht, euch gefangenzunehmen und alles Wissen über unsere Technik
und Forschungen aus euch herauszuholen. Ich habe es darauf angelegt, dass man uns für verirrte,
unbedeutende Passagiere hält, und so haben mehr als die Hälfte überlebt. Andernfalls wären wir
alle entweder tot oder gefangen.«
»Warum sind sie abgezogen?«, warf Sichu ein.
»Sie leben nach einem strengen Ehrenkodex«, antwortete Hochalon. »Sie töten niemanden, der
wehrlos oder unterlegen ist. Das nennen sie Barihch. Der Sieg war errungen. Sie glauben,
der Dschungel wird uns den Rest geben und haben uns deshalb unserem Schicksal überlassen.«
Sichu fragte sich, was der Vatrox getan hatte, um am Leben zu bleiben.
»Aber wie sie gekämpft haben ...«, sagte Jundu K'lua. »Es kam mir so vor, als wären sie nicht
ganz bei sich ... «
Hochalon bewegte die Hand verneinend. »Das Gegenteil war der Fall. Sie geraten in eine
sogenannte Kampftrance, die ihre Sinne extrem verschärft, sie schneller und stärker agieren
lässt.«
»Also sind sie normalerweise unbesiegbar, aber wenn man auf ihren Ehrenkodex baut, kann man
sie austricksen«, schlussfolgerte Fyrt. »Hm. Ob das auf Dauer Erfolge bringt ... Sind sie
Klonsoldaten?«
Hochalon gab darauf keine Antwort. »Beeilt euch, wir müssen weiter. Wir haben einen weiten Weg
vor uns, und es ist wichtig, dass wir das Schiff so schnell wie möglich erreichen.«
Sichu sah Wut und Schmerz, aber auch Verzweiflung auf den
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