Perry Rhodan - 2569 - Das goldene Zeitalter
Erhellung gegeben ist.
Nun, da ich in einem Universum aus Daten schwimme und Teil von ihnen werde. Ich biege und
breche und forme. Ich biege und breche und forme meine eigene Umgebung. Alles ist klar. Keine
Unsicherheit mehr. Keine Zweifel.
»Er lächelt!« Ich erkenne Stuart Lexas Stimme.
Ich lasse dieses verzerrt klingende Etwas hinter mir, begebe mich noch tiefer in jene Abgründe
des Wahnsinns, aus denen es womöglich keine Rückkehr mehr gibt. Die Entscheidung fällt mir
leicht. Alles hier ist profan. Wohlgeordnet. So, dass es einen Sinn gibt. Teilchen fallen
zusammen, streben weg von Entropie und ergeben unumstößliche Starrheit, Gewissheit.
Das Gewitter. Ich erkenne seine Vorbedingungen, sehe die Spuren am virtuellen Horizont. Das
Muster ergibt Sinn, die in absoluten Zahlen festlegbaren Wachstumsraten verteilen sich nach
berechenbaren Schlüsseln. Ich blicke in die Zukunft und lasse die Wolkentürme vor mir
hochwachsen. Da und dort ergeben sich Lücken in Raum und Zeit. Horte der Ruhe, die wichtig
sind, wichtig sein werden, wichtig gewesen sein werden.
»Er schreibt!« Wieder dringt die Stimme eines anderen Menschen an mein Ohr. »Du meine Güte!
Wie bringt er das bloß fertig? Die Speicher füllen sich fast so rasch, als wäre eine Positronik
am Werk!«
Ich vergesse die Worte. Sie gehören nicht hierher. Sie irritieren mich.
Ich fühle, dass ich nicht mehr viel tiefer eintauchen darf in diese Bilder selbst erzeugten
Informations-Wahnsinns. Sie nehmen mich gefangen, umtänzeln mich und schmeicheln mir. Ich könnte
hierbleiben, für alle Zeiten. Bräuchte niemals zurückkehren in diese komplexe, von Schmerz und
Unsicherheit geprägte Außenwelt.
Ich kämpfe gegen das Verlangen an. Ich weiß - ich vermute? -, dass ich mich von falschen
Parametern umschmeicheln lasse. Wenn ich hierbliebe, dürfte ich niemals mehr wieder in andere
Informations-Universen eintauchen. Ich wäre gefangen im Sturm, müsste Werden und Vergehen stets
von Neuem durchleben.
Ich beginne mich zu wehren, lasse mich nach »oben« treiben, mitsamt aller Erinnerungen an
dieses Erlebnis, das wohl kaum jemandem zuvor zuteil wurde. Ich kehre an die Oberfläche der
Realität zurück.
Trotz der Beharrungskräfte, die in diesem gedanklichen Kosmos am Werk sind, schaffe ich den
Ausstieg.
Da sind Stimmen. Gerüche. Jemand fächelt mir Wind zu. Ein schmerzhaftes Piksen am Oberarm
lässt mich vermuten, dass ein Arzt zugange ist.
Noch sehe ich nichts. Es wird eine Stunde oder länger dauern, bis ich meine Umgebung wieder
als Wirklichkeit wahrnehme, und die Zweifel an meinen Wahrnehmungsfähigkeiten werden viel, viel
länger zurückbleiben. Womöglich niemals vergehen.
»Er kommt zu sich!« Ana Leshkov. Na klar! Wozu ist sie schließlich Ober-ÜberÄrztin? »Der Puls
beruhigt sich, die Atmung ebenso.« Pause. »Allem Anschein nach ist er physisch vollkommen
gesund.«
»Physisch ...«, echot Stuart Lexa. Er klingt traurig.
»Mir geht's gut!«, schreie ich, weil mir danach zumute ist. »Greift mich nicht an! Lasst mich
gefälligst in Ruhe!«
Menschen weichen zurück. Ich höre ihre Füße, kann ihr Gestolper und ihr Erschrecken über
meinen unvermuteten Gefühlsausbruch wahrnehmen.
Ich bin in die Wirklichkeit zurückgekehrt und ich befürchte, dass es die falsche ist.
7.
Zweifel
Stuart Lexa ließ den völlig entkräfteten Marten in seine Kabine zurückbringen und ihn unter
ärztliche Betreuung stellen. Ein Medorobot reichte da nicht mehr. Das kranke Datengenie bedurfte
der Überwachung durch ein denkendes, fühlendes Wesen, das all seine Schwächen richtig zu
beurteilen vermochte.
Auch die verschmorten Hände brauchten besondere Pflege. Was immer in diesen Datenkuben vor
sich ging, für die es an Bord der KATARAKT und anderer Schiffe der Stardust-Union nichts
Vergleichbares gab - es bewirkte Schäden an Körper und Geist.
Stuart betrachtete fasziniert den Datenträger, den die Schiffspositronik zusammengestellt
hatte. Er enthielt Informationsmaterial unfassbaren Ausmaßes.
Marten hatte binnen weniger Stunden die hiesige »Wetterlage« bis ins kleinste Detail
ausgekundschaftet und auf die kommenden Stunden hochgerechnet. Er hatte Fluchtwege und
Sicherheitskorridore vorgeschlagen und jene Schlupflöcher mit Zeitangaben versehen, die ihnen
größtmögliche Sicherheit garantierten, sobald der Hypersturm seinen Höhepunkt erreichte.
Bereits in diesen
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