Perry Rhodan - Jupiter
Unhörbarkeit.
Eine große Luftschleuse öffnete sich vor ihnen – Sicherheitsvorkehrung für den Fall plötzlichen Druckverlusts.
Eines Tages würde Ganymed wohl eine angereicherte Sauerstoffatmosphäre aufweisen. Technisch machbar wäre das längst gewesen; ohnehin verfügte der Eismond bereits über eine dünne Sauerstoffhülle, die von der geringen Schwerkraft gehalten wurde. Die Sonnenstrahlung, und mochte sie noch so schwach sein, spaltete Eismoleküle in Sauerstoff und Wasserstoff. Nur der flüchtige Wasserstoff entwich in den Raum.
Das Problem, entsann sich Rhodan, war schon vor einigen Hundert Jahren zerredet worden. Eine atembare Atmosphäre half niemandem, solange die Minustemperaturen weiterhin im für Menschen tödlichen Bereich blieben. Eine Erwärmung würde die Mondoberfläche jedoch mit der Zeit instabil werden lassen. Letztlich wollte niemand aus dem Eismond eine Wasserwelt machen. Das Risiko, einen unumkehrbaren Prozess auszulösen, war zu groß.
Also Hände weg von Ganymed! Der Resident entsann sich, dass Kaci Sofaer mit genau diesem Slogan ihre erste Wahl zur Bürgermeisterin von Galileo City gewonnen hatte. Zu dem Zeitpunkt waren wieder einmal Bemühungen im Gange gewesen, den Mond in seiner Gesamtheit nutzbar zu machen.
Erst nachdem sich die Schleuse vollständig geschlossen hatte, glitt die gegenüberliegende Wand zur Seite.
Eine weitläufige Halle erwartete die kleine Gruppe. Von hier aus verliefen die Röhren der Magnetschwebebahn unter dem Eis bis Galileo City. Rhodan zählte acht Mulden, aber nur in dreien warteten abgesenkte Waggons.
Reger Betrieb herrschte. Ein Heer von Technikern quoll aus einem der Antigravschächte hervor. Im Laufschritt eilten die Männer und Frauen auf einen der Züge zu. Wartungspersonal kam von der anderen Seite heran.
Für einen Moment war es Rhodan, als hätte er einen Mann spurlos verschwinden sehen. Er blinzelte. Aber der Mann war wohl nur von einem größeren Systemholo verdeckt worden, das eine der Stadtkuppeln abbildete. Jetzt trat er jedenfalls zur Seite und ging, wieder sichtbar, im Laufschritt auf den Zug zu, der soeben in der Mulde angehoben wurde.
»Uns steht ein Spezialwaggon zur Verfügung, der uns bis in die Verwaltung bringen wird.«
Die beiden Ganymedaner hatten nur kurz innegehalten, nun schritten sie wieder schnell aus. Rhodan warf einen Blick auf die Messdaten seines Kombiarmbands. Null Komma acht neun Gravos wurden angezeigt. Das war der Standardwert, der ebenfalls für die Kuppelstädte galt, rund zehn Prozent geringer als Terranorm. Einen besonderen Grund für diesen Wert hatte es nie gegeben. Vielleicht das Bedürfnis der ersten Ganymedaner, ihre Eigenständigkeit zu dokumentieren, möglicherweise auch nur technische Probleme in der Anfangszeit der Besiedlung. Jedenfalls war die etwas niedrigere künstliche Schwerkraft beibehalten worden.
Als Mensch, der von Terra kam, fühlte man sich wohl dabei. Insbesondere Bully, der auf diese Weise endlich nahe an sein Normalgewicht kam. Rhodan lächelte in sich hinein.
Es war 10.36 Uhr, als der Salonwaggon zum Stillstand kam. Nur das Rundumholo, das erst Impressionen der Mondoberfläche mit dem Blick auf Jupiter und schließlich die schnell den Horizont ausfüllenden Kuppelstädte zeigte, ließ erkennen, dass das Fahrzeug überhaupt die Station in der Raumhafenbasis verlassen hatte.
»Wir befinden uns nun nahezu im Zentrum von Galileo City, der größten und ältesten der vier Kuppeln«, erklärte die Ganymedanerin. Offensichtlich übersah sie, dass die Besucher nicht aus einem fernen Bereich der Milchstraße angereist waren, sondern schlicht und einfach von Terra. »Die vier Teilstädte sind konzentrisch organisiert mit wirklich großzügig gestalteten Wohnanlagen, aber auch Farmen und anderweitigen Produktionsstätten. In energetischer Hinsicht ist die Stadt mit ihren eigenen großen Kraftwerken autark. Was die Versorgung mit Nahrungsmitteln anbelangt, wird noch einiges importiert. Vor allem Terra und die großen abgeschirmten Gewächsplantagen auf der Venus sind die Hauptlieferanten. Wasser steht uns auf Ganymed natürlich in unbegrenzter Menge und vor allem in exzellenter Qualität zur Verfügung. Es würde sich anbieten, das Wassereis aus großer Tiefe zu fördern und auszuführen. Noch ist unsere Verwaltung aber im Begriff, Ganymed von Einfuhren völlig unabhängig zu machen. Die Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten sprunghaft angewachsen. Derzeit laufen mehrere
Weitere Kostenlose Bücher