Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne
seinem Fehler gelernt zu haben, als er unbewusst die Existenz eines Herren bestätigt hatte.
Wenn er antwortete, dann nur ausweichend oder machte von seinem Trumpfkristall des Vergessens Gebrauch.
»Was hat überhaupt eine getarnte arkonidische Station auf der Venus zu suchen?«, fragte sie. »Weshalb wurde sie gebaut, und wann ist das geschehen?«
»Diese Informationen unterliegen der Geheimhaltung«, sagte der Roboter lapidar.
»Würdest du sie mir geben, wenn dich dein Meister dazu auffordern würde?«
Rico schwieg.
»Wo befindet sich dein Herr und Meister?«
Schweigen.
»Hast du deine gesamte frühere Existenz auf der Venus verbracht, oder bist du zwischendurch auf die Erde gekommen?«
Unbeweglich saß Rico da. Das einzige Geräusch kam vom summenden Antrieb des diskusförmigen Aufklärers und dem leisen Säuseln der Klimaaufbereitungsanlage.
»Rico ist kein arkonidischer Name«, behauptete Soptor grob. »Er klingt vielmehr terranisch. Haben dir die Menschen diesen Namen gegeben? Sag mir, lieber Freund: Könnte es sein, dass sich Spuren deiner Existenz in den irdischen Datenbanken finden?«
Sie hatte mit keiner Antwort gerechnet und erhielt auch keine.
Dafür war nun ihre Neugierde angestachelt. Die Idee hatte sich spontan während des Sprechens manifestiert. Was wäre, wenn sie unvermutet etwas Wahres angesprochen hätte?
Der Rechner ihres Aufklärers verfügte über beinahe unersättliche Speichermöglichkeiten. Seit Tagen zapfte sie alle verfügbaren irdischen Datenquellen an. Selbst in einer Wassertiefe von über fünftausend Metern gelang es den sensiblen Antennen des Aufklärers, Funksignale aufzufangen und auszuwerten.
»Rechner!«, befahl sie. »Suche in den irdischen Datenkomplexen nach dem Namen oder der Bezeichnung Rico! Ich will, dass die Suche bis fünfhundert Jahre ...« Sie warf dem Roboter einen kurzen Seitenblick zu. »Ich korrigiere mich: Weite die Suche bis tausend Jahre in die Vergangenheit aus! Priorisiere historische Ereignisse, die im Zusammenhang mit einem geheimnisvollen Fremden stehen!«
Der Rechner bestätigte.
»Was versprichst du dir davon?«, fragte Rico. »Was würdest du damit gewinnen?«
Quiniu Soptor lächelte. »Wissen«, antwortete sie. »Erkenntnis.«
Kurz darauf erhielt sie eine Liste. Mit plötzlicher Erregung wählte sie willkürlich einen Eintrag aus und las ihn laut vor.
»Im Jahr 1545 entdeckte ein einfacher Lamahirte im heutigen Bolivien zufälligerweise die Ader einer Silbermine. Diese war derart reichhaltig, dass sie zu einer der wichtigsten Einnahmequellen der spanischen Krone wurde und ihr in Europa zu nie gekannter Stärke verhalf. Der Name des Berges, in dem dieser angebliche Lamahirte sie gefunden hatte: Cerro Rico!«
»In der spanischen Sprache bedeutet ›rico‹ ›reich‹!«, belehrte sie der Roboter sofort. »Und ›cerro‹ heißt nichts anderes als ›Hügel‹. Der Cerro Rico hat seinen Namen also zu Recht erhalten, wie mir scheint.«
Soptor ließ sich nicht beirren. Vielleicht täuschte sie sich, aber sie fühlte, dass sie irgendetwas auf der Spur war, was der Roboter nur zu gern in Abrede stellen wollte.
Sie deutete auf einen weiteren Eintrag in der Liste. »Oder noch früher: Im zwölften Jahrhundert wurde in Europa an einem historisch bedeutsamen Weg rund um einen ehemaligen Wachturm ein Dorf gegründet. Es taucht in den Unterlagen als Richesperc oder Ricos Berg auf. Heute nennt es sich Riggisberg. Laut der Legende wurde es von einem geheimnisvollen Fremden gegründet, der damit angeblich die Reise seines Kriegermeisters vorbereitete und unterstützte.«
Sie blickte ihn herausfordernd an. »Tausend Jahre in der Vergangenheit, Rico. Kann es sein, dass du dieser Unbekannte warst? Und wer wäre dann dieser Kriegermeister, von dem die Rede ist?«
Rico lächelte. Zum ersten Mal, seit sie ihm begegnete. Es sah falsch und ... künstlich aus. »Mir scheint, dass dir die aktuelle Situation auf die Psyche schlägt«, sagte er. »Der Versuch ist lächerlich. Genauso gut könnte ich die menschlichen Annalen nach den Begriffen Quiniu oder Soptor durchsuchen und würde wahrscheinlich fündig.«
»Versuch's nur!«, forderte sie ihn auf. »Ich bin sicher, dass du damit nicht über ein paar Dutzend irrelevante Treffer landen würdest.«
Sie zeigte mit einem Finger auf die eingeblendeten Suchresultate. »Oder schau mal hier: Im Jahr 1920 wurde ein Kräuterbonbon namens Ricola kreiert. Es ging auf einen nicht namentlich bekannten Bäcker
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