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Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne

Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne

Titel: Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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breitete sich in Kakuta aus.

9.
    Bernhard Frank
    Terrania, 1. August 2036
     
    Fassungslos stand er vor der weißen Stadt.
    Er hatte viele Bilder von ihr gesehen aus vielen unterschiedlichen Quellen. Pods, Kameras, sogar aus der Vogelperspektive von militärischen oder journalistischen Robotdrohnen.
    Terrania sah genauso aus wie auf den Bildern.
    Und war trotzdem so anders.
    Der Stardust-Tower stach wie ein Fahnenmast ohne Fahne in den wolkenlosen Himmel der Gobi. Ein Symbol. Ein Leuchtturm.
    Die fehlende Fahne prangte an den Oberarmen der Menschen, die ihnen begegnet waren. Nicht den bangenden Wartenden, die in Terrania eingelassen werden wollten und zu denen Caroline und er gehörten, sondern den Offiziellen, meist Chinesen, die das Einlassprozedere regelten. Die Flaggen zeigten das weiße Band der Milchstraße auf blauem Grund.
    »Ein Utopia«, sagte Caroline, die neben ihm stand.
    »Wie?«
    »Terrania. Es ist Rhodans Utopia.«
    Bernhard Frank zuckte mit den Schultern. »Wusstest du, dass die alten Griechen zwei verschiedene Arten von Utopia kannten?«
    »Taten sie das?«
    »Ja. Sie sprachen sowohl von eu-topos, das bedeutete der gute Ort, aber auch von u-topos, was vielmehr ›der Ort, den es nicht geben kann‹ aussagte.«
    »Beides erscheint mir treffend.«
    Frank nickte. Er sog die Bilder, die sich ihm präsentierten, in vollen Zügen in sich auf. Obwohl er nicht vorhatte, in Terrania zu bleiben, beneidete er die Menschen, die bereits eine Binde der Terranischen Union trugen und damit Teil von Rhodans Vision waren.
    Seinem Utopia.
    Für unglaublich viele Menschen stand sowohl Vision als auch Utopia noch buchstäblich in weiter Ferne. Tausende standen vor der Stadt und wollten hinein.
    Bernhard Frank verstand nur zu gut, dass selbst eine in unwahrscheinlicher Geschwindigkeit wachsende Stadt nur eine beschränkte Anzahl neuer Bewohner aufnehmen konnte.
    Die Zeltstadt der Wartenden vor Terrania reichte über eine fast nicht überblickbare Fläche. Der Terranischen Union freundlich gesinnte Staaten, wie die Schweiz und die meisten skandinavischen Länder, entsandten jeden Tag neue Hilfslieferungen für Terrania und der Stadt – dem Slum – vor Terrania. Die Ärzte ohne Grenzen hatten mehrere Hilfszentren eingerichtet, in denen sie die Wartenden medizinisch betreuten und ihnen eine Brücke zwischen Vision und humanitären Problemen schlugen.
    Frank dachte wieder an die Griechen und überlegte, ob eine ähnliche Situation dazu geführt hatte, dass sie sowohl von einem Eutopos als auch von einem Utopos gesprochen hatten.
    So, wie es derzeit aussah, würde Terrania für die einen zu einem guten Ort, für die anderen nie Realität werden.
    Falls sie die Fantan-Krise überstehen, dachte er sorgenvoll.
    Das riesige Gebilde des Fantan-Raumschiffes ragte von ihrem Standort seitlich hinter Terrania auf – so weit in den Himmel, dass sie den oberen Pol nicht sehen konnten. Es stellte sogar den Stardust-Tower buchstäblich in den Schatten.
    Fantan-Flundern flitzten hin und her, brachten die gestohlenen Dinge, die sie »Besun« nannten, in das Schiff, ließen die Menschen vor der Stadt aber unbehelligt.
    Frank wusste aus den Pod-News, dass zuerst große Verwirrung, teilweise sogar Panik geherrscht hatte. Mittlerweile schienen sich die Menschen aber mit dem Status quo abzufinden – und darauf zu hoffen, dass sich die seltsamen Besatzer bald wieder von der Erde zurückzogen.
    »Sie werden uns einlassen«, behauptete Caroline, die seinen sorgenvollen Blick auf das Fantan-Schiff nicht gesehen hatte.
    Frank wischte sich den Schweiß von der Stirn, gab sich alle Mühe, sie zuversichtlich anzulächeln. Seine Tochter hatte sich einen Schal, den ihr jemand geschenkt hatte, um den Kopf geschlungen und verknotet. Ihr Gesicht war leicht gerötet. Caroline behauptete, dass es sich um Bräune handelte. Wie auch immer – trotz aller Strapazen, die sie in den letzten drei Wochen ausgestanden, und der Abenteuer, die sie zusammen erlebt hatten, wirkte sie gesünder und ausgeglichener als je zuvor.
    Caroline war schon als Jugendliche eher ernst und um ihre Mitmenschen besorgt gewesen. Ein Wesenszug, der sich im Polizeidienst verstärkt hatte. Erst jetzt, mit dem Wissen um ihre besondere Gabe, vermochte Bernhard sich ungefähr auszumalen, wie viel Leid und Verzweiflung sie in ihrem jungen Leben bereits gesehen hatte.
    Und nun stand sie neben ihm, den improvisierten Turban um den Kopf geschlungen, die Augen auf den mächtigen Stardust-Tower

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