Perry Rhodan Neo 013 – Schatten über Ferrol
vor dem Gesicht herum. »Die Dinge passen nicht zueinander. Da ist auf der einen Seite die Größe dieser Station, die doch scheinbar nie komplett genutzt wurde. Und dann das Alter der Spuren – es verwirrt mich. Diese Anlage, die DNS-Spuren ... das hier ist alles alt , so wie die anderen Hinterlassenschaften, die man im System gefunden hat.«
»Und der Aufklärer?«
Crest lächelte ein feines Lächeln. »Aha, Sie haben mitgedacht. Der Aufklärer stammt von der AETRON. Viel jünger, viel moderner, aber ebenso arkonidisch.«
»Und die eigenartige ... Frau, war die ebenfalls eine Arkonidin?«
Crest trommelte mit den Fingern auf den metallischen Stab, der den Rahmen der Sitzfläche des Stuhls bildete. »Ja. Der Beschreibung nach muss es sich um Quiniu handeln. Sie war ein Besatzungsmitglied der AETRON.«
»Arkonidin?«
»Sie sind sehr neugierig. Ja, sie war – oder besser: ist – eine Halbarkonidin. In vielen Dingen haben wir Arkoniden die Grenzen, die Sie noch zwischen Hautfarben ziehen, hinter uns gelassen.«
»Da werden wir in zehntausend Jahren zweimal von Außerirdischen besucht«, überlegte Michalowna laut, »und beide Male handelt es sich um Arkoniden. Wie wahrscheinlich ist das?«
Crest seufzte. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich vermute, dass sie hier alle dasselbe gesucht haben ...«
»Dasselbe wie Thora und Sie, richtig?«
Crest antwortete nicht.
»Die Arkoniden kommen in unser Sonnensystem, weil sie alle dasselbe suchen«, hakte Michalowna nach. »Es ist die Untersterblichkeit. Was ist an der Erde so besonders, dass sie im Fadenkreuz dieser Suche liegt? Warum wissen wir Menschen nichts davon, aber die Arkoniden? Crest, sagen Sie ehrlich: Was steckt hinter dieser Suche?«
Der alte Arkonide zögerte. Er faltete die Hände, räusperte sich, dann legte er die Hände wieder auf die Lehnen. »Michalowna, ich ...«
Sein Geist öffnete sich. Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte Michalowna den Eindruck, als würde ein großes Tor in seinem Gehirn auffliegen, und alle Bilder, alle Erinnerungen lagen vor ihr. Er war bereit, ihr zu erzählen, was hinter allem steckte ... In diesem Moment öffnete sich die Tür.
Allan D. Mercant betrat den Raum. »Michalowna, Crest!« Er machte die Andeutung einer Verbeugung vor jedem der beiden. Dann wandte er sich dem Arkoniden zu. »Crest, wir brauchen Sie. He Jian-Dong ist endlich so weit – und wir brauchen Ihre Expertise.«
Crest seufzte, stand aber langsam auf. Stehend schaute er zu Michalowna hinüber. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so abrupt verlasse.«
Mercant schaute die beiden an. »Miss Michalowna, Sie können uns gerne begleiten.«
Sie blickte zu Crest und Mercant. Crest nickte ihr fast unmerklich zu. Sie erhob sich, schaute zu Crest hinüber. »Wir werden dieses Gespräch fortsetzen«, raunte sie dem Arkoniden zu.
»Ja, das werden wir.«
Beide folgten Mercant aus dem Raum.
Der Raum war wieder leer. Und als er allein war, schien es für einen Moment so, als würde er summen, um seine Einsamkeit zu übertönen.
6.
Im Gefangenenlager
Ferrolia
Von Anfang an wussten sie, dass die Aussichten auf Erfolg ausgesprochen gering waren. Die Ferronen hatten versucht, das Joch der Topsider zumindest in diesem Lager von den Schultern zu schütteln – und sie waren gescheitert.
Lefarg schaute ihre kleine Schar an. Brellon, der kaum mehr als ein Kind war. Die Topsider hatten ihn gefangen genommen, weil er versucht hatte, Nahrung aus einem topsidischen Transporter zu stehlen. Die Topsider kannten kein Mitgefühl, sie hatten ihn zu den Erwachsenen in das Lager gesteckt – und zu derselben Arbeit wie die Erwachsenen eingeteilt. Lefarg fragte sich jeden Tag, wie lange der Kleine das durchhalten würde.
Katmos, die schlanke Frau mit den entstellenden Wunden im Gesicht, hatte ihren Mann daheim versteckt, der von ihr nach einer Schussverletzung aus dem Krieg gegen die Topsider gepflegt wurde. Die Topsider hatten ihr Haus gestürmt, ihren Mann getötet und sie gefangen genommen – aber sie hatte sich gewehrt. Von dieser Tat berichteten die Wunden in ihrem Gesicht. Sie sprach nur wenig über die Vorgänge, einige Worte immer nur, dann schwieg sie wieder und schluckte die Tränen hinunter.
Kallak, der dicke Händler. Er hatte versucht, Waffen an den Untergrund zu liefern. Wahrscheinlich war das der erste Handel seines Lebens, bei dem es ihm nicht um Profit gegangen war. Er hatte gehofft, in den Reihen der Topsider korrupte Offiziere zu
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