Perry Rhodan Neo 013 – Schatten über Ferrol
noch?«
»Fast fertig, Rhodan, fast fertig.« Hektisch betätigte der Ferrone weitere Schalter an der Konsole. Ein Summen erfüllte den Raum. Der Torbogen veränderte seine Farbe, elektrisches Knistern ließ Staubflocken entflammen, die sich beim Herunterstürzen der Decke auf dem Bogen festgesetzt hatten. »Er funktioniert!«
Im Bogen flackerten Blitze, dann schien sich irgendetwas stabilisiert zu haben. Rhodan kniete neben dem verletzten Ferronen nieder und lud sich den Bewusstlosen vorsichtig auf die Arme. Das Aufstehen fiel ihm schwer. Zu seinem erhöhten Körpergewicht kam das Gewicht des Ferronen. Nicht schlimmer als der Andruck beim Start zum Mond ... , machte sich Rhodan selbst Mut.
Tschubai und Sengu wichen von der Tür zurück. Auf der anderen Seite waren Schritte zu hören, dann versuchte jemand, die Tür aufzutreten. Die Trümmer verhinderten, dass sie in einer einzigen Bewegung aufglitt.
»Weg da!« Beide sprangen auf Rhodans Befehl hin zurück. Keinen Augenblick zu spät. Die Tür wurde um das Schloss herum rot glühend.
Chaktor nahm vor dem Transmitter Aufstellung. Rhodan mit dem Bewusstlosen auf den Armen folgte ihm, dann kamen Tschubai und Sengu.
»Und nun?«, fragte Rhodan Chaktor.
»Wir treten durch den Transmitter hindurch.«
»Wohin führt der uns?«
»Fort«, antwortete der Ferrone lakonisch.
»Überall ist es besser als hier ...«, konnte Sengu noch bemerken. Dann machten Chaktor und Rhodan den Schritt hinein ... und verschwanden. Sengu und Tschubai folgten ihnen auf dem Fuß.
5.
Träume niemals von daheim
Erde; 3. August 2036
Es war Nacht in der Unterwasserkuppel. Eigentlich war es keine Nacht im klassischen Sinn, denn hierher gelangte das Sonnenlicht nie. Die Unterwasserkuppel und der sie umgebende Boden des Ozeans wurden durch künstliches Licht erleuchtet. Und es war auch künstliches Licht, das dem Ablauf der Zeit hier unten seinen Stempel aufdrückte.
Drei Schichten waren rund um die Uhr in der Kuppel eingeteilt. Eine Achtstundenschicht arbeitete, eine Achtstundenschicht schlief, eine Achtstundenschicht hatte frei. Eigentlich hätte also zu jeder beliebigen Zeit ein Drittel der Menschen unterwegs sein müssen, um die Kuppel zu erkunden oder sich zu amüsieren; sie hätten sich mit dem Versuch beschäftigen müssen, die Zeit totzuschlagen.
Aber dem war nicht so. Die mentale Prägung durch die Sonnenzeit auf der Erdoberfläche pflanzte sich unter Wasser fort. Es gab hier unten eine Nacht – nicht in den Abläufen der drei Schichten, nicht in der Handhabung der Beleuchtung, nicht in der Bewegung des Wassers, aber in den Gemütern der Menschen. Man hatte die Menschen gemeinsam mit der Ortszeit hierunter verfrachtet, so als wäre es das Natürlichste der Welt, und so war nachts hier unten deutlich weniger los als tags .
Die Unterwasserkuppel war groß. Die Militärs hatten geschätzt, dass man bequem tausend Personen für längere Zeit hier unterbringen könnte. In Notfallsituationen wäre das auch für einige Wochen auf bis zu zehntausend Personen ausweitbar. Daher wirkte die Station immer noch unterbesetzt. In bestimmten Teilen war hektische Betriebsamkeit zu spüren, in anderen Teilen sah man nur zwei oder drei müde Gestalten, die ihrer Arbeit nachgingen. Das Leben war hier noch nicht wieder eingezogen – wenn diese Anlage jemals voll besetzt und belebt gewesen war.
Es gab laute Orte, und es gab stille Orte hier unten. Und es gab auch einige Orte, die summten.
Crest saß mitten im Transmitterraum auf einem Klappstuhl, der sicherlich aus militärischen Beständen irgendeiner europäischen Nation stammte. Stühle dieser Art, welche die Menschen Regiestühle nannten, gab es auf Arkon auch. Nur wäre dort niemand auf die Idee gekommen, einem militärischen Utensil einen Namen zu geben, der aus der Kulturszene stammte.
Crests Rücken lehnte in dem Stoffband, das zwischen das metallene Gestühl gespannt die Lehne dieser Art Stühle darstellte. Crests Arme lagen auf den beiden Lehnen, seine Beine waren ausgestreckt. Ab und an hob er die Arme von den Lehnen, spreizte die Finger, presste die ausgestreckten Finger beider Hände gegeneinander, löste den Druck der Fingerspitzen gegeneinander und nahm die Hände wieder auseinander. Dieses Spiel wiederholte sich alle paar Minuten; die Arme hoben sich, die Finger wurden gespreizt, die Finger drückten gegeneinander, der Druck löste sich.
Crests Atem ging ruhig und gleichmäßig. Seine Augen waren geschlossen. Er lauschte.
Weitere Kostenlose Bücher