Perry Rhodan Neo 013 – Schatten über Ferrol
nehmen! Sie stand auf und zielte durch das Fenster nach draußen auf einen beliebigen topsidischen Soldaten.
»Das letzte Widerstandsnest ist gefallen. Woher nehmen diese Ferronen den Glauben, wir würden sie schonen?« Kermos-Delk ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Die Feuer waren gelöscht. Die Instandhaltungsarbeiten würden beginnen, wenn die Aufständischen bestraft waren und im Lager wieder Ruhe eingekehrt war.
»Und dann?« Trker-Hon trat neben den Lagerkommandanten. Auch er ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Was er sah, waren aber nicht Aufstandsnester oder Anlagen, die zu retten waren, sondern ein Krater auf einem kleinen Mond eines fernen Planeten, über den man einen Schutzschirm gespannt hatte, um etwas Atmosphäre halten zu können. Das Einzige, was ihm gefiel, war die niedrige Schwerkraft. Die Last der Jahre ist so leichter zu tragen, dachte er oft.
»Wenn das Lager wieder instand gesetzt ist, werden alle Gefangenen getötet.«
Ob dieser Eröffnung war Trker-Hon einen Moment lang sprachlos. »Warum?«
Kermos-Delk drehte sich in seine Richtung. So konnte man den Ansatz der Narben sehen, die am Hals begannen und im Kragen verschwanden. Trker-Hon hatte nie erfahren, in welchem Krieg, in welcher Schlacht der Lagerkommandant diese Verletzung erhalten hatte. Aber Kermos-Delk hatte es abgelehnt, seinen Hals durch plastische Chirurgie reparieren zu lassen. Er trug die Narben wie einen Orden, wie eine Auszeichnung – was umso eigenartiger war, als bekannt war, dass er seine militärischen Auszeichnungen nie auf der Uniform trug.
»Die Ferronen sind dann überflüssig.«
Trker-Hon wusste, dass diese Worte nicht bösartig gemeint waren. Sie spiegelten genau das wider, was Kermos-Delk zu den Grundzügen seines Denkens gemacht hatte: Effizienz, um jeden Konflikt zu gewinnen. Härte, um Schwäche zu zerquetschen. Schnelligkeit der Entscheidungen, da im Kampf derjenige unterliegt, der nachdenkt.
»Wie können Lebewesen je überflüssig sein?«
»Schauen Sie hinaus!« Kermos-Delk wies auf das Lager. »Die Ferronen haben sich gegen uns aufgelehnt. Jeder Ferrone dort draußen könnte noch leben, wenn sie nicht versucht hätten, den Gewinner des Krieges anzugreifen. Da unten auf Ferrol, überall in diesem System gibt es topsidische Soldaten, deren Versorgung schwierig ist. Es mangelt uns an den Möglichkeiten, alle unsere Truppen zu versorgen. Und warum mangelt es uns daran?« Er beantwortete seine Frage gleich selbst: »Weil die Ferronen unsere Nachschubwege abschneiden, unsere Transporte überfallen und Nahrung stehlen .«
»Vielleicht haben sie Hunger?«, fragte der alte Topsider.
»Pah. Erst werden die Sieger versorgt. Und wir sind die Sieger in diesem Kampf.«
Bei der Sozialen Weisung, dachte Trker-Hon, dieser alte Haudegen ist blind für das, was hinter dem Wort der Weisung liegt. »Aber der Kampf ist doch vorüber«, gab Trker-Hon zu bedenken.
»Für uns – ja. Für die Ferronen – nein. Sie haben gezeigt, dass sie nie friedlich sein werden. Wenn nur ein Funken der Hoffnung in ihnen brennt, einen Topsider zu besiegen, werden sie nach der nächstbesten Waffe greifen und kämpfen. Nein, sie sind Unbelehrbare . Wir können sie niemals freilassen – und für eine Gefangenschaft ist der Preis zu hoch, den wir dafür zahlen. Sehen Sie ...« – er wies hinaus auf das Lager –, »... dies alles wäre nicht gebaut worden, wenn es keine ferronischen Gefangenen gäbe, und es wäre nicht vernichtet worden, wenn es keine ferronischen Gefangenen gäbe.«
Trker-Hon musste sich anstrengen, um auf die Entfernung mit dem einen Auge das Gefangenenlager scharf und deutlich zu sehen. Der Anblick, der sich ihm bot, erinnerte eher an einen Käfig für Haustiere als an einen Ort, an dem denkende Wesen leben konnten. Trotzdem war das besser als der Tod ... »Und sie einfach weiter gefangen zu halten?«
»Einem anderen als Ihnen gegenüber würde ich das nie zugeben, Weiser.« Der Kommandant drehte sich ihm zu. Trker-Hon mochte es nicht, wenn er die Narben so aus der Nähe sehen musste. Es erzeugte eine eigenartige Art Unwohlsein in ihm. Er hatte den Eindruck, als befänden sich diese Narben nicht nur auf dem Körper des Topsiders, sondern als hätten sie sich tatsächlich tief in seinen Geist und seine Seele eingegraben. »Es geht hier um Ressourcen . Wenn die Ferronen nicht mehr erbringen, als sie kosten, sind sie eine Ausgabe, eine reine Ausgabe.«
»Und wenn sie irgendwann zu einer ...
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