Perry Rhodan Neo 013 – Schatten über Ferrol
aber auf Dauer war es anstrengend, vor dem Ferronen zu knien. »Ein andermal können wir uns darüber unterhalten, was uns unterscheidet und was uns verbindet. Im Moment bin ich mehr an ferronischer Geschichte interessiert. Erzählen Sie mir bitte mehr von dem Sonnenfeuer und dem, was danach passierte.«
»Echsen, Echsen, Echsen, so weit das Auge blickt.« Tschubai senkte seinen Kopf wieder hinter das Fenstersims.
»Ich hoffe, sie können Sie nicht sehen?« Chaktor war besorgt.
»Ich schaue aus einem dunklen Raum hinaus auf eine Wüste auf Rofus. Meine Haut ist dunkel. Ich werde nicht beleuchtet. Wenn die Topsider keine optischen Fähigkeiten besitzen, die uns völlig entgangen sind, dann ...«
»... sind Sie nicht zu sehen. Entschuldigen Sie.« Chaktor wirkte wirklich ein wenig zerknirscht.
»Ich dachte, Sie vertrauen darauf, dass wir Hilfe von etwas bekommen, was uns leitet – das Licht ?«
»Darüber macht man sich nicht lustig.«
»Chaktor. Ich komme von einem Planeten, der Lichtjahre von Ihrem Planeten entfernt ist. Meine Kultur kennt völlig andere Regeln und Tabus. Unsere Religionen, unsere Weltanschauungen müssten eigentlich weit auseinanderliegen – von unserer Biologie erst gar nicht zu sprechen. Doch was finden wir unter dem Licht der Wega: Menschen mit blauer Haut.«
»Komisch, wir finden uns eher bläulich ...«
Tschubai schaute ihn verwirrt an. Erst dann sah er, dass sich Chaktors Mundwinkel zu einem Lächeln hoben. Ein Scherz! Er hat wirklich einen Scherz gemacht! , dachte er. Wir sind uns viel ähnlicher, als ich je erwartet hätte. »Chaktor – Sie glauben nicht, wie viele Kriege es auf der Erde gab, weil Menschen einer Hautfarbe glaubten, dass sie Menschen einer anderen Farbe beherrschen, ausrotten oder ausbeuten dürften.«
»Bei uns war es nicht die Farbe der Haut, sondern die Kultur, die Grenzen erschuf, wo keine hätten bestehen müssen«, antwortete Chaktor. »Der Hetar hasst jene, die nicht aus dem Gebirge kommen. Der Lorar verabscheut jene, die nicht wie er die Sprache drechseln und verfeinern können. Die Timkani sind allen gegenüber verschlossen, die nicht ihre Sicht von Kleidung und Haartracht teilen. Die Sicha schauen wortwörtlich auf jene herab, die kleiner sind als sie. Und die Warani lachen über jene, die ihrer Meinung nach Knechte der modernen Technik sind und den Kontakt zur Natur verloren haben.«
Wie bei uns auf der Erde ... , dachte Tschubai. »Dann unterscheidet sich Ihr Planet noch weniger von unserem, als ich vermutet habe. Auch bei uns schaut man erst auf das, was uns trennt, anstatt auf das, was verbindet.«
»Aber Sie haben es geschafft, die Leere zwischen den Welteninseln zu überwinden. Sie sind in ein anderes Sonnensystem geflogen!«
Tschubai unterdrückte ein Husten. Oh! Mit einem gestohlenen Raumschiff einer Welt entkommen, die jetzt schon vernichtet sein könnte, vergangen in einem planetenumfassenden Atomkrieg, ausgelöst von den Streitigkeiten um den Besitz an der Technologie der Arkoniden. Wir bringen das Licht ... was für eine eigenartige Vorstellung. »Chaktor, wenn ich Ihnen verspreche, dass ich Ihnen die ganze Geschichte ein andermal erzähle – würden Sie mir das glauben? Ich will Sie nicht belügen, daher ist es besser, ich sage nichts dazu.«
»Es ehrt Sie,« kommentierte Chaktor, »dass Sie nicht einfach versuchen zu behaupten, es gäbe Dinge bei den Trägern des Lichts, die ich nicht verstehen könnte, daher könnten Sie sie mir nicht erzählen. Sie sind ein ehrlicher Mensch. Danke.«
»Das habe ich lange nicht mehr gehört ...«
»Ihr Sonnensystem ist nicht friedlich?« Der Ferrone bohrte noch einmal nach.
Tschubai rutschte ein wenig an der Wand herunter, sodass er bequemer sitzen konnte. »Chaktor, ich verspreche Ihnen, dass wir irgendwann in Ruhe eine Unterhaltung zu diesem Thema führen werden. Im Moment habe wir andere Probleme.«
»Richtig.« Chaktor deutete zu dem Fenster hinauf. »Noch einen Blick auf unsere Echsen-Freunde, bevor wir den Standort wechseln?«
Tschubai erhob sich und schaute erneut aus dem Fenster, hinaus auf den Platz vor dem Wüstenfort, wo die Topsider weiterhin militärisches Gerät ausluden.
»Die Sonnenfeuer waren wohl Atomwaffen. Die Erinnerung an diese Phase unserer Geschichte ist von Mythen überlagert. Viele Städte sind damals in Asche vergangen. Unfassbare Szenen haben sich abgespielt. Innenstädte wurden zu Staub und Asche, auf Generationen wurden immer wieder missgestaltete Kinder
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