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Perry Rhodan Neo 016 - Finale für Ferrol

Perry Rhodan Neo 016 - Finale für Ferrol

Titel: Perry Rhodan Neo 016 - Finale für Ferrol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Mund. Oder seine Schnauze?, durchfuhr es die Russin. Der Begriff kam ihr falsch vor, so abwertend, als wäre der andere ein bloßes Tier. »Die Unsterblichkeit?«, fragte der Topsider.
    Darja lächelte matt. Sie war erschöpfter als je zuvor in ihrem Leben, und sie wünschte sich, einfach nur schlafen zu können. Mindestens drei volle Tage lang. Schlafen – und vielleicht tatsächlich sterben, alles für immer hinter sich lassen, diesen ganzen Krieg um Welten, die so weit von zu Hause entfernt ihre Bahn durchs All zogen.
    »Es ist eine ... eine Art Redewendung. Selbstverständlich ist keiner von uns Menschen unsterblich.«
    Chrekt-Orn gab eine Art Grollen von sich, dumpfe Laute, die bedrohlich klangen. Seine ganze Körperhaltung jedoch wirkte entspannt. »Dennoch glauben Sie, etwas zu verlieren, was Sie nie besessen haben, wenn eines Ihrer Nachkommen stirbt?«
    »Nicht im wörtlichen Sinn. Aber wir Menschen finden Trost in der Vorstellung, dass etwas von uns in unseren Kindern fortlebt.«
    Der Topsider beugte sich vor, soweit es seine Fesselung zuließ. Er lehnte mit dem Rücken gegen den Stamm eines hoch aufragenden Baumes, der blaugelbe Früchte trug. Sie verströmten einen angenehm süßlichen Geruch, ähnlich einer reifen Ananas. »Es ist also eine Frage der Religion«, vermutete er.
    »Das trifft es nicht. Es geht um ...« Sie brach ab. Ja, um was? Einbildung? Zuversicht? Sentimentalität?
    »Sie wissen selbst nicht, worauf dieser Satz abzielt?« Chrekt-Orns Kiefer bewegten sich, als kaue er auf einem harten Reststück seiner letzten Mahlzeit.
    Womöglich tat er es tatsächlich. Was wusste sie schon über seine Körperfunktionen? Konnte es nicht sein, dass er wiederkäute wie irdische Kühe? »Was bedeutet es für einen Topsider, Kinder zu haben?«, fragte Darja.
    »Ihre Frage überrascht mich. Wieso interessiert es Sie?«
    »Ich will Ihr Volk verstehen. Und Sie.«
    »Dann sind Sie an den Falschen geraten. Ich habe keine Nachkommen.«
    »Ich ebenfalls nicht.« Darja atmete tief aus, und der Gedanke an das, was sie mit diesen Worten verband, weckte einen alten, längst vergessen geglaubten Schmerz.
    »Das ist nicht alles«, sagte Chrekt-Orn.
    Sie erschrak. »Woher ...«
    »Ich sehe es Ihnen an. Darja Morosowa, Sie sitzen stundenlang hier und reden mit mir. Ich glaube, Ihre Mimik inzwischen deuten zu können. Ich weiß, wie Sie denken.«
    Du vermutest also, dass dir einfach so gelungen ist, was ich höchstens ansatzweise von mir behaupten kann? Einen Augenblick lang überlegte sie, aufzustehen und wegzugehen. Wieso sollte sie ausgerechnet mit ihm darüber sprechen, sich ausgerechnet ihm offenbaren? Sie hatte seit Jahren mit keinem Menschen mehr über dieses Thema gesprochen. Aber nun mit einem Topsider? Mit einem Feind, der so un- menschlich war, wie sie es sich nur vorstellen konnte?
    Und dennoch gab es etwas an ihm, an dieser ... Echse, das sie dazu brachte, weiterzureden. »Ich hatte einmal ein Kind.«
    »Es ist gestorben?«
    »Am Tag seiner Geburt. Oder ...« Sie stockte. »Oder schon einen Tag vorher.«
    »Das bedauere ich.«
    »Es war ein Mädchen.« Darjas Finger zupften ein Blatt vom Boden auf und nestelten daran; sie bemerkte es beiläufig, und es war, als beobachte sie eine Fremde dabei. Ihre Hände schienen ein gespenstisches Eigenleben zu führen. »Sie hieß Finja.«
    Die Russin bekam keine Luft mehr, atmete mit weit offenem Mund, versuchte Sauerstoff in ihre Lungen zu saugen, doch ihr Körper weigerte sich. Sterne tanzten vor ihren Augen. Es war schon so lange her. Sie hatte es doch bereits überwunden! Aber in diesem Moment kehrte der Schmerz zurück und mit ihm die Liebe zu dem Kind, das sie nie hatte lachen oder weinen sehen.
    »Das Kind starb also, während es sich noch in Ihrem Leib befand?«, fragte Chrekt-Orn.
    Darja nickte. »Wahrscheinlich am Tag vor der Geburt. An einem dritten November. Sie ... Sie können mit unserer Zeitrechnung natürlich nichts anfangen, aber ...«
    »Reden Sie weiter.«
    »Am nächsten Tag brachte ich Finja zur Welt. Sie war ... tot. Verstehen Sie, das kleine Herz schlug nicht mehr.« Wieso erzähle ich es ausgerechnet ihm?
    Der Topsider lehnte sich zurück. Sein haarloser Schädel rieb an der Rinde des Stammes. Eine Spinne huschte plötzlich über die Stirn und die vorgewölbte Mundpartie. Er störte sich nicht daran. »Sie sagen, Darja Morosowa, dass Sie mehr über mein Volk erfahren wollen. Unsere Frauen tragen die Nachkommen nicht in ihrem eigenen Leib aus. Sie

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