Perry Rhodan Neo 016 - Finale für Ferrol
chirurgisch genauen Feuerschlag anbringen. So knacken wir den Schirm um den Spindelraumer, ohne das gesamte Waffenpotenzial der TOSOMA aufbieten zu müssen. Die Energiekuppel über Terrania wird die Streustrahlung aushalten.«
»Was nichts nützt«, erwiderte Pounder in seinem bekannt bissig-bellenden Tonfall, »solange das zerstörte Schiff direkt über der Stadt abstürzen würde!«
»Richtig, Captain ... wir arbeiten dran.«
Nur konnte sich Pounder eine Lösung dieses Problems nicht vorstellen. Alles, was sie zu tun vermochten, schien entsetzlich unvollkommen. Außerdem schwelte in seinem Hinterkopf die Frage, wer den ersten atomaren Angriff auf die Fantan geführt hatte. Den Medienberichten zufolge, die seine Leute ständig auswerteten, hatte bislang niemand die Antwort darauf gefunden. Das allerdings war ein Problem, um das sich andere kümmern mussten.
Diese Vorbereitungen zu einer finalen Auseinandersetzung mit den Fantan bedrückten ihn schwer. Er hatte stets von den Sternen geträumt, von wundervollen Reisen, davon, die Geheimnisse des Kosmos zu lösen und Wunder über Wunder zu sehen – nicht von kaltem, tödlichem Krieg und Vernichtungsschlachten, die man in militärischen Winkelzügen plante.
Doch er war nicht nur ein Träumer, sondern auch Realist. Ihm war völlig klar, dass in dieser Situation keine andere Wahl blieb. Ihm standen die erstaunlichen Möglichkeiten der TOSOMA zur Verfügung, und er musste sie nutzen, um die Erde zu retten und die Fantan zu vertreiben.
Es war notwendig.
Pounder ließ die Positronik die exakte Feuerkraft für den von dem Spezialisten erwähnten chirurgischen Feuerschlag berechnen. Notfalls, das war ihm klar, musste er zu diesem letzten Mittel greifen.
»Crest!«, rief er plötzlich, als ihm etwas in den Sinn kam, was neue Hoffnung in ihm weckte. »Auf dem Mond ... die AETRON hat dort einen Traktorstrahl eingesetzt und ...«
»Ich weiß, worauf sie hinauswollen«, unterbrach der Arkonide. »Aber ich muss Sie leider enttäuschen. Ja, die TOSOMA verfügt über die Möglichkeit, einen solchen Traktorstrahl einzusetzen. Aber er ist viel zu schwach, um den Fantan-Raumer auch nur einen Meter von seiner Stelle zu bewegen. Wir können ihn damit nicht von Terrania entfernen. Wenn wir den Raumer zerstören, wird er auf die Stadt stürzen, das vermögen wir nicht zu verhindern.«
Es blieb dabei: Die Katastrophe schwelte am Horizont, und es fehlte nur noch ein letzter Funke, um das mörderische Feuer zu entzünden.
Ein Funke, der in genau vierundfünfzig Minuten von den Fantan entzündet werden konnte, wenn das Ultimatum ablief.
Terrania, dachte er, eine blühende Stadt hättest du werden sollen. Wirst du schon jetzt stattdessen ein riesiges Grab?
Hatte er einen Fehler begangen? Wäre es nicht besser gewesen, die Zeit zu nutzen, um die Bewohner Terranias zu evakuieren? Aber hätten die Fantan das zugelassen? Ihnen musste klar sein, dass das ihre Verhandlungsposition entscheidend schwächte.
In diesem Augenblick fingen die Schiffssysteme einen Funkspruch in der Sprache der Fantan auf.
Doch er stammte nicht aus dem Spindelraumer. Auch nicht aus einem der letzten Boote, die noch auf der Erde unterwegs waren. Seine Quelle lag nicht einmal in diesem Sonnensystem, und er war verschlüsselt.
Da wusste Lesly K. Pounder, dass ein Ende des Schreckens noch lange nicht erreicht worden war. Im Gegenteil, es würde schlimmer werden.
Zweites Zwischenspiel
Armageddon ist in vollem Gange
Er stand vor dem Spiegel und schaute in blutunterlaufene Augen. Seine Augenbrauen wirkten heller als sonst. Er fuhr mit der Hand über den Kopf, und ein wenig Weiß rieselte zwischen Zeigefinger und Daumen hervor ins blaue Porzellan des Waschbeckens.
Ascheflocken.
Verkohltes Haar.
Iwan Goratschins Finger zitterten, als er den Wasserhahn aufdrehte. Der Strahl spülte das Weiß hinweg, es verschwand gurgelnd im Abfluss. Iwan ließ Wasser in die hohlen Hände laufen, bückte sich und tauchte das Gesicht hinein.
Es tat gut auf der schmerzenden Haut. Es kühlte angenehm.
»Iwan!«, hörte er. Ishy rief seinen Namen.
Er versuchte zu antworten, doch er konnte es nicht.
Ishy ...
»Hör auf, Iwan!«, hatte sie gesagt auf jenem Hügel in der brennenden Gobi, in Sichtweite des lodernden Fantan-Raumers. Nur dass die Flammen dem Spindelschiff nicht schadeten, genauso wenig wie die vorherige Atomexplosion. »Iwan, es ... es ist vorbei. Wir schaffen es nicht!«
Doch er hatte nicht aufhören können.
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