Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
Achselhöhle juckte es ganz furchtbar. Klebrige Substanz schien sich in seine Poren zu brennen. Doch er würde sich keine Blöße geben, indem er sich kratzte. Weder vor den beiden Kriegsgefangenen noch vor den eigenen Leibwächtern, die in zwei Metern Abstand leblos wie Säulen aufragten. Er war Nerlan, der Große, nicht Nerlan, der Kratzende.
»Ich verschwende ungern Material«, räumte Nerlan ein. »Ressourcen sind kostbar. Deshalb stelle ich euch vor die Wahl. Dient mir oder sterbt.«
Die Zwillinge sahen einander an. Von oben beobachtete Nerlan die vollen blauen Haarschöpfe. Ihm gefiel dieses Haar. Es war selten.
Nerlan zog seine Projektilwaffe. »Was ist? Ihr wisst, dass ich nicht scherze, nicht wahr? Ich zähle bis drei. Eins.« Er machte eine kurze Pause. »Zwei.« Die Pause wurde länger.
»Herr, wir brauchen mehr Zeit …«, bettelte der Bruder.
»Drei.« Nerlan zog durch, es knallte hässlich. Die Kugel bohrte sich von oben in die Stirn des Blauhaarigen. Seine Schwester schrie. Viel Zeit blieb ihr dazu nicht. Der zweite Schuss saß so sicher wie der erste. Nicht einmal der Unfähigste seiner Dradesires hätte auf die Entfernung vorbeischießen können. Doch Nerlan rühmte sich, Meisterschüsse abzugeben. Er durchschlug nur Arterien. Manchmal sackten die Feinde im Kampf so schnell unter seinen Schüssen fort, dass es wirkte, als seien sie entkommen.
»Schade«, murmelte Nerlan und steckte die Waffe weg. Das Brennen unter der Achsel nahm weiter zu. Vielleicht hätte er die Blauhaarigen erst foltern sollen. Wenn er zusehen konnte, wie andere ausgepeitscht oder mit Far-Ruten geschlagen wurden, kribbelte seine Haut gleich weniger. Allerdings hätte er dazu gegen seine eigenen Regeln verstoßen müssen. Das konnte ihn den Respekt seiner Wachleute kosten. Wenn er einmal mit dem Zählen anfing, zog er die Tötung durch, das wusste jeder, der ihn kannte. Konsequenz geht über alles, dachte er mit Bedauern.
Langsam drehte er sich zu seinen Leibwächtern Tarbil und Soot am Zeltausgang. »Schafft sie weg. Und schneidet ihnen die Haare ab. Da lässt sich noch eine Perücke draus machen.«
»Wir Ihr wünscht, Durhai.«
Nerlan sah emotionslos zu, wie die Wächter die Leichen packten und fortzogen. Erst als sein T-Kommunikator einen schrillen Ton ausstieß, regte er sich wieder. In einer einzigen Bewegung zog er das Gerät an sein Ohr. Dabei erkannte er die Senderin. »Rukaar? Ich hoffe, du störst nicht ohne Grund.«
4.
In Nerlans Gewalt
Eine Stunde nach dem Transmitterdurchgang
Es hatte zu regnen aufgehört, trotzdem fühlte sich die Luft kalt und feucht an. Ohne Schutzanzug war Rhodan der rauen Witterung ausgeliefert. Im Gewahrsam der Soldaten vergingen mehrere Minuten zwischen den Ruinen, ehe die Männer und Frauen um ihn herum Haltung annahmen und die leisen Gespräche schlagartig verstummten.
Rhodan zwinkerte unwillkürlich. Auf ihn zu kam der fetteste Ferrone, den er jemals gesehen hatte. Der Blauhäutige trug eine blauweiße Kombination, deren Schnitt altmodisch aussah. Er war fast so groß wie Lossoshér und um die Leibesmitte gut viermal so breit wie Chaktor. Die Geschwindigkeit, mit der sein Gegenüber sich bewegte, wirkte in Anbetracht der Fülle grotesk. Das Gesicht und die Unterarme lagen frei. Seine Haut war dick und vernarbt, an zahlreichen Stellen wucherten Erhebungen, die eher Abszesse als Pickel bildeten. An einigen von ihnen klebte gelbgrüne Flüssigkeit, die teils eingetrocknet war.
»Ich erkenne an deinem Blick, dass wir uns zum ersten Mal begegnen«, sagte der Ferrone trocken. »Aber vielleicht hast du schon von mir gehört? Ich bin Nerlan, der Große. Einige nennen mich auch Nerlan, den Hässlichen. Klingelt da was?«
»Ich bedaure. Nein«, sagte Rhodan knapp. Er hatte zu viel Respekt davor, sich etwas auszudenken, was ihn in die Gefahr brachte, sofort exekutiert zu werden. Schließlich wusste er nicht einmal, auf welchem Planeten oder Mond er sich befand. Vorsichtig bewegte er seine Handgelenke, um die Kunststoff-Handschellen lagen. Auch den anderen hatten die Ferronen die Hände vor dem Körper gefesselt. Noch immer umzingelten sie zehn Soldaten in Tarnanzügen, angeführt von Rukaar und Mar-Ton.
Rukaar trat vor. »Das sind sie, Durhai. Sieh dir ihre Waffen an.« Sie hielt Nerlan Rhodans Arkoniden-Strahler hin.
Nerlan betrachtete ihn eingehend. »Lass die Waffen und Anzüge in mein Labor schaffen. Wir werden sehen, was wir damit anfangen können.« Der fettleibige Ferrone
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