Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit
atmen. Ihre Nahrungsmittel stellen sie selbst her.« Über die Radarstation am Rand der Todeszone schwieg er. Immerhin waren sie noch in Hörweite der beiden jungen Ferronen, und dieses Thema konnte Verdacht erregen.
»Geleitet oder regiert wird dieser Miniaturstaat vom sogenannten Omenvater«, fuhr Chaktor fort. »Er hat der Sage nach diese Caldera entdeckt und für die Besiedlung vorbereitet, die ersten Gebäude selbst gebaut, für einen Maschinenpark gesorgt und so weiter.«
»Welche Rolle spielt er für uns?«, fragte Rhodan.
»Eine etwas heikle Rolle«, sagte Chaktor. »Die Gemeinschaft von Ganashar lebt für sich und aus sich. Gäste und Touristen sind eigentlich nicht vorgesehen. Nur solche, die bleiben.«
»Immerhin leisten wir unseren Beitrag«, sagte Tschubai und wies mit der Hand auf das Feld. »Wir arbeiten, was das Zeug hält, und pflanzen – was eigentlich an? Wega-Gurken?«
»Nein. Mouy«, antwortete Chaktor. »Die Gemeinschaft von Ganashar hat euer Leben gerettet. Sie erwartet als Gegenleistung etwas anderes als das Anpflanzen von ...«
»... Wega-Gurken«, half Thora aus. »Nämlich?«
»Leben«, sagte Chaktor.
»Will man uns irgendeinem ferronischen Moloch opfern?«, fragte Tschubai entgeistert.
Chaktor brach in Gelächter aus. »Im Gegenteil. Ihr sollt leben und euren Beitrag leisten zum Leben der Gemeinschaft.«
»Wie?«, fragte Rhodan.
»Liegt das nicht auf der Hand?«, fragte Thora. »Ganashar ist isoliert. Auch in genetischer Hinsicht. Wir sollen den Genpool der Bewohner bereichern.«
»Oh«, sagte Tschubai. »Da staunt der Landmann.«
Chaktor fragte ihn: »Oder sind Sie etwa nicht bei einer jungen Ferronin untergebracht?«
»Doch.«
Chaktor sah Rhodan an; der nickte. Chaktor fragte Thora: »Und Sie haben einen männlichen Gastgeber?«
»Ja«, sagte Thora. »Und Sie natürlich eine Gastgeberin?«
»Ja«, sagte Chaktor.
»Wann wurden wir von unseren Partnern ausgewählt?«, wunderte sich Rhodan.
»Die Dame meines Hauses hat mir erzählt, dass wir nicht so sehr von ihnen ausgewählt als vielmehr ihnen zugeordnet wurden«, sagte Chaktor.
»Vom Omenvater«, erriet Rhodan.
Chaktor bestätigte. »Ich denke, das ist ein Preis, den wir für unseren Aufenthalt entrichten sollten.« Er warf erst Rhodan, dann Tschubai, schließlich Thora einen Blick zu. »Oder?«
»Wir sollten es hinauszögern«, sagte Thora. »Vielleicht verlieren wir, wenn wir diesen Beitrag erst einmal geleistet haben, an Wert für die Gemeinschaft.«
»Zumindest sollten wir diese Gemeinschaft näher kennenlernen«, sagte Rhodan. »Immerhin sind wir von den Leuten aus Ganashar gerettet worden. Vielleicht brauchen wir ihre Hilfe wieder – zum Beispiel um nach Karbush zu gelangen oder für die Behandlung von Sue und Reg. Ohne die beiden brechen wir nicht auf.«
Thora betrachtete Rhodan eine Weile. Dann sagte sie: »Wir sollten diesen Omenvater kennenlernen. Wer so tief in elementare Lebensvollzüge eingreifen kann, muss über eine erhebliche Autorität gebieten.«
Plötzlich reckte Tschubai sich, legte eine Hand schützend über die Augen und schaute in die Ferne. Rhodan folgte seinem Blick. Ein Fahrzeug näherte sich ihnen, rasch, knapp über dem Boden, merkwürdig wippend. »Ein Luftkissenboot«, sagte Tschubai.
»Nein. Ein Bodeneffektgerät«, verbesserte Thora. »Es benutzt den Auftrieb in Bodennähe und bewegt sich auf der Luftrolle unter dem Flügelprofil.«
»Jetzt, da Sie es sagen«, sagte Tschubai mit sanftem Spott.
Das silbrige Fahrzeug glitt auf sie zu. Es wirkte wie ein Boot aus Aluminium, das man auf einen nicht sehr breiten Deltaflügel gesetzt hatte. Am Heckflügel wirbelte ein Propeller.
Das Bodeneffektgerät bremste und landete keine zwanzig Meter von ihnen entfernt. Der Propeller drehte sich langsamer, wurde aber nicht ganz abgestellt. Zwei Ferronen waren an Bord. Die Kanzel war verglast und schwang nach hinten auf. Einer der beiden Ferronen erhob sich.
Es war Eneida. Sie winkte Rhodan zu. »Rhodan. Sie müssen kommen«, rief sie. »Sofort.«
Rhodan sprang auf und warf Tschubai einen Blick zu. »Wir springen«, sagte er.
»Nein«, widersprach Thora. »Sie sind kein Arzt. Alles Medizinische könnte Eneida besser erledigen als Sie. Sie braucht Ihre Hilfe aus einem anderen Grund. Nichts Lebensbedrohliches.«
»Sie hat vermutlich recht«, sagte Tschubai.
Rhodan nickte. Er rannte auf das Fluggerät zu. Er hörte Yinye spitz aufschreien. Aber da stieg er bereits auf den Deltaflügel und
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