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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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gründen, dachte Guall.
    Der Polykopter stieg und stieg. Das Felsmassiv lag mit der Nacht verschmolzen; Guall verließ sich auf die Navigationsautomatiken der Tekpash.
    Schließlich hatte die Maschine den Grat überwunden. Unter ihnen öffnete sich ein Hochtal. Guall wusste nicht, ob vor ihm jemals Ferronen an diesem Ort gewesen waren. Er bemerkte, wie der Polykopter tiefer ging. Sie mussten dem Ziel nah sein.
    Wenige Minuten später setzte die Tekpash auf. Die Rotoren liefen aus. Die Sauger leerten die Heliumblasen; die Kompressoren arbeiteten noch eine Weile.
    Dann kam die Stille über den Thort. Er war erschöpft, wollte aber nicht schlafen. Er dachte über nichts Besonderes nach, und ungehindert von Überlegungen zur gegenwärtigen Lage kamen ihm Erinnerungen in den Sinn, Bilder seiner ersten Jahre, seines Lebens als Missgeburt, Bilder von Shenidin, dann anderer, die seinem Leben eine neue Richtung oder einen entscheidenden Impuls gegeben hatten: Er sah den Zeitreisenden vor sich, Rhodan, und dessen junge Begleiterin, die ihm das dritte Auge geöffnet hatte; er hörte Lossoshér sagen, er, Guall, werde dem Wega-System Einheit und Frieden bringen, sein erster Thort sein.
    Wie Lossoshér vorausgesagt hatte, war er Thort geworden. Er dachte an all die frühen Kämpfe, die nur neue Kämpfe geboren hatten, als wollte es nie ein Ende nehmen, als hätten sich die Zerstörungswut und eine berauschende Lust an der Vernichtung in das Gehirn sämtlicher Ferronen gefressen. Er dachte an seine Begegnung mit Ke-Lon und mit dem uralten Crest, den nur ein eherner Wille noch am Leben erhalten hatte, eine lichte Flamme Geist in einem ausgebrannten Leib.
    War Guall nicht wie Crest geworden? Was hielt ihn am Leben?
    Der allsehende Thort hatte das Dunkle Zeitalter beendet; er hatte Einheit und Frieden gebracht.
    Oder doch den Vorschein von Einheit und Frieden, denn die Einheit der Ferronen lag im Thort, und kein anderer als der Thort besiegelte den Frieden. Ohne Thort drohten die alten Wunden von Neuem aufzubrechen.
    Vielleicht würde das Wega-System eines Tages auf Guall verzichten können. Aber nicht auf den Thort.
    Guall aber hatte keinen Nachfolger. Natürlich waren unter seinen Mitarbeitern einige, die er für hochbegabt hielt, für charismatische Führerfiguren sogar oder verlässliche Verwalter.
    Aber niemand außer ihm besaß das dritte Auge. Niemand wäre unumstritten.
    Guall musste weiterleben, so oder so.
    Man ließ ihn gnadenlos warten. Guall nickte einige Male ein und wachte jedes Mal müder auf, als er eingeschlafen war.
    Es war kurz vor Sonnenaufgang, als er endlich spürte, dass sich etwas verändert hatte. Er gähnte, reckte seine knacksenden Knochen und schaute in den Himmel von Ambur. Es war ein fahles Blau, glanzlos und bleich, viel weniger intensiv als über Ferrol.
    Guall schien es, als hätten die Demiurgen, von denen das Götzenbeieinander sang, dieses Firmament eben erst skizziert und wären noch lange nicht mit ihm fertig.
    »Warum Ambur?«, fragte er sich halblaut.
    Ohne sein Zutun lösten sich die Verschlüsse des Kanzeldaches. In einer fast instinktiven Bewegung zog Guall die Atemmaske von der Kapuze über sein Gesicht. Das Dach schwang auf. Guall stieg aus. Er spürte die Kälte des amburischen Morgens an den ungeschützten Händen. Der Thermoponcho hielt seinen Leib warm.
    »Sie haben die Weisung gegeben?«, fragte eine Stimme.
    Guall lauschte dem melodischen Klang für einen Moment nach. Seltsam. Alle Eile, alle Zeitnot war ihm abgenommen wie eine bleierne Rüstung. Die Stimme drängte ihn nicht.
    Langsam, mit einer beinahe tänzerischen Bewegung wandte Guall sich um.
    Der Kundschafter war deutlich größer als er. Sein Körperbau wirkte durchaus ferronisch, das Gesicht dagegen strahlte vor Fremdartigkeit. Es wurde von den beiden Augen dominiert, die tiefblauen Glasblasen glichen und weiter nicht strukturiert schienen. Guall konnte ihn nicht fixieren. Der Mund war lippenlos; anstelle der Nase besaß er eine Atemöffnung, die von einer dünnen, fast durchscheinenden Membran bedeckt war, einem organischen Filter vermutlich. Wenn er atmete, hörte es sich an, als zerriebe jemand behutsam welke Blätter. Die Haut war sichtbar geschuppt, hell wie Sand.
    Carfesch trug keinen Schutzanzug. Auch die Hände mit ihren sieben Fingern waren unbedeckt.
    »Ich habe die Weisung erteilt«, sagte Guall und lächelte. »Weisungsgemäß.«
    »Danke!«, sagte Carfesch.
    »Aber es wird einige Zeit dauern, bis wir Ambur

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