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Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit

Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit

Titel: Perry Rhodan Neo 024 - Welt der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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deren Schutz sie fliehen konnten.
    Chaktor griff mit beiden Händen nach dem Saum seines weiten Hemds und zog es in einer Bewegung über den Kopf. Achtlos ließ er es fallen. Er sah über seinen Bauch und über seine Arme und Schultern. Nichts. Chaktor fasste über die Schultern, tastete den Rücken ab, anschließend suchte er den unteren Rücken ab. Nichts.
    Er kniff die Augen zusammen, ging an das Wasser, das sich in einem Becken sammelte. Es war klar. Chaktor drehte sich so, dass er in der spiegelnden Oberfläche seinen Rücken sehen konnte.
    Er fand den Deflektor. Das hauchdünne Material hatte sich in der Mitte seines Rückens festgeheftet. An der Stelle, die für einen Ferronen, der deutlich breiter gebaut war als ein Mensch, nur schwer zu erreichen war. Chaktor versuchte es. Er verdrehte den Oberkörper, seinen rechten Arm. Seine Finger arbeiteten sich Zentimeter um Zentimeter vor, berührten schließlich den Deflektor. Chaktor erkannte ihn daran, dass er weicher als seine Haut war.
    Noch ein kleines Stück weiter ... noch eines ...
    Chaktor stöhnte auf, als ein stechender Schmerz durch seine Wirbelsäule raste. Er biss die Zähne aufeinander und schob den Arm mit einem Ruck weiter in seinen Rücken. Der Schmerz ließ ihn um ein Haar das Bewusstsein verlieren. Doch er bekam den Rand des Deflektors zwischen Daumen und Zeigefinger zu fassen und riss mit aller Kraft daran.
    Das hauchdünne Material löste sich. Der Ferrone schrie auf. Sein Rücken fühlte sich an, als hätte man ein Feuer auf ihm entzündet. Aber er hatte es geschafft: Zwischen seinen Fingern baumelte schlaff und blutverschmiert der Deflektor. Er erinnerte an einen alten Lumpen.
    Chaktor warf ihn in den Bach, verfolgte, wie er in dem Becken versank. Das klare Wasser verfärbte sich, als sich das Blut und die abgerissenen Hautpartien des Ferronen darin verteilten.
    Chaktor sah nicht hin. Er marschierte los, stromabwärts, der Stadt entgegen.
    Seine Stunde war gekommen.

8.
    Homunk
     
    »Er lügt. Carfesch lügt.«
    Homunk wandte den Blick von der Stelle, an der eben noch das Holo mit dem Oberkörper und Kopf des Kundschafters geschwebt hatte. Die Intotronik hatte es für Jymenah entstehen lassen. Homunk hätte seiner nicht bedurft, aber die Zwergin wäre ohne die optische und akustische Hilfe außen vor gewesen.
    »Was bildest du dir ein!«, fuhr er Jymenah an. »Carfesch ist ein Kundschafter von ES! Er ist mir, seinem Obersten Diener, rechenschaftspflichtig. Seine Treue steht außer Frage!«
    »Er weiß, wo diese Quiniu Soptor geblieben ist.« Die Zwergin hatte die Arme verschränkt, wie sie es immer tat, wenn sie im Begriff stand zu widersprechen. »Du hättest mich am Transmitter nicht zurückhalten dürfen, dann wäre das Problem längst erledigt.«
    »Achte auf deine Äußerungen! Sie ist eine Ehrenwerte!« Homunks Ärger war echt. Er war ein treuer Diener seines Herrn. Er erfüllte das Belieben von ES stets peinlich auf den Buchstaben genau. Ehrenwerten durfte nichts zustoßen. Unter keinen Umständen. Auch nicht, wenn sie befleckt waren wie Quiniu Soptor. »Ich durfte nicht zulassen, dass du sie in deinem blinden Zorn verletzt oder sogar tötest.«
    »Wie du meinst. Aber du machst dir das Leben nur unnötig schwer, wenn du mich fragst.« Die Zwergin wirbelte mit einem Fuß den Staub auf, den es in den Straßen der Stadt nicht gab. »Auf jeden Fall lügt Carfesch. Ich spüre es!«
    »Na und? Was bedeutet schon ein Gefühl!« Homunk nahm seine endlose Wanderung durch die Stadt wieder auf. Die Intotronik hatte kein Zuhause. Sie benötigte es nicht. Homunk ruhte in sich selbst.
    Jymenah zischte wütend, aber schloss schließlich zu ihm auf. Die Zwergin rieb sich an ihm, aber noch unerträglicher als Homunks Anwesenheit war ihr seine Abwesenheit. Sie versuchte, immer bei ihm zu bleiben. Aber natürlich gelang es ihr nicht. Sie war ein organisches Lebewesen. Bedürftig. In regelmäßig unregelmäßigen Abständen, wenn die Erschöpfung zu groß wurde, zog sich Jymenah in eines der Häuser zurück und schlief.
    Ihre Schwäche erregte Homunks Mitleid, aber auch – ohne dass er es je vor Jymenah eingestanden hätte – Faszination, ja einen Anflug von Neid. Manchmal erzählte die Zwergin von ihren Träumen, in denen sie mit Callibso wiedervereint war. Ihr Gesichtsausdruck war dabei versonnen, als kehre sie von einer Reise in eine weit entfernte, bessere Welt zurück.
    Wenn dem so war, handelte es sich um eine Welt, die Homunk verschlossen blieb.

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