Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
einen aus seiner Truppe. Die Dreimondkleidung, die er noch immer trug, half sicherlich, den Eindruck eines verwundeten Wutbürgers zu unterstützen, den er wecken wollte.
»Heiler? Aber die Schlacht ...«
Der junge Mann lächelte. »Du warst eine ganze Weile bewusstlos, oder?«, unterbrach er ihn sanft. »Die Schlacht ist längst gewonnen – von uns! Scharfauge hatte völlig recht: D13 war viel zu unvorbereitet aufgebrochen und hatte eine zu schwache Führung, als dass sie sich unserem Hinterhalt lange hätte erwehren können. Sowie wir den ersten ihrer Gleiter vom Himmel geholt hatten, war die Sache eigentlich schon entschieden.« Seine Augen funkelten. »Das Blatt wendet sich, Bruder. Wart's nur ab. Dieses Jahr haben uns die Fahlen Brüder weit mehr als nur ein Fest beschert. Sie waren der Rahmen, innerhalb dessen sich unsere ganze Welt wandeln wird!«
Gihl-Khuan bezweifelte es. Ein Scharmützel allein entschied noch keinen Krieg. Sein Gegenüber schien vor lauter Begeisterung über den kleinen Erfolg den Blick fürs große Ganze verloren zu haben.
»Aber lass uns hier verschwinden!«, drängte der junge Mann. »Der Raumhafen ist nicht weit, und Megh-Takarr hat garantiert schon Verstärkung in der Luft, um uns den Garaus zu machen. Wir sollten woanders sein, wenn sie eintrifft, findest du nicht?«
Dem konnte der Jäger nicht widersprechen. Bereitwillig ließ er sich von seinem Retter aufhelfen und stützen. Ihr gemeinsamer Weg war überraschend kurz. Mit einer Zielstrebigkeit, die den Sichtverhältnissen Hohn sprach, manövrierte der Junge sich und seine Begleitung durch das Chaos. Vor Gihl-Khuans Augen schälten sich brennende Trümmerstücke, verstümmelte Leichen und allerhand Stahl und Gestein aus dem Rauch. Letzteres stammte, das erkannte er sofort, von den umstehenden Häusern. Der Kampf der Rebellen gegen die Einheit mit der Bezeichnung D13 schien auch sie in arge Mitleidenschaft gezogen zu haben.
Dann erstarrte er.
Charr-Kobahl!
Der Subkontroller der Sicherheitseinheit kniete am Ende der Gasse, in der seine Gleiter runtergegangen waren, im Dreck. Blut lief ihm von der Schläfe. Seine Hände waren ihm auf den Rücken gezerrt und dort mittels einer Fessel aus biegsamem, dünnem Kunststoff fixiert worden. Und an seiner Schläfe wartete eine Klinge darauf, die Sache zu beenden.
»Wen bringst du, Snarr-Bekher?«, fragte die Topsiderin skeptisch, die die Klinge führte. Sie war recht alt, trug zweckmäßige, schlichte Kleidung und eine Miene zur Schau, die waffenscheinpflichtig war.
Der junge Mann an Gihl-Khuans Seite winkte ab. »Kein Grund zur Sorge, Astheer-Tau. Mein Freund hier gehört nicht zu denen. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und hat etwas abbekommen. Wo sind die anderen?«
Astheer-Tau schnaubte. »Wo wohl? Längst auf dem Rückweg ins Versteck. Sie fürchten den Zorn des Despoten. Schwächliches Pack!«
»Und du ...?« Er sah die Frau an, deutete aber auf die vor ihr kniende Geisel.
»Ich bringe zu Ende, weswegen ich gekommen bin«, antwortete Astheer-Tau. »Wofür acht unserer Mitstreiterinnen und Mitstreiter heute ihr Leben ließen. Ich sende Sendschai-Karth eine Botschaft – und zwar in der einzigen Sprache, die man dort versteht.«
Charr-Kobahl ächzte, als das Messer in ihrer Rechten seine schuppige Haut berührte. Der Brustkorb des gefangenen Subkontrollers hob und senkte sich sehr schnell. Doch sein Maul blieb geschlossen.
Er gibt ihr nicht die Befriedigung, um sein Leben zu flehen , sagte das Armband in Gihl-Khuans Gedanken. Lieber stirbt er wie ein Mann.
Der Jäger schluckte. Es war offensichtlich, dass, so die Situation nach den Vorstellungen der Topsiderin verlief, des Subkontrollers letztes Stündlein geschlagen hatte. Aber er schweigt. Charr-Kobahl könnte meine Deckung mühelos auffliegen lassen. Ich habe ihn in diese Lage gebracht. Ich gab den Auftrag, der seine Untergebenen in den Tod führte. Doch anstatt mich den Rebellen zu verraten, sagt er nichts?
Sieh genauer hin , raunte das Armband.
Gihl-Khuan konzentrierte sich ... und begriff. Charr-Kobahl war blind! Blut schwamm in seinen Augen. Der Kampf, der ihn seine Soldaten und seine Gleiter kostete, hatte ihm auch das Augenlicht genommen. Und die Hoffnung.
»Tu es!«, zischte der Subkontroller durch zusammengebissene Zähne. Seine Schultern und sein Echsenschwanz zuckten vor kaum noch gebändigter Anspannung. »Du alte, wahnsinnige Hexe, bring es endlich hinter uns! Worauf wartest du, he? Auf
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