Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Lösegeld von Megh ...«
Er sollte den Satz nicht beenden. In einer einzigen, ruckartigen Bewegung versenkte Astheer-Tau das lange Messer in seinem Schädel. Bis zum Griff.
Der Subkontroller stieß ein erschrockenes Gurgeln aus und sackte zusammen.
Gihl-Khuan schluckte. Nur Sieger überlebten.
Frustriert stellte er fest, dass er seinen Kommunikator verloren hatte. »I... ihr habt nicht zufällig einen Kommunikator dabei?«, fragte er seinen Retter leise. »Ich wüsste gern, ob es meiner Familie gut geht.«
Snarr-Bekher zog ein Exemplar mit rudimentärster Funktionsweise aus der Tasche seines Mantels. »Reicht das für den Anfang? Im Hospital dürftest du bessere Geräte finden, bis dahin aber ...«
Gihl-Khuan nickte. »Das reicht«, unterbrach er ihn dankbar.
Snarr-Bekher setzte ihn an der Wand ab und trat zur Seite. Er schien dem Verwundeten seine Privatsphäre gönnen zu wollen.
»Aber beeil dich!«, warnte er. »Megh-Takarrs Schergen sind bald hier, und du brauchst dringend einen Heiler.«
Gihl-Khuan war versucht, ihm bei Letzterem zu widersprechen. Er spürte, wie die Kraft mit jeder verstreichenden Sekunde in seinen Körper zurückkehrte. Kaum hatte sich Snarr-Bekher abgewandt und war zu Astheer-Tau getreten, aktivierte der Jäger das kleine Kommunikationsgerät und kontaktierte einen seiner Informanten. Er hatte überall welche. Man konnte nicht Megh-Takarrs Mann fürs Grobe sein, ohne die richtigen Leute zu kennen.
Aber er griff äußerst ungern auf sie zurück. Zum einen, weil sie eine Variable darstellten, die er nicht kontrollieren konnte. Zum anderen und viel wichtiger, weil er es gewohnt war, allein zu arbeiten. Allein zu sein.
Zwei Minuten später wusste er, was er wissen wollte. Die Beute lebte noch. Gihl-Khuan atmete aus.
Fragt sich nur, wie lange , kommentierte das Armband. Schließlich ist sie in die Kanalisation geflohen. Wenn du mich fragst, wird sich dieser verfluchte Arkonide noch wünschen, in die Gewalt der Soldaten geraten zu sein.
Ausgerechnet in die Kanäle!
Gihl-Khuan sah sich um.
Die Gasse war voll Rauch. Zwar verzog er sich zusehends, doch noch konnte er einem Flüchtenden Deckung bieten – vorausgesetzt, der Flüchtende ging einigermaßen geschickt zu Werke.
Die beiden Topsider waren noch mit Charr-Kobahls Leiche beschäftigt und achteten nicht auf ihn. Sonst konnte er niemanden ausmachen. Gihl-Khuan klaubte ein Strahlergewehr, das vermutlich Charr-Kobahl gehört hatte, vom Straßenpflaster, atmete einmal tief durch und verschwand in den Rauchschwaden.
7.
Stochern im Nebel
Terrania, 15. Januar 2037
Selbst in der Hölle gab es schöne Momente. Lhundup merkte das stets aufs Neue, wenn er seinem Schichtmeister zur Hand gehen durfte. Ai Guo mochte ihn an Jahren – und an praktischen Fertigkeiten – um Längen überragen, aber er war der Einzige im gesamten Trupp der Graber und Schaufler, der den jungen Tibeter wirklich wie einen Kollegen behandelte. Seit Lhundups erstem Tag nutzte der Alte jede freie Minute, um seinen jüngsten Schützling in die hohen Weihen des Bergbaus einzuweisen. Und obwohl Lhundup die Hälfte der gelernten Fachbegriffe und Definitionen nahezu sofort wieder vergaß – was war noch gleich ein Hunt, was stellte man mit einem Rolloch an? –, verlor Ai Guo weder die Geduld mit ihm noch die Überzeugung.
»Ich mach schon noch einen Kumpel aus dir, Luttenfurz«, sagte er, wann immer Lhundup wieder einen Bock schoss. »Wart's nur ab.« Dann strich er sich mit der schwieligen Rechten über das stets bartstoppelige Kinn, griff wieder zur Schaufel und hievte weiter Gestein in die Antigravlore. Lhundup konnte sich nicht entsinnen, je einen fitteren und agileren Mann jenseits der siebzig gesehen zu haben. Sein Name bedeutete »der Patriot« und sei, so hatte Ai Guo selbst erzählt, Ende der 1970er Jahre vielen chinesischen Neugeborenen von ihren Eltern aufgebürdet worden. Nach der Kulturrevolution habe er schlicht dem Zeitgeist entsprochen.
Und dieser Patriot kannte Geschichten. In den Pausen, wenn sie auf die nächste Lore warteten, erzählte Ai Guo oft von früher und seiner Zeit bei der Marine, von dem unsäglichen Zwischenstopp bei der Armee – »viel zu genormt; die wollten keine Leute mit Hirn, sondern stupide Jasager« – oder in den Kohleschächten seiner chinesischen Heimat. Ai Guos Werdegang war einer mit Kurven gewesen.
»Aber es waren gute Kurven, sogar die beim Militär«, sagte er lachend. »Denn schau, wohin sie mich letzten Endes
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