Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Topsiderin stehender Kollege legte derweil auf Kikerren an. Die fliegende kleine Echse entging seinen Strahlerschüssen anscheinend ohne Mühe und verschwand blitzschnell um eine Häuserecke.
»Ich sagte, weg damit!«, wiederholte der Soldat. Seine Hand zuckte leicht, und sofort fing die Waffe in seiner Hand zu summen an. Vermutlich hatte er sie entsichert oder ähnlich schussbereit gemacht. Manoli erkannte eine Drohgebärde, wenn er eine sah.
»Okay«, sagte Manoli leise. Er ging langsam in die Knie, hielt den Strahler ausgestreckt. »Was immer Sie sagen. Wir wollen keinen Ärger.«
Jetzt, Kikerren, verflucht! JETZT!
Die Echse konnte Gedanken lesen, zumindest machte sie in diesen brenzligen Sekunden den Anschein. Kaum hatte Eric den mentalen Hilferuf formuliert, sirrte das smaragdgrüne Schuppenvieh nämlich wieder heran. Der linke Topsider, der die Augen nach ihr aufhielt, hatte nicht mit ihrem Angriffswinkel gerechnet. Als er sich ihrer Rückkehr bewusst wurde, hatte Kikerren seinen Kompagnon auch schon in die rechte Wade gebissen.
Der Soldat schrie auf. Und Manoli drückte ab.
Der Strahl traf nicht, wie er es gehofft hatte. Statt den Topsider frontal zu erwischen und auszuschalten, streifte er nur dessen Oberarm. Der Soldat fiel nicht, er taumelte benommen. Doch er ließ Khatleen-Tarr los. Das musste genügen.
»Zurück!«, fuhr Manoli den rechten Topsider an und zielte mit dem Strahler direkt auf dessen Gesicht. »Waffe weg und drei Schritte rückwärts, hörst du? Ich will dir nicht wehtun, aber ich werde es, wenn ich muss.«
Der Mann warf einen nervösen Seitenblick zu seinem Begleiter, doch dieser war zu benommen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Er hatte die Partikelwaffe verloren, und das bisschen Gegenwehr, das er mit bloßen Händen aufbringen konnte, ging für den – vergeblichen – Versuch drauf, die Flugechse auf Distanz zu halten.
Der linke Soldat ließ die Waffe fallen und seine Geisel los. Dann hob er die Hände. »Ich gehorche, Arkonide«, brummte er.
»Weiter zurück. Noch weiter. Na los!«
Manoli kickte den Strahler beiseite. Er wusste, dass sein spontaner Plan diese Bezeichnung kaum verdiente. Schon jetzt begann Ragh-Tukurr sich wieder zu regen. Nicht mehr lange, und er stand erneut auf zwei Beinen. Wenn sie überhaupt eine Chance zur Flucht hatten, dann jetzt!
»Komm!«, keuchte er und griff mit der Linken nach Khatleen-Tarrs Hand. »Wir verschwinden. Schnell!«
Der ehemalige Stolz des Geleges ließ es einfach geschehen.
Sie rannten, so schnell ihre erschöpften Beine noch konnten. Aber sie schafften es nicht.
Manoli musste sich nicht umdrehen, um das zu ahnen. Er hörte es hinter sich – in den Rufen der Soldaten und dem schnellen Tropp-Tropp ihrer Stiefelsohlen, das der kühle Wind zu ihnen trug.
»Wo ... willst du ... hin?«, rief Khatleen-Tarr an seiner Seite. Die Topsiderin hatte sich wieder einigermaßen gefangen. Die Hände an die Brust gepresst, um ihr Oberteil zusammenzuhalten, sah sie sich immer wieder nach rechts und links um, hielt Ausschau nach weiteren potenziellen Gegnern. Nicht zu Unrecht, wie Eric ahnte. Ragh-Tukurr und die übrigen Soldaten hatten inzwischen fraglos Verstärkung angefordert. Ganz Kerh-Onf wusste vermutlich, wo die zwei Flüchtenden waren.
Noch regte sich nichts zwischen den Häusern und Türmen, an denen Manoli und seine Begleiterin vorbeihetzten. Einzig die Reste des vergangenen Festes – Zeltplanen über verlassenen Marktständen, Abfälle auf verlassenen Straßen – wehten im Wind.
»Erikk«, riss Khatleen-Tarr ihn aus seinen Gedanken. »Wohin?«
Er deutete nach vorn. Kikerren flog keine drei Schritte vor ihnen durch die erst ganz langsam erwachende Hauptstadt und führte sie.
Khatleen-Tarrs Augen wurden groß. Sie sah Manoli an, als habe er den Verstand verloren.
Sie hat uns bereits mehrfach das Leben gerettet , seufzte er in Gedanken. Was brauchst du noch, um ihr endlich zu vertrauen? Khatleen-Tarrs Abneigung gegenüber dem kleinen Wesen wurde langsam albern. Doch Manoli fehlte die Puste, die Topsiderin deswegen zu schelten.
Plötzlich hielt Kikerren an. Wild flatternd verharrte sie in der Luft. Manoli sah, dass sich direkt unter ihr ein ebenes dunkles Quadrat im Straßenpflaster befand. Die vielleicht achtzig mal achtzig Zentimeter messende Fläche war rostbraun und schien aus einer Art Eisen zu bestehen. Er hatte bereits viele Objekte dieser Art gesehen, auch in Khir-Teyal, bislang aber keinen Gedanken an sie verschwendet. Sie
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