Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
hinten regte sich etwas. Eine merkwürdige Stimme stöhnte leise. Der Arkonide.
»Erikk?«, fragte Khatleen-Tarr in die Dunkelheit. Sie klang besorgt – und ein wenig ratlos. »Alles in Ordnung?«
Schweigen. Die helle Mündung des Strahlers zitterte.
»Eric?«
»Lass die Waffe sinken!«, ächzte der Arkonide, und seine schlurfenden Schritte näherten sich. »Der Kerl ist auf unserer Seite. Das ist ein ›Kaltblütiger‹, das hörst du doch. Oh, mein Schädel ...«
Gihl-Khuan setzte sofort nach. »Dann ... dann gehören Sie gar nicht zu Megh-Takarrs Soldaten?«
»Halten Sie Ihren Mund, verstanden?«, zischte die Dirne. Plötzlich spürte er die Strahlermündung an seiner Schläfe und beschloss, ihr den Gefallen zu tun.
»Komm schon!«, drängte der Arkonide. »Das ist nichts weiter als ein Missverständnis. Mach's nicht noch schlimmer.« Abermals stöhnte er. Dem Geräusch nach zu urteilen, das darauf folgte, war er auf die Knie gesunken.
»Bist du verletzt?« Khatleen-Tarr war hörbar nervös. »Wo tut es weh, Erikk? Was ... was kann ich tun?«
Er antwortete nicht mehr, zumindest nicht mit Worten. Die gequälten Geräusche sprachen allerdings Bände.
Gihl-Khuan setzte alles auf eine Karte. »Klingt, als brauche er Ihre Hilfe. Wenn Sie in die rechte Tasche meiner Jacke greifen, finden Sie ein Tragelicht. Damit könnten Sie ihn untersuchen.« Er lachte knapp. »Ich würd's ja selbst rausholen, aber ich schätze, eine solche Bewegung wäre mein Tod.«
Für einen Moment herrschte Stille. Dann sprang Khatleen-Tarr wieder ins Wasser, in dem er reglos saß. Als sie sprach, streifte ihr warmer Atem seine Wange. »Da haben Sie verdammt recht«, knurrte die Dirne, und er spürte, wie ihre freie Hand seine Seite abtastete, nach der Lampe in seiner Tasche suchte. Die Berührung hatte etwas Angenehmes, wie er verblüfft registrierte.
Keine drei Sekunden später schlug das handtellergroße Gerät eine Schneise aus Licht in die Dunkelheit, und Gihl-Khuan kniff die Lider enger zusammen. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Veränderung gewöhnt hatten und er seine beiden Gegner genauer betrachten konnte.
Sie boten einen Anblick, der zu den traurigsten seines Lebens zählte. Khatleen-Tarrs nur notdürftig zusammengehaltene Kleidung war kaum mehr als Fetzen an einem überraschend attraktiven Körper, und sie klammerte sich so fest an den Strahler, den sie nach wie vor auf den Jäger richtete, als wäre sie im Treibschlamm einer Sumpfhöhle eingesunken und die Waffe der Strick, der sie ans rettende Ufer zog. In ihrem Blick wetteiferte Skepsis mit Verzweiflung. Gihl-Khuan war überrascht, wie sehr ihn der Anblick dieses schönen Wesens rührte.
Eric, der Arkonide, wirkte noch armseliger. Er lag auf dem schmalen Steg, der am Kanal vorbeiführte, und hielt sich den blassen Kopf mit beiden Händen. Statt Kleidung hatte er die Überreste der Rrakass-Verkleidung, in der er Gihl-Khuan erstmals aufgefallen war, um die Hüfte geschwungen. Sein Oberkörper war so nackt wie seine Füße und hässlich wie die Nacht.
Das ist der eigenartigste Arkonide, der mir je untergekommen ist , staunte die defekte Positronik.
Gihl-Khuan stimmte ihr zu. Dann schlüpfte er wieder in seine Rolle. »Na los, kümmern Sie sich um ihn!«, wandte er sich an das geflohene Amüsiermädchen. »Ich will Ihnen nichts, ehrlich. Ihr Begleiter hat recht. Wenn Sie gegen Megh-Takarr sind, stehen Sie und ich auf derselben Seite.«
Khatleen-Tarrs Skepsis blieb. »Was machen Sie hier unten? Seit wann kriecht die außerparlamentarische Opposition durch stinkende Abwasserkanäle?«
Er lachte humorlos und nun selbst ein wenig verzweifelt. »Wenn Sie's so genau wissen müssen: Ich krieche nicht, ich flüchte. Wie Sie beide, vermute ich. Ich war auf dem Dreimondfest, wartete auf das Startzeichen meines Zellenanführers, und ...« Dann brach er ab, atmete tief durch. Er brauchte kurz Zeit zum Nachdenken, und zu seinem Glück passte das hervorragend zu der Figur, die er spielen wollte.
Mit wenigen Worten und völlig spontan erzählte er der Frau mit Charr-Kobahls Gewehr daraufhin eine Geschichte. Sie handelte von einem wohl leicht naiven, aber engagierten Mitläufer namens Gihl-Khuan, der zum Terroristen wurde, als er sich von Nachbarn hatte überreden lassen, am Dreimondaufstand teilzunehmen. Doch als die Explosionen begannen, um ihn herum Hauswände einstürzten und er plötzlich wütende und bis an die Zähne bewaffnete Soldaten auf sich zustürmen
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