Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung
Weisheit!«, sagte Moncreiffe. »Wenn Sie das glauben, kennen Sie Mister Rhodan nicht besonders gut. Er ist zu sehr Mensch. Er ist im christlichen Glauben aufgewachsen. Er sorgt sich um die Menschen und wäre sogar bereit, für sie zu sterben. Er kann Leben nicht gegeneinander aufrechnen.«
Der Madagasse starrte sie an, und für einen Moment froren sogar seine Kaubewegungen ein – eine äußerst interessante Mimik, wie Shan-Ti fand. »Glauben Sie das tatsächlich? Dass Ihre Religion etwas damit zu tun hat? Derselbe Glaube, der maßgeblich dazu beitrug, dass alte Kulturen untergingen und Tausende Menschen umgebracht wurden?«
»Jede Religion durchläuft Phasen des Zweifels und des Läuterns. Wir sind Menschen, und wir entwickeln uns. Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst, sagt man in Zentraleuropa, wussten Sie das nicht? Wir sind für die Folgen unseres Tuns selbst verantwortlich, aber auch das Motiv dürfen wir nicht ignorieren. Rhodan wollte uns nicht zurücklassen.« Das silberne Kruzifix glänzte leicht, als sie es zwischen den Fingern drehte.
Wie fremd wir uns alle noch sind, dachte Shan-Ti. Alle sprechen plötzlich von »den Terranern«, aber was sind wir wert, wenn wir uns nicht einmal untereinander verstehen?
»Sie gehen also davon aus, dass Ihr Anführer sich Sorgen um Ihr Wohlergehen hier machte?« Schallempaks leise Stimme klang plötzlich sehr warm und angenehm. »Ich kann Ihnen versichern, dass Ihre Dienstzeit umfangreiche soziale Leistungen sowie alle erdenklichen Freiheiten beinhaltet, ausgenommen die Reisefreiheit.« Er sah von einem zum anderen und seufzte.
»Beinahe jeder profitiert davon, Sie ebenfalls. Aber lassen Sie uns nicht hier herumstehen. Sie haben mir nichts getan, und daher ist es wahrscheinlich egal, ob ich Sie hier in einem Verbindungstunnel oder im Observatorium im Auge behalte. Außerdem habe ich Ihnen versprochen, Sie zu dem alten Mann zu bringen. Und ein Swoon hält sein Wort!«
Er drehte sich einmal um seine eigene Achse, während er einen kleinen Kodegeber aus der Tasche zog, und erstarrte unversehens.
»Oh nein«, sagte er. »Das ist nicht gut. Gar nicht gut. Schnell!« Er deutete mit dem Kodegeber auf den Schutzschirm, und dieser verschwand. »Kommen Sie. Es ist nicht mehr weit.«
Shan-Ti sah in die gleiche Richtung wie Schallempak und spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Ja, wir sollten uns beeilen.«
Durch ein Fensterelement sah sie trügerisch schön und langsam ein gezacktes, glühendes Stück Metall näher kommen. Es überschlug sich mehrmals und trudelte gemächlich heran. Woher es kam? Anne Shan-Ti hatte da so eine Ahnung ...
»Sehr beeilen.«
»Ich grüße Sie, Matriarchin. Sie haben die richtige Entscheidung getroffen.«
Der Kopf des Naats erschien zeitgleich mit den Worten als Holoprojektion vor ihr. Sie betrachtete ihn genau.
Ein Naat.
Einer von ... Milliarden?
Ein Lakai des Regenten, nicht mehr. Und genau das machte ihn so gefährlich. Er würde keine Sekunde zögern, Befehle seiner übergeordneten Instanz zu befolgen, da war sie sich sicher.
»Wer sind Sie, das zu beurteilen? Wahrscheinlich finden Sie auch nichts dabei, eine neutrale Station mit Ihrem Geschwader zu bedrohen und unangemessene Forderungen zu stellen?« Sie gab sich keine Mühe, ihren Zorn zu verbergen.
Das dreiäugige Gesicht zeigte keine Regung. Nur die Lippen bewegten sich flüsterleise, während die Töne voll und dröhnend waren. »Wo Sie gerade von den Forderungen des Regenten sprechen: Halten Sie die auf KE-MATLON verbliebenen Besatzungsmitglieder der TOSOMA zur Auslieferung bereit. Eines meiner Schiffe wird sie abholen, sobald unsere Angelegenheit auf Gedt-Kemar erledigt ist. Ein ungewöhnlich verspielter Name für einen so mörderischen Planeten, finden Sie nicht?«
Belinkhar spürte, wie ihre Beine zitterten. Sie konnte nur das Gefühl nicht festmachen, das sie dazu brachte: Zorn, Angst, Aufregung, Beschämung?
Sie erhob sich aus ihrem Sessel und stellte sich gerade hin, das Gesicht dem Naat zugewandt.
»Sie sind bereits zu weit gegangen. Verschlimmern Sie Ihre Lage nicht! Sie haben galaktisches Recht gebrochen! Wir Mehandor sind neutral. Wir dulden keine Waffengewalt in unserer Sphäre!«
Der Naat schwieg für einen Moment. Hatte sie ihn beeindruckt? Dann wäre es leichter als gedacht gewesen.
»Nun«, sagte der Naat schließlich und machte wieder eine Pause. Der dreiäugige Blick wanderte, und sie wusste,
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