Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
erregende Neugierde und Ungeduld wie immer, wenn er seinen Zoo aufsuchen wollte.
Das Männchen und das Weibchen, derzeit die Lieblingsstücke seiner Sammlung, würden sich bald paaren. Vielleicht hatte er das Ritual schon verpasst. Der Gedanke stimmte ihn traurig. Hastig hob er sein Handgelenk, an dem ein Kommunikations- und Mehrzweckgerät hing. Mit rascher Berührungsfolge aktivierte er den Zugriff auf die entsprechend positionierten Sonden, noch ehe er den Raum auch nur verlassen hatte. So viel Zeit musste sein.
Über dem Gerät baute sich ein dreidimensionales, kopfgroßes Bild auf. Es zeigte zwei Arkoniden in einer Umgebung, die dem unterirdischen Kanalsystem aus seiner Vision ähnelte. Interessant ... Ob sein Unterbewusstsein wohl mehr als nur Erinnerungen aufgegriffen hatte, als er diesen Teil des Zoos entworfen hatte?
Seite an Seite saßen das Männchen und das Weibchen auf grauen Steinen. Eine Mauer schützte sie vor den Blicken anderer Arkoniden, nicht jedoch vor Megh-Takarrs fliegenden Sonden, die sie bei jedem Schritt verfolgten.
Eilig ließ er die Aufzeichnungen im Schnellmodus rückwärtslaufen. Wie es aussah, hatte er den denkwürdigen Moment des Koitus doch noch nicht verpasst. Die beiden hatten lediglich miteinander gegessen, ein wenig geredet, mit anderen Insassen gegen den ausgesetzten Tantor-Bullen gekämpft, sonst aber nichts Besonderes getan, was ihm entgangen wäre.
Gut so. In Echtzeit gestaltete es sich spannender. Die Neugierde des Forschers und Beobachters konnte also doch noch gestillt werden. Erleichtert ging der Despot zurück in den Live-Modus und zoomte das Liebespaar heran.
Er hatte die beiden Arinar und Dehvon getauft, nach zwei berühmten Arkoniden, die vor Jahrzehntausenden in die intergalaktische Geschichte eingegangen waren; ihr Ruhm war sogar bis zu den Topsidern vorgedrungen, ihre Historie trotz aller Fremdheit bei den Arkoniden offenbar einer der klassischen Mythen, auf denen weitere Überlieferungen aufbauten. Dehvon, der stolze Soldat, hatte davon geträumt, einst ein eigenes System mitzubesitzen, in dem er schalten und walten konnte, wie es ihm beliebte. Arinar, die Fürstin, sollte ihm diesen Wunsch erfüllt haben. Dehvon hatte Kriege für sie geführt, doch laut der Aufzeichnungen war das nicht der Grund, warum sie seinem Wunsch entsprochen hatte. Auch hatte er ihr keinen Strahler an die Schläfe gehalten, was für Megh-Takarr mehr als logisch, weil Erfolg versprechend gewesen wäre. Sie hatte ihn geliebt. Welch ein seltsames, verwirrendes und durch und durch irreales Konzept, ein Reich zu errichten!
»Das Tatlira-System, geschenkt aus Liebe«, zischte der Despot. Er dachte oft an diese Geschichte, als wäre sie der Schlüssel, mit dem er die Tür öffnen konnte, die Arkoniden zu verstehen. Deshalb beobachtete er das Liebespaar, wartete auf den Geschlechtsakt, bei dem sich der Sinn vielleicht erschließen würde.
Was machte die Weichhäute aus, wenn nicht ihr Stolz und ihre Fähigkeit zu lieben? Ihm wäre es im Traum nicht eingefallen, einer seiner Gelegegespielinnen auch nur einen einzigen Jall-Sarkirr-Eintopf auszugeben. Geschenke waren Almosen für Schwache. Der Starke sorgte für sich selbst. Nur begriffen das die Arkoniden nicht. Ein Wunder, dass sie dennoch ein Sternenreich errichtet hatten.
Wenn ich diese Liebe doch nur verstehen könnte, dachte er zum ungezählten Mal. Er war sicher, dass sie in der Paarung einen Höhepunkt fand. Er hob den Arm, studierte in der holografischen Wiedergabe das helle Gesicht der männlichen Weichhaut. »Komm schon, Dehvon! Verrat es mir. Was treibt euch Arkoniden an? Was hat euch groß gemacht?« Natürlich konnte der andere ihn nicht hören. Er hätte die Antwort ohnehin nicht freiwillig gegeben.
Das Zischen des Raummelders unterbrach ihn. Jemand wollte ihn sprechen. Megh-Takarr desaktivierte den dreidimensionalen Modus des Bildes, schaltete auf lautlos und drehte sich zur Tür. »Öffnen!«, befahl er. Der Raumzugang glitt auf, und herein trat sein Berater Oric-Altan. »Was ist?« Er gab sich keine Mühe, freundlich zu klingen. Seine Finger strichen über das Gerät an seinem Arm.
Oric-Altan ging wie selbstverständlich zur Arbeitskonsole neben einem der Durchgänge zum rundum verlaufenden Balkon. »Darf ich?«, fragte er knapp und bediente dabei bereits das Schaltelement, das den Boden samt seinem schwammigen Ferr-Durr-Belag durchsichtig werden ließ.
Tatsächlich wurde der Untergrund nur in den Bereichen transparent,
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