Perry Rhodan Neo 031 - Finale für Snowman
aus nächster Nähe ihren Nacken. Dann legte er die Hand hinter ihre Ohren, fühlte am Hals und noch einmal ihren Puls. Tränen traten in seine Augen. Aber er machte keine Anstalten, es zu verbergen. »Prinzessin!«, flüsterte er.
»Was ist mit Thora?«
»Es ist ...« Er konnte nicht weitersprechen, sondern schluckte mehrmals.
»Orlgans!«
Ein Ruck ging durch den Mehandor. »Es ist ... der Biss des Bleichsaugers.« Er schüttelte hilflos den Kopf. »Ich weiß nicht, wie es passieren konnte. Die Bleichsauger ziehen lebende Nahrung vor. Ihr Gift präpariert die Beute, fährt ihren Metabolismus herunter, damit ihm die Kälte nichts anhaben kann. Wärme hebt die Wirkung auf. Und bei uns allen hat es genau so funktioniert. Vielleicht hat sie mehr von dem Gift abbekommen als wir anderen. Oder sie ist besonders empfindlich.«
»Wird sie bewusstlos bleiben?«
»Nein. Sie wird sterben. Die Lähmung wird sich weiter ausbreiten. Irgendwann wird ihre Atmung erfasst. Dann erstickt sie.«
»Das darf nicht sein! Orlgans – es muss ein Gegenmittel geben!«
»Rhodan – schauen Sie sich um!« Orlgans deutete auf die Innenaufbauten der Brücke, auf die unpassend nebeneinanderstehenden Geräte, die schlampig verschweißten Einzelteile, die öligen Schlieren, die sich an einigen Ecken gebildet hatten. »Dieses Unterseeboot ist mein ganzer Stolz – und ein Haufen Schrott. Wir sind Verbannte. Wir können nur das verwerten, was andere wegwerfen, oder mit dem arbeiten, was wir uns durch Lug und Betrug hier herunterschicken lassen. Alle unsere Ressourcen gehen dabei drauf, die großen Gefahren abzuwenden. Für Krankheiten und Verletzungen ist auf diesem Planeten kein Platz. Wir haben keine Möglichkeit, einen Medoroboter oder gar ein medizinisches Labor zu bestellen, Rhodan. Ich würde der Prinzessin gerne helfen. Glauben Sie mir: Ich würde mein Leben geben, wenn ich dadurch das ihre retten könnte. Aber wir wissen nicht, ob es ein Gegenmittel gibt. Und wenn es eines gäbe: Wir könnten es nicht herstellen.«
Einen Moment lang fühlte Rhodan eine kalte Wut in sich hochsteigen. Orlgans hatte den Plan, uns von den Bleichsaugern beißen zu lassen. Orlgans hat uns hinausgeschickt aus der relativ sicheren Höhle. Orlgans wollte seine Kameraden retten. Dann fiel ihm auf, wie sinnlos, wie ungerechtfertigt diese Anschuldigungen waren. Er zwang sein Gehirn dazu, alle Möglichkeiten durchzuspielen, die zu Thoras Rettung beitragen könnten. »Was ist mit dem Fluchtschiff? Können wir Thora dort helfen?«
Orlgans verzog das Gesicht. »Es ist möglich, dass man Thora dort helfen kann. Nein: sogar wahrscheinlich. Aber sie wird es nicht bis dorthin schaffen. Vor uns liegen noch fast drei Tage Fahrt und ein Marsch über Land – aber Thora ...« Er seufzte. »Ihr bleiben nur noch Stunden.«
Rhodan überlegte fieberhaft.
Gucky – Gucky könnte mit ihr hinteleportieren. Nein, die Entfernung ist zu groß. Und er müsste Orlgans mitnehmen. Der Zitterer hat sonst keinen Grund, uns zu helfen. Das schafft Gucky aber nicht.
Die Kampfanzüge! Wir können an die Oberfläche und von dort zum Raumschiff fliegen. Nein, die Energiespeicher sind leer. Und außerdem würden die Drohnen uns orten und unbarmherzig abschießen.
Sein Blick fiel auf Thora, die sanft in seinen Armen lag und zu schlafen schien. Zwei Sätze Orlgans' gingen ihm nicht aus dem Kopf:
Es ist möglich, dass man Thora dort helfen kann.
Ihr bleiben nur noch Stunden.
Und die Rettung, die potenzielle Rettung, war Tage entfernt. Auf einmal hatte er eine Idee. »Orlgans, was würden Sie riskieren, um die Prinzessin zu retten?«
»Alles!«, antwortete dieser wie aus der Pistole geschossen.
»Gilt das auch für Ihre Mannschaft?«, hakte Perry Rhodan nach.
Orlgans schaute sich im Raum um. Keiner der Mehandor rührte sich. Dann blickte er wieder zu Rhodan. »Sie alle haben uns gemeinsam gerettet. Thora wurde verletzt, weil sie dabei half, uns aus dem Eis und der Gefangenschaft der Bleichsauger zu befreien. Wir stehen in ihrer Schuld.« Mehr Worte waren nicht nötig.
Rhodan bat einen der Mehandor um seine Jacke. Er rollte sie zusammen. Dann ging er in die Knie und bettete Thora vorsichtig gegen die Wand der Brücke. Die Jacke steckte er unter ihren Kopf. Dann bat er Tifflor und Orsons, nach Gucky zu schauen. Seine Fähigkeit, im Notfall ihre Atmung mit seinen telekinetischen Kräften zu unterstützen, wäre die letzte Möglichkeit, falls sein irrwitziger Plan nicht umsetzbar war.
Rhodan
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