Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott
ich ... jedes Lebewesen stirbt eines Tages. Wie es scheint, gilt das auch für ganze Kulturen und Zivilisationen. Die Arkoniden, die hier einst gelebt haben, hätten niemals glauben wollen, dass ihre Zivilisation eines Tages endet. Es sind nur Ruinen geblieben. Staub und weg, um es mit deinen Worten zu sagen. Aber warum?«
Ralv schwieg und dachte einen Moment nach. Seine Angst verschwand, stattdessen packte ihn Neugierde. »Wie?«
»Bislang können wir es lediglich vermuten. Eine Katastrophe muss geschehen sein. Ob es sich um einen Unfall oder Kämpfe gehandelt hat, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Deshalb graben wir an diesem Ort. Wir suchen Antworten, die uns vielleicht die Hinterlassenschaften der Toten geben können.«
Eine kalte Hand legte sich in Ralvs Nacken. Das Kribbeln unter der Schädeldecke wurde zum Summen. Er richtete sich auf. »Sind nicht tot. Nicht alle. Ich habe einen gesehen. Er lebt und er ist ein echter Gott. Nicht wie ihr.«
Sein Gegenüber streckte ihm mehrfach hintereinander die Zunge heraus, was Ralv befremdete. Verspottete er ihn? Hisab stand aus dem Sitz auf. Das Maul war aufgerissen, der lange Schwanz peitschte hinter ihm her. Ralv trat einen Schritt zurück und unterdrückte einen Aufschrei. Angst stieg in ihm auf. Dieses Wesen war ein fleischgewordener Albtraum!
Hisab kam ihm nach. »Was sagst du da? Ist das eine Lüge?«
Heftig schüttelte Ralv den Kopf. »Nein! Ich schwöre. Wahrheit.« Obwohl sich neue Angst in Ralvs Brust ausbreitete, blieb er stehen. In Gedanken sah er das Bild des Gottes vor sich. Ihm kam eine Idee, die ihm Hoffnung schenkte. »Ich ... ich kann euch zu ihm führen. Zu Gott! Mit Gegenleistung.«
»Gegenleistung?«, echote das Echsenwesen.
»Ja.« Ralv hob den Kopf und zeigte seine Zähne. Wie hatte Grenda immer zu ihm gesagt? Du bist von einer Art, als ob man auf Steinholz beißt. Es stimmte. Er hatte eine Stärke in sich wie kaum ein anderer seines Stammes, sonst wäre ihm die Flucht vor den Priestern nie gelungen. Ich muss diese Stärke ausspielen. Es ist vielleicht meine einzige Chance. Er sah Hisab fest an. »Ich will Freiheit. Lasst mich gehen. Gebt mir Anzug und Sternenwaffe, wie ihr sie habt. Dann können die Priester mir nichts mehr anhaben!«
Hisab ließ den Schwanz sinken und legte den Kopf schief. Aus starren Augen blickte er Ralv an. »Das muss ich ...«
Ein schrilles Geräusch unterbrach ihn und ließ Ralv zusammenfahren. War das ein Alarm, der seinetwegen ausgelöst wurde? Kamen die Todespriester ihn holen? Panisch sah er zur Tür.
Hisab drehte sich von ihm fort, nahm eine kleine Schatulle von seinem Gürtel ab und hielt sie sich an den Gehöreingang. Interessiert lauschte Ralv. Er hörte die Stimme des Fremden deutlich, die aus dem Kästchen sprach.
»Hisab-Benkh, hier ist Tresk-Takuhn, Festung Rayold. Ich muss mit dir reden! Sofort!«
7.
Freiwild
Eric Manoli
Manoli trat an der Seite da Gelams zurück in die Arena. Der Kampf hatte geendet, Orange blieb siegreich. Während beide Seiten ihre Verletzten von der Fläche wegzogen und das Feld räumten, sah Manoli da Gelam zu. Der Arkonide verwandelte sich unter den allgegenwärtigen Optiken in einen Bühnenakteur, doch das, was er tat, hatte Hand und Fuß. Die anderen Gefangenen folgten seinen Anweisungen, waren dankbar, dass einer den Ton angab.
Die Stellung wurde gesichert, der Rückzug der vermeintlichen Feinde überwacht. Schnell und organisiert entstand ein kleines Lager mit Verwundeten, um die sich zwei Gefangene kümmerten. Ihre Ausrüstung war marginal, trotzdem gaben sie ihr Bestes, Verstauchungen zu bandagieren, kleinere Blutungen zu stillen und Kreislaufzusammenbrüchen entgegenzuwirken.
Manoli schloss sich ihnen an. Er fragte sich, wie es Mabeen da Herzan gehen mochte, der Arkonidin, der er die Nase gebrochen hatte, wagte aber nicht, nach ihr zu fragen. Sie gehörte zu Lager Blau und war damit momentan außerhalb seiner Reichweite.
Mit provisorischen Verbänden jenseits aller Sterilität leistete er Erste Hilfe. Viel mehr konnte er nicht tun. Zu seiner Erleichterung gab es keine schwereren Verletzungen. Nachdem zehn Arkoniden versorgt und zurück in den Wald in die Schlafnetze gebracht worden waren, blieb Manoli unschlüssig auf dem lehmigen Platz stehen.
Ein herber Geruch stieg ihm in die Nase, vermischt mit etwas Fremdem, Exotischem, das Manoli nicht zuordnen konnte. Es war über zwanzig Grad warm, und nach dem Kampf und der Verarztung der Verletzten roch er
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