Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott
Blick zu Hisab-Benkh und Tisla-Lehergh trennten sie sich.
Emkhar-Tuur ging lustlos hinter Ralv her, der von einem Durchgang zum nächsten trottete. Der Vorfall im Skelettraum raubte ihr den Spaß an der Sache. Was konnte die Warnmeldung bedeutet haben? Zwanghaft versuchte sie, sich das Gesehene zurückzuholen, um das Rätsel im Nachhinein zu lösen. Sie hatte einige Kurse in arkonidischer Sprache belegt, weil sie sich ebenso wie Tisla-Lehergh nicht damit abfand, alles den Übersetzungsprogrammen zu überlassen. Konnte das erste Wort Explosion bedeuten? Oder doch eher eine Fehlermeldung? Sicher war es nur die Information gewesen, dass nicht genügend Energie zur Verfügung stand. Ihre Atemfrequenz wurde langsamer. Ja, das musste es sein. Eine Meldung des Systems, dass die Ressourcen verbraucht waren.
»Hey!« Ralv drehte sich zu ihr um. »Da drüben!« Er ging schneller.
Emkhar-Tuur hielt das Seil fest, dass er nicht weiter vorankam. »Nicht so hastig, Weichhaut. Geh schön langsam.«
Nebeneinander betraten sie eine Kaverne mit silbergrauen Wänden. Wasser benetzte den Fels und machte den Raum kühler als die Gänge, durch die sie bisher gelaufen waren. Emkhar-Tuur hörte ein Tropfen in der Ferne. Es roch angenehm frisch.
»Ralv erinnert sich. Diese Höhle ... Ich war schon da ... Es gab ein Nest ...«
»Ein Nest?«
Ralv ging einige Schritte vor und beugte sich hinab. Neugierig folgte ihm Emkhaar-Tuur. Der Gorrer steckte die Hand in ein Felsloch nahe am Boden und zog etwas daraus hervor. Ein schwarzes Tier wand sich in seinen Fingern. Als er es grinsend in die Höhe riss, wurde Emkhar-Tuur unvermittelt übel.
»Was ist das?« Sie wich vor dem faustgroßen Nager zurück. Dieses Mal war sie es, die das Ende des Seils erreichte. Ärger und Furcht mischten sich in ihr. Sie verabscheute alles, was klein und pelzig war. Rosafarbene Schnauzen verursachten ihr Magenzucken. Wie konnte man eine Nase haben, die wie rohes Fleisch aussah? Angeekelt betrachtete sie die sechs felligen Beinchen, die in der Luft nach Halt suchten.
»Das«, sagte Ralv genüsslich und hob das quiekende Tier an zwei seiner drei Schwänze vor ihre Visierscheibe, »ist ein süßes, kleines Esram. Nutztier. Gut zum Fressen!« Ralv wedelte das Tier vor Emkhar-Tuurs Gesicht entlang. Es gab klägliche Töne von sich und versuchte nach ihr zu beißen.
Er rächt sich für die blöde Steinassel. Emkhaar-Tuur zog den Kopf zurück und stieß einen spitzen Schrei aus. »Tu sie weg, verdammte Weichhaut!«
Ralv grinste. Er hob das Esram ein Stück an, dass die spitzen Zähne auf der Höhe ihrer Augen zuschnappten und die ekelerregend rosafarbene Schnauze gegen das Visier stieß, um dort einen feuchten Abdruck zu hinterlassen. »Du hast Angst vor Esram? Armes Topsider-Weibchen ohne Brüste. In meinem Dorf würdest du es nicht lange machen ...«
Der Zorn gab Emkhar-Tuur den Mut, nach Ralvs Arm zu schlagen. Er ließ das Esram los. Es fiel auf den Boden und schüttelte sich. Der Sturz aus der im Verhältnis großen Höhe schien ihm nichts auszumachen. Mit einem hellen Fiepen und zuckenden Schwänzen verschwand es in den Schatten. Emkhar-Tuur packte Ralv an den Schultern, als wollte sie ihn zerquetschen. »Das war nicht lustig!«
»Für Ralv schon!«, presste er hervor und hielt ihrem Blick trotzig stand.
Eine Weile starrten sie sich hasserfüllt an. Emkhar-Tuur spürte, wie gern Ralv sie in eine der Höhlen geführt und allein zurückgelassen hätte. Während es ihr oberflächliches Vergnügen bereitete, ihn zu ärgern, gingen die Gefühle des Primatenabkömmlings weitaus tiefer. Er wollte Rache, und er war unberechenbar. Waren nicht auch die Arkoniden nachtragend, anstatt den Topsidern ob ihrer großartigen Expansion zu gratulieren? Primatennachfahren waren anders als ihr Volk. Das, was sie Stolz nannten, machte viel von ihrem Leben aus.
Ich muss vorsichtiger sein , dachte sie mit plötzlicher Erkenntnis. Er ist nicht harmlos, weil er kleiner und leichter ist als ich. Und dumm ist er schon gar nicht.
»Emkhar-Tuur!« Hisab-Benkhs und Tisla-Leherghs Stimmen kamen näher. »Was ist los? Wo bist du?«
»Ich bin hier!«, brüllte sie zurück. Offensichtlich hatten die anderen ihren Schrei gehört.
Sie züngelte und zwang sich, andere Essenzen auszudünsten. Ihre Schwester musste nicht wissen, dass sie gerade Angst ausgestanden hatte. Mit einem giftigen Blick ließ sie Ralv los und stieß ihn von sich. »Und wie es aussieht, weiß Ralv wieder, wo wir
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