Perry Rhodan Neo 054 - Kurtisane des Imperiums

das Schiff als Ganzes bestand.
     
    Eine goldene Leuchtkugel entstand in der Mitte der Zentrale. Weder ich noch einer der anderen Arkoniden wurde davon ernsthaft überrascht, nicht einmal der Unither Liszog. Und was der narbengesichtige Riese Zerft dachte – darüber wagte ich mir kein Urteil zu erlauben. Jedenfalls zuckte sein Rüssel, was ich als Zeichen für Nervosität wertete.
    »Verehrte Gäste«, drang eine weibliche Stimme aus der Kugel.
    Allmählich formten sich die Züge eines Gesichts in dem schimmernden Gold, zerfließende Konturen, Schatten von Altgold, leuchtende Linien wie poliertes Messing, darin rubinrote Augen. Es war eine keineswegs besonders schöne, aber zweifellos beeindruckende Frau, die uns entgegensah, nicht mehr ganz jung, aber voller Leben und Tatkraft, mit scharfen Zügen und ruhigen, intelligenten Augen. Es war ein Gesicht, zu dem ein hagerer Körper gepasst hätte, aber wir sahen nur das Gesicht, nicht einmal den ganzen Kopf.
    Handelte es sich um einen von den Stationspositroniken generierten Avatar, ein positronisches Phantom, das uns einen kurzen Blick in die Blütezeit Bareons erlaubte? Ob es einst ein Original zu diesem Phantom gegeben hatte, ein leibhaftiges Vorbild?
    »Die Untersuchungen sind abgeschlossen. An der Lurin-Zwei-Einheit mit der Individualkennung BA-70-78-900-AR-9981, Eigenname IQUESKEL, Baujahr 529 nach Gründung des Kreises, wurden folgende Schäden gegenüber der Originalkonfiguration festgestellt ...« Sie ratterte eine Reihe von Angaben herunter, zunächst vornehmlich Schäden im Rumpf, dann an energieführenden Leitungen und schließlich im Waffen- und Triebwerksbereich. Es klang derart massiv und bedrohlich nach Wrack, dass ich mich wunderte, wie wir es überhaupt geschafft hatten, bis hierher zu kommen. »Die Reparatur kann sofort beginnen und wird in drei Tagen abgeschlossen sein. Ich darf Sie bitten, für die Dauer des Vorgangs die IQUESKEL zu verlassen. Quartiere wurden für Sie vorbereitet.«
    Drei Tage? Für Schäden dieses Ausmaßes wirkte das nicht besonders viel. Trotzdem wusste ich selbstverständlich, dass es für uns eine lange, anstrengende Wartezeit werden würde.
    »Ist es denn notwendig, die IQUESKEL zu verlassen?«, fragte Crest.
    En'Imh nickte beifällig. Ich sah an einem halben Dutzend Kleinigkeiten – angefangen am Zittern des linken Mundwinkels –, dass ihm dieses Vorgehen nicht passte, und mir war klar, dass es dafür einen Grund geben würde. Was solche Dinge betraf, hatte er ein Gespür, das ihn nur selten täuschte. Ich würde mich mit ihm darüber unterhalten müssen, später, wenn wir unter uns waren.
    »Es ist notwendig«, antwortete die Frauenstimme. »Die Reparaturarbeiten sind zu umfangreich. Ihre Sicherheit wäre nicht gewährt. Packen Sie bitte Ihre persönlichen Dinge zusammen und folgen Sie mir.«
    Der goldene Ball flimmerte und teilte sich in sechs etwa armlange, schwebende Frauengestalten, die alle identisch aussahen und mit der gleichen Stimme sprachen – eine für jeden von uns.
    »Ich bin Ihre persönliche Betreuerin, Sie können mich Aruna nennen«, sagte die Frau. »Folgen Sie mir? Benötigen Sie Hilfe beim Transport Ihrer Güter?«
    »Nein, alles in Ordnung.« Ich sah mich nach den anderen um. Auch sie schienen direkt mit ihrer jeweiligen Betreuerin zu sprechen, aber ich hörte nichts. Bestenfalls konnte ich mir bei den Arkoniden anhand der Lippenbewegungen Inhalte zusammenreimen. Arbeitete Geshwer mit individuell justierbaren Schallfeldern? Ich verkniff mir eine entsprechende Frage, jedenfalls für den Moment. Es würde gewiss Möglichkeiten geben, Aruna danach zu fragen.
    »Ich sehe Ihnen an, dass Sie etwas auf dem Herzen haben«, sagte in diesem Moment Aruna. Sie lächelte.
    »Ist es mir möglich, mit meiner Mannschaft zu sprechen?«
    Sie blinzelte. »Selbstverständlich. Die gerichtete Kommunikation betrifft nur uns beide, um die anderen nicht zu stören.«
    »Und wie ...?«, begann ich.
    Sie fiel mir sofort ins Wort. Sie ahnte wohl, was ich fragen wollte. »Es genügt, wenn Sie den Blickkontakt zu mir unterbrechen, Sie können es mir aber auch explizit sagen. Ich kann generell unsere lautkodierte auf allgemeine Kommunikation umstellen, wenn Sie dies wünschen.«
    »Danke«, sagte ich, obwohl ich genau wusste, dass ein solches Holo kein eigenes Bewusstsein hatte, das auf Lob oder Tadel ansprach. »Kannst du die individuelle Kommunikation aller deiner Kopien stoppen, sodass ich mit meiner Mannschaft sprechen