Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
überprüfen.«
»Dennoch schweifen Sie vom eigentlichen Vorgang der Amtshandlung ab und klauben sich ein Detail aus dem Bericht, der offenbar ein wenig unpräzise abgefasst wurde.«
»Ich erledige meine Arbeit auf meine Art. Sollten Sie mit meiner Vorgehensweise nicht einverstanden sein, können Sie gerne einen Protest bei der Internen einbringen.« Wiederum an Chico gewandt, fuhr die Frau fort, nun mit freundlicher Stimme: »Was ist da also vor sich gegangen? Wie konntest du einfach so verschwinden?«
Konnte er es wagen und sich der Frau anvertrauen? Konnte er ihr erzählen, wie verwirrt er war? Dass er nicht verstand, was im Keller geschehen war? Würde sie ihm glauben? Würde sie ihm helfen? Konnte sie ihn hier herausholen und seine Freunde retten?
Der Jefe saß ihm gegenüber, unmittelbar neben dem Bildschirm und damit außerhalb des Aufnahmebereichs. Soeben zog er mehrere Papierstreifen hervor. Sie zeigten Paco, Manos, Ramos, Xiomara. Allesamt hatten sie verquollene Gesichter, Manos blutete wie ein Schwein.
Der Jefe zerriss die Bilder in kleinste Papierfitzel.
»Ich war immer da«, behauptete Chico. »Der Polizist muss mich aus den Augen verloren haben.«
Die Frau prüfte ihn mit Blicken. »Hat man dich unter Druck gesetzt, Chico? Behandelt man dich gut?«
»Es ... ist alles okay.«
Sie zögerte. Und sagte dann: »Fürs Protokoll: Der Fall 836-NAG der internen Revision wurde mit einem eindeutigen Ergebnis abgeschlossen. Die Wache des Barrio El Boer wird vom Vorwurf des Mordes an der jugendlichen Gelegenheitsdiebin Xiomara, Nachname unbekannt, freigesprochen. Ein schriftliches Protokoll wird während der nächsten vierundzwanzig Stunden von der Oberstaatsanwaltschaft der Stadt Managua allen Beteiligten zugestellt. Juanita Delcampo Ende.«
Die Frau winkte ihm zu, das Bild erlosch.
Der Jefe schob die Kamera beiseite und fragte: »Ist die Verbindung unterbrochen?«
»Ja.«
»Gut.« Er grinste breit. »Wir haben's also hinter uns. Das hast du gut gemacht, Chico.«
»Was ist jetzt mit meinen Freunden? Und mit mir?«
»Du hast dir deine Belohnung verdient, völlig richtig.« Er schüttelte dem Rechtsanwalt die Hand und winkte ihm, den Raum zu verlassen. Nachdem die Tür quietschend ins Schloss gefallen war, sagte er: »Ich habe mein Möglichstes getan, um deine Freunde hierher zurück zu überstellen. Es ist mir nicht gelungen. Leider habe ich nicht die notwendige Kompetenz dafür.«
Chico wusste nicht, was Kompetenz bedeutete. Doch er ahnte, was der Jefe sagen wollte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, sein Kopf schmerzte.
Der Dicke zog eine Zigarette aus der Brusttasche und entzündete sie. »Fakt ist, dass du und deine Freunde Einbrecher seid. Dazu kommen Widerstand gegen die Staatsgewalt und ein halbes Dutzend weiterer Delikte. Ihr verdient es, im Gefängnis zu sitzen.«
Er nahm einen tiefen Zug. Der Kopfschmerz zog sich Chicos Nacken hinab, bis er einen bestimmten Punkt zwischen den Schulterblättern erreichte und dort einen Knoten ausformte. Einen Knoten, in dem sich in diesen Augenblicken all seine Gefühle konzentrierten.
»Ich bin nicht undankbar, Kleiner. Du hast deine Sache wirklich gut gemacht. Ich werde dich also zwei Wochen hierbehalten, damit du im Loch darüber nachdenken kannst, was für einen Unsinn du angestellt hast.« Der Jefe lachte. »Wenn du dann noch lebst, lasse ich dich wegbringen. In ein anderes Barrio im Süden der Stadt. Ich bin mir sicher, dass du dort rasch wieder Anschluss findest. Oder auch nicht.«
»Aber ...«
Das Grinsen verschwand augenblicklich wieder aus dem Gesicht des Dicken. »Ich möchte keine Widerworte hören, Chico. Du bist ein Nichts. Weniger wert als der Schmutz unter meinen Fingernägeln. Mit einem einzigen Wort könnte ich nun, da die Befragung abgeschlossen ist, dafür sorgen, dass man dich an die nächste Hauswand lehnt und abknallt. Du gehst niemandem ab, niemand wird jemals wieder nach dir fragen! Hast du das verstanden, Chico? HAST DU DAS VERSTANDEN?«
Das Gebrüll. Die Wut und die Verzweiflung über den Verrat des Bullen. Die Angst vor jeder weiteren Minute im Loch. Dieser Knoten im Rücken. All das und noch viel mehr ...
Chico verschwand.
Er ließ einen völlig verdutzt dreinblickenden Jefe mit offenem Mund zurück.
Er fand sich im Freien wieder. Rings um ihn waren Leute, niemand kümmerte sich um ihn. Die Sonne blendete ihn.
Chico war unendlich müde. Er verstand das alles nicht. Er wusste bloß, dass er weglaufen musste, weg von
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