Perry Rhodan Neo 7: Flucht aus Terrania (German Edition)
oder mehreren Sprüngen noch hatte teleportieren können.
»Er ist nicht hier, nicht am Ort der Explosion«, sagte sie.
»Das ist ein gutes Zeichen.«
»Oberst, lass uns weitersuchen!«
»Bin schon dabei, junge Frau!«
Der Hubschrauber zog weitere Kreise um das Zentrum. Kein Quadratmeter Boden blieb ungeprüft. Sue merkte, dass Huang Chao abwechselnd mit bloßen Augen und mit dem Feldstecher die Gegend absuchte. Nachdem sie den General und andere Offiziere kennengelernt hatte, empfand sie die Anwesenheit eines Chinesen zum ersten Mal als angenehm. Huang Chao war wie ein Großvater zu ihr.
Immer wieder warf ihr der Oberst einen prüfenden Blick zu. Nach einer halben Stunde räusperte er sich. »Weißt du, es ist gut möglich, dass Sid gar nicht mehr hier ist. Vielleicht hat ihn eine Patrouille gefunden und zum nächsten Stützpunkt mitgenommen. Dann werden wir ihn nirgends finden.«
»Das wäre gut, er wäre dann in Sicherheit.« Ihr entging nicht, dass Huang Chao leicht den Kopf schüttelte. »Was ist falsch daran, so zu denken?«
»Er ist kein Chinese. Die Soldaten werden ihn sofort als Anhänger Rhodans erkennen und entsprechend behandeln.«
»Zu trinken und zu essen werden sie ihm schon geben, oder?«
»Ja, das ganz bestimmt.«
»Dann ist es kein Problem für Sid. Sobald er wieder bei Kräften ist, verschwindet er.«
»Soldaten schießen möglicherweise auf Flüchtlinge. Sie könnten ihn für einen Spion halten.«
»Er ist doch nur ein Teenager.«
»Er ist größer als mancher unserer Soldaten. Das ist ein Problem für ihn.«
»Ich vertraue dir. Du kannst ihn befreien.«
»Befreien nicht. Aber ich kann im Namen von General Bai Jun verlangen, dass er mir übergeben wird.«
»Das wäre gut. Aber ich glaube, wir können uns den Weg sparen. Er wird nicht lange dort sein.«
»Wenn du meinst ... Was hältst du von diesem Vorschlag: Wenn wir ihn hier nicht finden, fliegen wir zum Stützpunkt und sehen nach, bevor wir zur Stadt zurückkehren.«
»Ich weiß nicht. Kannst du den Soldaten dort trauen? Nicht dass sie mich dortbehalten.«
»Keine Angst, ich passe auf.«
Weiter zog die Maschine ihre Kreise. Um nicht immer dieselbe Seite der prallen Sonne auszusetzen, drehte der Oberst den Hubschrauber langsam um die eigene Achse.
»Da!«, rief Sue plötzlich. »Da ist er, da läuft er. Sid, Sid!«
Sie wunderte sich, weil ihr Freund nicht reagierte. Dann fiel es ihr ein: Der Hubschrauber machte zu viel Lärm. Aber er musste das Fahrzeug doch hören und sich umdrehen.
Sue erschrak. Die Explosion hatte Sid vielleicht taub gemacht; sie sah ihn, wie er schleppend durch den Sand ging. Aber jetzt, wo der Schatten des Fahrzeugs über ihn fiel ... War er zudem blind geworden?
»Was siehst du?«, fragte der Oberst.
»Schnell runter! Ich muss zu ihm.«
»Das ist nur ein Wüstenfuchs, der vor dem Lärm des Hubschraubers wegrennt. Das ist alles.«
Sie schlug sich gegen die Stirn. »Und ich hab mir eingebildet, es sei Sid.«
»Das Flirren des Sandes in der Sonne beeinträchtigt die Wahrnehmung. Es spiegelt deinem Gehirn Dinge vor, die nicht da sind. Und dann gibt es auch noch Haishishenlou, die Luftspiegelung. Sie gaukelt dir Dinge vor, die gar nicht vorhanden sind. Das Phänomen entsteht durch Ablenkung des Lichtes an Luftschichten mit extrem starken Temperaturunterschieden. Es ist ein physikalisches Phänomen. Du siehst eine Stadt oder einen Fluss oder eine Oase, die in Wahrheit ein paar Hundert Kilometer entfernt ist. Haishishenlou hat schon manchen Wanderer in der Wüste irregeleitet.«
Inzwischen betrug der Radius des Kreises mehrere Kilometer. Huang Chao änderte die Route und flog Zickzacklinien über der Wüste. Je nach Sichtweite machte er die Zacken größer oder kleiner.
Sues Augen brannten mittlerweile. Der Oberst reichte ihr ein sauberes Taschentuch, damit sie das Sekret abwischen konnte. Nach und nach mischten sich Tränen hinein.
»Du hast Angst um ihn«, sagte er. »Ja, gute Freunde vermisst man schnell.«
Sie bemerkte seinen prüfenden Blick auf die Armaturen. »Kein Benzin mehr?«
»Doch, doch. Aber ewig können wir nicht fliegen. Irgendwann muss ich zurück zum Stützpunkt. Und dich anschließend beim General abliefern.«
»Ja, das verstehe ich schon.«
»Was ist das dort?« Sue wies auf einen winzigen dunklen Fleck im Sand.
Huang Chao ging tiefer. »Sieht aus wie ein Schuh.«
»Landen, landen! Schnell!« Sie konnte es kaum erwarten, die Tür zu öffnen und hinauszueilen.
»Vorsicht,
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