Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition)
Asiaten, der Julian an eine Buddhastatue erinnerte, aber doppelt so viel Gewicht tragen konnte wie er selbst – luden sie die Fracht aus: Wasserflaschen aus Plastik und Gebinde mit Konservendosen.
»Ist das alles?«, fragte Mildred, als der Laster weitergefahren war und sie sich daranmachten, die Vorräte in der Mitte ihres Dreiecks aufzuschichten. »Wasser und Hundefutter?«
»Menschenfutter.« Timothy löste eine Dose aus dem Gebinde, warf sie hoch und fing sie wieder auf wie einen Spielball. »Einmannrationen der chinesische Armee. Wahlweise Reis mit Gemüse oder Gemüse mit Reis.« Er zwinkerte ihr zu. »Wir haben ein paar Millionen davon.« Timothy stellte die Dose wieder ab. »Aber das Wasser ...« Er zog sein Tablet heraus, wischte über das Display. »Leider kein Irrtum, die Wasserrationen sind gekürzt. Zwei Liter pro Person.«
»Das ist knapp. In der Hitze.«
»Ja, aber mehr ist nicht drin. Das Wasser war schon während der Belagerung knapp. Die Druckwelle der Atombombe hat einige Tankwagen gekostet, Nachschub kommt keiner durch. Und unser eigenes Wasser kommt nicht so recht voran.«
»Eigenes Wasser?«
»Im Augenblick aus dem Goshunsee. General Bai Jun hatte dort eine Entsalzungsanlage errichten lassen. Beim Ende der Belagerung war sie beinahe fertiggestellt. Aber eben nur beinahe. Die Bohrungen nach Wasseradern waren leider noch nicht erfolgreich.« Er ging zu einer Flasche und drehte den Verschluss auf. »Ein Schluck gefällig?« Julian formte die Hände zu einer Schale und hielt sie unter die Flasche. Timothy füllte sie mit Wasser. Julian trank und musste sich beherrschen, es nicht sofort wieder auszuspucken.
»Der Geschmack der Gobi. Eigen. Aber ich tröste dich, man gewöhnt sich dran.« Timothy sah auf. »Die Nachtschicht kommt! Es geht los!«
Die Freiwilligen kamen von den Baustellen der äußeren Stadt. Sie waren schmutzig. Der Staub der Gobi hatte ihre Kleider durchdrungen, hatte sich mit ihrem Schweiß zu einer öligen grauen Schicht vermischt, die ihre Haut bedeckte. Nur die Augen, die von Schutzbrillen geschützt waren, waren frei geblieben. Es waren sehr müde Augen. Aber auch Augen, in denen der Stolz geschrieben stand, Teil einer großen Sache zu sein.
Geduldig stellten die Freiwilligen sich an, bildeten drei gleich lange Schlangen. Die Ausgabe ging rasch vonstatten. Wasser und Essen waren kostenlos, auch wenn sich eine Handvoll Freiwillige den Spaß machten und mit Solarscheinen bezahlten. Timothy, Julian und Mildred machten den Spaß mit und funktionierten eine leere Schachtel zur Kasse um.
Die Nachricht, dass die Wasserration gekürzt war, nahmen die Freiwilligen ohne weiteres Aufhebens hin.
Mit einer Ausnahme.
»Zwei Liter? Gestern waren es noch vier!«, hörte Julian hinter seinem Rücken. Eine Männerstimme. Schneidend scharf und mit einem tiefen, rollenden »R«, das keinen Zweifel daran ließ, dass Englisch nicht die eigentliche Muttersprache des Manns war.
»Es tut mir leid«, hörte er Timothy antworten. »Aber mehr geht nicht. Wir haben Probleme mit der Entsalzungsanlage und den Quellen.«
»Aber ich habe Durst! Es ist heiß hier! Fürchterlich heiß!«
Julian wandte den Kopf, um den Mann zu sehen. Er war schlank und drahtig, vielleicht Anfang, Mitte dreißig. Er trug eine Uniform ohne Rangabzeichen. Aber keine chinesische, ihr Schnitt war anders. Sie war sauber. Der Mann kam nicht von einer der Baustellen. Er musste zur Verwaltung gehören.
»Es ist heiß für uns alle, Kamerad«, sagte Timothy.
»Aber ich ... Wir ...« Der Mann brach ab, suchte nach Worten. Als traue er seinen Ohren nicht. Als wäre er es gewohnt, immer das zu bekommen, was er wollte.
»Komm heute Abend wieder, Kamerad«, versuchte Timothy den Mann zu trösten. »Vielleicht läuft bis dahin die Entsalzungsanlage wieder einwandfrei, und wir haben eine zweite Ration für dich.«
»Aber das geht nicht!«
»Mehr geht nicht. Tut mir leid. Aber wenn du willst, kannst du zwei Einmannrationen haben. Davon haben wir genug.«
Es arbeitete im Gesicht des Mannes. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, schnappte sich eine Flasche und drei der Dosen und stolzierte stocksteif davon.
Timothy, Julian und Mildred sahen ihm nach. »Wenn ihr mich fragt, marschiert er schnurstracks zur nächsten Versorgungsstelle und holt sich dort Wasser«, sagte Mildred.
Timothy zuckte die Achseln. »Soll er es versuchen. Bis er bei der nächsten Stelle ist, wird dort das Wasser bereits aus sein.«
»Vielleicht.
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