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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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’offentlich bessere Wetter.«
    Doch für mich wirkten die weiß blühenden Mandelbäume an der Strecke nach Rom schon jetzt wie ein Versprechen. Und die dunkelgrünen Schirme der Pinien rechts und links der Via Cristofero Colombo, der Einfallstraße nach Rom, sie entlockten mir ein Lächeln.
    Landgraf sah es. »Waren Sie schon einmal in Rom?«
    »Nein. Komisch, aber hierhin hat es mich leider nie geführt.«
    »Dann genießen Sie es.« Eine warme Hand legte sich kurz auf meine. »Falls Sie das eine oder andere Museum besichtigen möchten, wir finden sicher eine Gelegenheit.«
    »Danke.«
    Die Luft war mild, als wir in der Via Urbana aus dem Taxi stiegen, obwohl sie auch ein wenig nach Abgasen stank. Rechts und links der schmalen, steilen Straße, die den Viminal erklomm, ragten dicht an dicht die typischen Stadthäuser auf, vier oder gar fünf Stockwerke hoch, mit geschlossenen Giebeln, von außen wenig einladend. Das Hotel Tenebre befand sich ziemlich genau gegenüber von Santa Pudenziana, einer kleinen, sehr alten Kirche, deren Vorhof runde zehn Meter unter dem modernen Straßenniveau lag. Ich blickte durch das schmiedeeiserne Gitter hinunter. Die Häuser rechts und links der Kirche trugen Dachgärten und Balkone, alle Fenster besaßen Holzläden. Es roch nach Regen und Zweitaktergemisch. Hinter uns knatterte einen Moped vorbei.
    Der Taxifahrer lud unser Gepäck aus.
    »Bitte, Signore, Signorina! Das Tenebre! Sie ’abe so gewollt.«
    Es war von allen Häusern das, das am meisten heruntergekommen wirkte. Bröckelnder Putz, verblichenes Holz, alle Fensterläden grau und fest geschlossen. Nicht einmal ein Restaurator hätte sagen können, in welcher Farbe sie ursprünglich gestrichen gewesen waren. Den einzigen Hinweis, dass wir vor dem richtigen Haus standen, lieferte ein kleines Wappenschild aus Kupfer oder Gusseisen (es war zu alt und schwarz, als dass ich das Material hätte bestimmen können) in der Mauer neben dem Eingang. Hotel Tenebre stand darauf.
    »Das Hotel der Schatten«, sagte Landgraf. »Wenn einer meiner Leute diese mies befestigte Arbeit abgeliefert hätte, den hätte ich hinausgeschmissen.«
    Niemand öffnete uns. Es gab auch keine Klingel. Wir mussten die Hoteltür selbst aufstoßen. Die Rezeption am Ende der Eingangshalle war unbesetzt. Die Wände, Fußboden, die mit angegrautem Stuck überzogene, sehr hohe Decke und die beiden Samtportieren, die in weiß Gott welche Untiefen des Hauses führten, sie verschlugen mir die Sprache. Wenn das Hotel schon außen schäbig gewirkt hatte, von innen war es völlig versifft. Es gab noch nicht einmal elektrisches Licht.
    Wenigstens roch es nach nichts, was als solches schon ein Fortschritt war – keine Hexen in meiner Nähe. Es roch auch nicht nach Schimmel. Nur sehr staubig. Ein Blick auf die abgetretenen Läufer zu meinen Füßen verriet, dass es das mit Sicherheit auch war. Selbst die beiden Vorhänge rechts und links der Rezeption waren so alt und verschlissen, dass die Zeit den Samt stellenweise kahlgescheuert hatte.
    Trotzdem war es auf seine Weise ein schönes Haus.
    Dieses Gebäude durchzog etwas, ich spürte es. Die Grundmauern des Tenebre waren älter als das Königreich und die Republik, älter als die ersten Häuser auf dem Viminal, lange bevor sich Rom als Stadtstadt begriffen hatte. Vielleicht hatte hier einst ein Hirtentempel gestanden, eine einfache Rundhütte, vor der Menschen in Fellen Schafe einem gehörnten Gott geopfert hatten.
    Armin Landgraf hieb auf die Klingel an der Rezeption.
    Ich fuhr unter dem Klang zusammen.
    Schritte näherten sich.
    Ein ausgesprochen attraktiver junger Mann erschien durch die linke der Samtportieren. Korrekte schwarze Hose, weißes Hemd, aber Dreitagebart, kohlschwarze Locken, Schlafzimmerblick.
    »Ciao Bella.«
    Wieder einer, der mich mit den Augen auszog. Mein Chef und sein altes Shirt ernteten einen abschätzenden Blick.
    »Armin Landgraf. Wir haben reserviert.« Sein Arm schlang sich um meine Hüfte. Besitzergreifend und beschützend.
    Der junge Portier lächelte frech. »Verzeihung, Signore. Das muss ein Irrtum sein, mir liegt keine weitere Reservierung vor.«
    Ich lauschte seiner Stimme, dem makellosen Deutsch. Der Junge war nicht der, mit dem ich telefoniert hatte. Seine Stimme klang deutlich heller als der sonore Bass von gestern. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass der Mann, mit dem ich verhandelt hatte, mir freche Augen gemacht hätte. Landgrafs Griff um meine Taille wurde fester. »Wären

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