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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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überrascht, als wir um die Kurve der stark befahrenen Via Nicola Salvi liefen, die hart an einem steilen Abhang verlief, und plötzlich zwischen Bäumen auf das Colosseum blickten. Riesig ragte es vor mir auf.
    »Sollen wir es besichtigen? Ich fürchte nur, wir müssen eine Weile anstehen.«
    Ich beschloss zu verzichten. Wir gingen statt dessen Richtung Konstantinbogen, hinter dem der Eingang zum Archäologischen Park des Forum Romanum lag. Bei den Imbiss- und Andenkenständen gab es alles zu kaufen, vom Rosenkranz mit Pabstablass bis zum Spiegel der Venus, garantiert von ihr selbst berührt. Davor paradierten Römer in Legionärsuniform, priesen sich mit Plastikharnisch, Gummischwert und Helm lautstark für Fotos an.
    »Guck mal, Kati, Helden in Strumpfhosen.«
    Wir kicherten beide, denn die Römer trugen blickdichtes Schwarz. Es war in Rom noch zu kalt für nackte Männerwaden.
    »Aber Sandalen!«
    Die Schlange, die an der Kasse zum Archäologischen Park Forum Romanum anstand, war kürzer als die vor dem Colosseum. Armin Landgraf schleuste sich vor mir durch das Drehkreuz. Möglich, dass es den Römern wie Winter vorkam. Ich fand das Wetter wunderbar. Es war grau, aber mild. Blühender Lorbeer überzog die Ruinen mit herbsüßen Duft. Wir zogen den Weg an der Schulter des Palatin entlang, bewunderten die grünen Wiesen und die Kräuter, die darin wuchsen. Fenchel, Malven und gelben Klee schmückten die zweitausend Jahre alten Mauerreste.
    »Sehen Sie sich das an, Kati! Die Ziegelsteine sind so sorgfältig geschichtet, dass das Mauerwerk immer noch hält. Und dabei waren das nur Werkstätten und Verkaufsläden!«
    Landgraf war begeistert.
    Und umsichtig. Die großflächigen, aber sehr glatten und sehr unebenen Steinen des uralten Pflasters der Via Sacra zwischen Basilika Aemilia und Rostra waren vom Regen des Vormittags noch leicht schlüpfrig. Er bot mir seinen Arm. »Passen Sie um Himmelswillen auf Ihre Füße auf! Die brauchen wir noch.«
    Wir liefen im besten Einvernehmen ein Stück den Hang hinauf zurück. Sonne brach durch die dunklen Wolken, vergoldete die Marmormaserungen der antiken Säulen. Landgraf sah fasziniert einigen Bauarbeitern zu, die hoch im Gerüst an der Fassade des Antoninus- und Faustina-Tempels arbeiteten. Der war so gut erhalten, weil er im elften Jahrhundert zur christlichen Kirche umgebaut worden war.
    »Heute nimmt man für Restaurierungsarbeiten wieder nur noch die Materialien, die zur Entstehungszeit zum Einsatz gekommen sind. Moderner Zementmörtel hat innerhalb von Jahrzehnten eine Menge zerstört, das vorher zwei Jahrtausende problemlos überdauert hat.«
    Wir waren inzwischen wieder beim Haus der Vestalinnen angekommen. Doch dort belagerte eine Touristengruppe die Statuen, deshalb gingen wir links am Hang zu den Ruinen der Maxentius-Basilika. Wir setzten uns auf eine Bank.
    »Zufrieden, Kati?«
    Landgraf legte den Arm um mich.
    Sein Körper war angenehm warm. Verflixt, wir schliefen heute Nacht im gleichen Bett und ich konnte mich immer noch nicht überwinden, ihm von meinem kleinen Stimmen-Problem zu erzählen. Außerdem, vielleicht ersparte er sie mir ja heute Nacht. Ich schmiegte mich an ihn.

7.
    Ich erwartete nicht viel davon, im Tenebre zu essen. Aber von wegen: Als uns der Nachtportier – ebenso attraktiv wie sein Kollege vom Tag, aber fast weißblond und sehr viel höflicher – den linken Samtvorhang öffnete, hätte ich fast einen überraschten Schrei ausgestoßen. Vor uns lag ein prächtig vergoldeter, mit Renaissance-Fresken ausgemalter Gang. Die Kassettendecke funkelte nur so und die Fresken waren von einer Farbtiefe und Qualität, als hätte sie Raffael höchstpersönlich gerade eben erst vollendet.
    Auch im Speisesaal bot sich uns ein ähnliches Bild. Der Raum war schönstes, stilreines Barock, von der Wanddekoration über die alten Spiegel – dem ganz anderen Schimmer nach echte Quecksilberspiegel – teuer, giftig, Herstellung in Deutschland gar nicht mehr erlaubt. Auch die Kandelaber, die Wandleuchter und die Tischkerzenständer stimmten. Der Raum wurde nur von Kerzen beleuchtet, aber zum ersten Mal machten mir die Schatten auf den Wänden fast nichts aus.
    Es gab Tischkarten.
    Armin entdeckte unsere auf dem ersten Tisch neben dem Eingang. Es gab auch eine Menükarte. Antipasti, Pastagang, Saltimbocca, Dessert. Das bestickte Leinentuch zierte schweres Tafelsilber, altes Porzellan und geschliffenes Kristall. Blüten, Früchte und geflügelte Eroten schlangen sich

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