Persephones Erbe (German Edition)
Ex Wasser nachschenkte, roch ich Corinna nicht. Und beide Kellner wussten, dass eine Hexe im Raum stand, da war ich mir absolut sicher.
Corinna warf Menalio einen Zornblick zu, der jeden anderen Kellner zu schleunigstem Rückzug getrieben hätte. Die Luft an unserem Tisch brannte regelrecht. Doch Menalio lächelte nur. »Darf ich Sie an Ihren Tisch begleiten, Frau Landgraf?«
Aber Hexen hält man nicht auf, so wenig wie Heiler. Corinna wich nicht. Ich fühlte, dass sie noch einen Giftpfeil im Köcher hatte. »Und du bist wohl Armins neuer Betthase?«
Ich erschrak wie ertappt. »Ich … Wir sind lediglich wegen eines Bauauftrags hier.«
Erst als Corinna triumphierend lächelte, wurde mir klar, dass Armins Ex genau das hatte herausfinden wollen. Mein Chef faltete mit ruhigen Händen seine Serviette zusammen. Er legte sie auf den Tisch.
»Entschuldige mich«, sagte er zu mir gewandt. Er stand auf. Erstaunlich, er hatte keine Angst vor ihr. Armin Landgraf packte seine Ex am Arm. »Wir klären das jetzt. Komm!«
»Aber ich habe noch keinen Bissen gegessen!«
»Das hättest du dir früher überlegen sollen.«
Er zog sie unter dem beifälligen Schweigen der Kellner mit eisenhartem Griff von mir fort. Walter, Hanna, Rolf und dessen vollbusige Freundin bekamen das Drama nur am Rand mit, wenn überhaupt. Sie unterhielten sich angeregt.
Armin blieb im Türrahmen noch einmal stehen. »Kati, bitte warte hier auf mich. Es dauert nicht lange.«
Doch Armin kam und kam nicht zurück. Ich aß lustlos den zweiten Gang, obwohl das zarte Kalbfleisch des Saltimbocca auf der Zunge zerging. Dann kam das Dessert, ein Tiramisu. Menalio bot mir dazu einen blassrosa Likör an. »Das ist ein altes Rezept, Kati. Stärkt die Seele.«
Ich war zu verdutzt darüber, dass er meinen Vornamen wusste, um mich über das plötzliche »Du« zu wundern.
Der Likör, duftete verführerisch, nach Wein und Rosen. Aber er schmeckte ganz anders. Süßes Feuer füllte meinem Mund, floss mir zart bitter durch die Kehle. Wärme breitete sich in meinem Magen aus. Ich trank das kleine Glas mit Behagen leer. Danach fühlte ich mich auf angenehme Weise ganz leicht schwindelig.
Armin kam auch nach dem Mokka noch nicht. Die anderen Paare brachen auf. Rolf und Freundin gingen eng umschlungen, dicht gefolgt von dem dritten Paar, offenbar Engländern. Aus Gesprächsfetzen hörte ich, dass sie sich auf
just some cuddling
mit Rolf und Freundin in dessen Suite verabredeten.
Kurz darauf gingen auch Walter und Hanna.
»Schade, heute klappt es ja wohl nicht mehr. Aber morgen Abend in der Sauna lernen wir uns hoffentlich endlich richtig kennen. Schlafen Sie gut, Kati.«
Ich war zu unruhig wegen Armin Ausbleiben, um dem Hintersinn in Walters Worten allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Es war fast Mitternacht. Die Kerzen im Speisesaal brannten schon tief.
Die Schatten wuchsen. Überall hörte ich es knacken und flüstern. Noch sagte mir mein Verstand, dass nur die Angestellten im Nebenraum miteinander sprachen. Menalio und sein Bruder warteten, dass ich endlich aufgab. Ich sah es ja selbst ein. Sie wollten aufräumen und ins Bett.
Ich tat ihnen den Gefallen. Armin konnte nicht von mir erwarten, dass ich mir die ganze Nacht den Hintern hier platt saß. Ich war ein bisschen sauer, doch wahrscheinlich hatte er gerade keine schöne Zeit. Wenn Corinna ihm nicht die Hölle heiß machte, verstand ich nichts von Hexen. Ich sagte den wartenden Kellnern
Gute Nacht
. Doch Menalio nahm einen Kerzenleuchter, begleitete mich durch den dunklen Gang mit den Renaissancefresken zur Rezeption. Dort war es kalt und noch finsterer als im Gang, wo immerhin die vergoldete Decke leise gefunkelt hatte. Eine einzige Petroleumlampe verbreitete trübes Licht.
»Ich bringe dich«, sagte der blonde Nachtportier, wohl ein Zwilling des Tagportiers.
Das war auch sehr nötig. Ich wäre ohne seine helfende Hand mit den High-Heels spätestens an den Treppenstufen gestolpert.
»Kati, darf ich dich über die Straße begleiten?«
»Es sind nur ein paar Schritte. Es geht schon.«
»Drüben ist es dunkel.«
Ich zitterte in dem dünnen Kleid, obwohl mir der Likör immer noch Feuer durchs Blut jagte. Warum also ablehnen? Ich sehnte mich danach umarmt zu werden und ein attraktiver Nachtportier tat es als Begleiter fast genauso gut wie ein Armin Landgraf. Er küsste mir sogar mit altmodischer Grandezza die Hand.
»Ich heiße Lupercu.«
Ich sah im Neonlicht der Straßenbeleuchtung, dass er nicht glatt
Weitere Kostenlose Bücher