Persephones Erbe (German Edition)
Lift schossen. Sinos Bruder knöpfte noch im Peristyl sein Hemd auf.
»Wird wohl heute Abend wieder nichts damit, die Gewölbe zu vermessen.« Armin grinste ein bisschen schief. Ich spielte mit dem Dessertlöffel.
»Kati, wir müssen nicht dort hinunter.«
Mein Chef griff behutsam nach meiner Hand. Aber selbst wenn wir uns vor der Party im Souterrain drückten, und ehrlich gesagt hoffte ich das, wir schliefen beide heute im selben Bett. Ich hatte auf einmal reichlich Bammel davor.
»Ich tu dir nichts, Kati.«
»Das habe ich auch nicht angenommen.«
Obwohl ich nicht sehr viel dagegen gehabt hätte. Verflixt, ich wollte ihn – theoretisch. Doch jetzt, da ich die Chance bekam, Armin tatsächlich auszuprobieren, ging mir der Hintern auf Grundeis. Mir graute, obwohl die Voraussetzungen gut waren. Dass ich ihn schon anmachte, wenn er mich nur im Spiegel neben sich auf dem Bett sitzen sah, war mir in der Dependence nicht entgangen. Ich mochte Spiegel beim Sex auch. Ich betrachtete mich oft genug, wenn ich es mir selbst machte. Ich liebte meinen Anblick. Was ich aber noch nie gemacht hatte, war Gruppensex. Aber über den hübschen Nachtportier hätte ich zumindest nachgedacht. Der gefiel mir ja sogar als Statue.
Mir wurde heiß und kalt.
Hoffentlich war der verräterische feuchte Fleck inzwischen verschwunden. Wenn Menalio beim Abendessen von meinem Besuch in der Sauna erzählt hatte, wusste inzwischen jeder Bescheid, was ich mit der Statue von Lupercu getrieben hatte. Es war peinlich und gleichzeitig unglaublich geil. Der Faun konnte mich zur Wiederholungstäterin machen. Nur schade, dass der steinerne Dildo nicht richtig aufrecht gestanden hatte. Mich überlief ein winziger Lustschauer.
Armin spielte mit meinen Fingern.
Er sagte nichts.
Das war noch ein Punkt. Wenn wir es miteinander treiben sollten, mussten wir vorher reden. Ich hatte den Verdacht, dass er zu den Männern gehörte, die nicht ums Sterben über ihre Gefühle sprachen. Wie einfach wäre es gewesen, hätte er mich längst gefragt, ob ich mit ihm schlafen wollte. Ich hätte sofort »ja« gesagt.
Er sagte aber nichts, immer noch nicht. Und ich fand es umgekehrt nahezu unmöglich, ihn meinerseits zu fragen. Herr im Himmel, warum konnte er mich nicht einfach ein bisschen anbalzen, wie der Tagportier oder der junge Kellner?
Vielleicht war er nur schüchtern.
Das war ich auch. Leider!
Aus dem Säulenhof klang erneut der Glockenton, der die Ankunft des Lifts ankündigte. Eilige Schritte näherten sich. Corinna! Ein Pesthauch Fäulnis wehte mich an.
»Scheiß auf das Geld!« Armins Ex baute sich vor uns auf, die Arme in die Hüften gestemmt. »Die Schweinereien da unten kannst du mit Kati treiben! Richte Malchow aus, ich bin draußen!«
Sie stampfte Richtung Renaissancegang ab. Wir hörten, wie die Tür des Speisesaal zuknallte. Armin und ich zuckten gleichzeitig zusammen. Frische Luft strömte aus dem Peristyl zu uns. Dennoch blieb mir ein schlechter Geschmack auf der Zunge.
»Armin – gibt es etwas, was ich besser wissen sollte, bevor ich heute Nacht mit dir im selben Bett schlafe?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich bin ganz normal. Einfach nur hetero – falls du das meinst.«
»Ich meine Corinna. Ich will nicht wissen, wie sie war. Aber …«
»Du hast doch Walter gehört. Ich vermute, sie hat die gleiche Einladung bekommen.«
Er zeigte mir wieder das schiefe Grinsen. Der Kerzenschein vertiefte die kleine Narbe in seiner Wange.
»Sie konnte die erotischen Statuen da unten wohl nicht ab. Corinna ist ein ziemlicher Eisblock, Kati. Ich hatte mit ihr nie viel Spaß.«
Wir schwiegen eine kurze Weile. Schließlich sagte Armin: „Ich war auch noch nie in so einem Club, Kati.”
Als ich schwieg, griff Armin sanft nach meiner Hand.
»Kati, wenn es Dir unangenehm ist, ich kann heute Nacht auch in ein anderes Hotel gehen.«
Er spielte mit meinen Fingern.
»Morgen ist Corinna hoffentlich abgereist. Die Suite, die du eigentlich gebucht hattest, hat getrennte Schlafzimmer. Das wäre doch sicher eine Lösung?«
Ich nickte. Es war vernünftig. Innerlich fluchte ich trotzdem. Natürlich fand ich es für Sex mit ihm zu früh. Aber es war immer zu früh. Manchmal aber auch zu spät. Armin half mir vom Stuhl hoch.
»Der Kellner hat recht«, sagte er, »der Hosenanzug steht dir gut. Aber in dem Kleid sehe ich wenigstens alles, wenn ich es schon nicht kriege.«
Er schob eine Hand unter meinen Blazer, legte mir den Arm um die Hüfte, während wir durch
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