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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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Gutachter vor mir stehen würde.
    »Gab es wirklich niemanden sonst für den Job als Hansen? Aber gut! Bringen wir es hinter uns.«
    Zachi sah mir die grausame Stimmung vermutlich an.
    »Kati, um Himmelswillen …«
    »Keine Sorge. Inzwischen kann ich damit umgehen. Nimmst du bitte das scharfe Küchenmesser mit? Wir werden es brauchen.«
    Ich öffnete Zacki und seinen Kollegen die Tür.

    Ich gingen alle zusammen die Treppe hinunter. Da hatte man eine Sehergabe, doch sie funktionierte leider nicht wie an eine Funkuhr gekoppelt – für mein eigenes Schicksal sah ich nichts. So gut wie nichts. Ich konnte mich wie jeder andere Mensch auch nur wie im Nebel vorantasten und hoffen, dass ich das Richtige tat.
    »Warum haben sie eigentlich gerade dich geschickt. Zachi? Ich meine – bist du nicht befangen, oder so etwas?«
    Das verwunderte mich tatsächlich am meisten. Zachi schüttete mir zwar gern sein Herz aus, doch er hielt Beruf und Familie normalerweise streng getrennt. Genau wie ich meine Bettgeschichten am liebsten für mich behielt. Weil es sich schlicht nicht lohnte. Wenigstens bisher. Männer entflammten für mich in der Regel schnell wie ein Strohfeuer und genauso schnell war die Glut meistens auch wieder Asche. Spätestens nach der ersten schlechten Nacht waren sie weg. Aber wenn ich es schaffte, Polizei und Staatsanwaltschaft von Armins Unschuld zu überzeugen, blieben die schlechten Nächte vielleicht künftig aus. Theoretisch.
    »Uns« gab es für Armin und mich noch nicht. Wir standen immer noch ganz am Anfang.
    Tante?
    Du bist aber nicht die Tante!
    Ich erschrak derart über die Kinderstimme in meinem Kopf, dass es mich vor dem offenen Wagenschlag des Polizeiautos zusammenbröselte. Zachi war mit einem Sprung bei mir. »Was?«
    Tante?
    Wer bist du, Tante?
    Ich bin Kati
.
    Mein Puls flatterte. Und Zachis besorgtes Gesicht regte mich zusätzlich auf. Ich mochte meinem Stiefvater lieber nicht am Straßenrand erklären, was und wen ich in mir hörte. Himmel, Zachi war genau wie meine Mutter mit Leib und Seele Rationalist. Wie sollte ausgerechnet er mir eine flüsternde Kinderstimme glauben? Vielmehr: Was glaubte er überhaupt, was hatte Armin der Polizei nur erzählt? Die Information, dass ich Tote hörte, konnten sie nur von ihm haben. Ich grübelte darüber nach, wann ich ihm das eigentlich gestanden hatte. Oder wusste er das von Pluto?
    Leider ließ mich die Kinderstimme in meinem Kopf nicht nachdenken. Im Gegenteil. Die Kleine machte sich erst richtig breit.
Du bist nicht die Tante. Warum rufst du mich?
    Soll ich gehen?
, dachte ich zurück.
    Nein. Erzähl mir noch einmal das Märchen!
Das Stimmchen bebte.
Die Tante hat mir weh getan
.
    Mir kamen die Tränen.
    Du darfst ihr nicht auch noch weh tun! Sie ist doch viel zu klein!
    Es waren zwei. Zwei kleine Mädchen sprachen mit mir.
    »Nein«, flüsterte ich erstickt.
    Zachi packte alarmiert meinen Ellenbogen.
    »Kati! Was ist mit dir! Der Kreislauf?«
    »Nein.«
    Manchmal half nur noch die Wahrheit. Also doch der Straßenrand! Ich holte tief Luft. »Euer totes Kind ist fünf Jahre alt. Sie heißt …«
    Ich zögerte, lauschte in mich hinein.
    Du, ich meine dich, die Größere
, dachte ich,
weißt du, wie die Kleine heißt?
    Laura
.
    »Laura«, flüsterte ich.
    Ein unklarer Widerhall verkrampfte mir das Herz.
    Da war große Benommenheit. Glühende Schmerzen und Nadeln. Eiseskälte, Dunkelheit
.
    Ich betete, dass mein Verdacht falsch war. Doch ich musste ihn aussprechen, sonst erstickte ich daran.
    »Ich glaube, sie war noch am Leben, als er … anfing.«
    Zachis Haaransatz ruckte nach oben. Sein junger Kollege wurde käseweiß.
    »Schätzchen, reg dich nicht auf. Du hast schon immer eine lebhafte Phantasie gehabt.« Zachi streichelte meinen Rücken.
    Himmel, Herr Gott! Zachi hielt mich für psychotisch, ich sehnte mich verzweifelt nach Armin und dazu glotzte noch der junge Polizist mich und Zachi gleichermaßen an. Mir war danach so lange laut zu schreien, bis sie mich wegbrachten. Psychopharmaka, die volle Dröhnung, das war manchmal gar nicht so schlecht.
    Zwei Götter hatten mir erklärt, warum Hansen – der Heiler, der mein erster Liebhaber gewesen war und nun mein Gutachter sein würde – nicht die Finger von mir hatte lassen können. Nicht, dass mir die
Behandlung
, die er mit sechzehn an mir vorgenommen hatte, heute noch nachhing. Doch ich wusste, was mir bevorstand. Ich konnte entweder ein Tier schlachten, mir selbst Schmerzen zufügen – oder ich

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