Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
Vom Netzwerk:
konnte zum Zweck der Geisterbeschwörung Sex haben. Mana produzieren.
    Für zwei Kinder.
    »Glaubst du, ich weiß nicht, warum du mich wirklich nach Zirndorf holen sollst?«
    Zachi zuckte zurück, er hatte nicht verdient, dass ich ihn anschrie. Noch dazu wusste ich genau, er billigte den Versuch nicht. Aber sie hatten natürlich ihn geschickt, weil sie hofften, dass ich bei ihm ohne großes Theater in das Experiment einwilligte.
    »Kati, ich wiederhole mich ungern. Du weißt, was ich von dem ganzen Blödsinn halte. Geisterbeschwörung …«
    »Ts! Aber vorhin, als ich sagte, dass sie Laura heißt, hast du mir geglaubt!«
    Ich konnte es mir nicht verkneifen. Zachi sah seine Kollegen an. Sah mich an. Hexen und Heiler kamen in seinem Weltbild gerade noch vor, Götter mit Sicherheit nicht. Doch als letzte Instanz, wenn alles andere versagte, griff dann auch er zu jedem Strohhalm. Galle stieg mir in den Mund. Natürlich konnte ich es tun. Ich wusste ja jetzt, wie das ging. Zumindest das Wegschicken des Geisterkinds.
    Aber der Versuch setzte sicher voraus, dass nicht nur ich das tote Kind sehen und mit ihm sprechen konnte. Es mussten sie auch alle anderen Anwesenden sehen und hören können. Plus, dass mein Publikum dann den eigenen Augen und Ohren auch noch traute. Noch dazu, wo ich mehr liefern konnte, als sie wollten. Nicht nur Laura. Mindestens zwei kleine Mädchen. In meinem Kopf war leises Weinen.

    Den längsten Teil der Strecke auf der A9 saß ich in meine Jacke gewickelt stumm auf dem Rücksitz von Zachis Dienstfahrzeug und fror. Die Heizung war voll aufgedreht, aber ich zitterte trotzdem. Innerlich. Mein Leben ging den Bach hinunter und ich hatte keinen Schimmer, was ich dagegen tun sollte. Es war ja nicht nur, dass ich ein Gespenst beschwören sollte, um Armin aus der Scheiße zu holen. Ich wusste, wie selten Ps-Begabte waren. Wenn ich der Staatsanwaltschaft einmal den kleinen Finger reichte, baten sie mich mit Sicherheit noch öfter um Hilfe.
    Was für Karriereaussichten! Sie ärgerten mich. Vor allem, da ausgerechnet Hansen sein Okay dafür geben sollte. Aber wenigstens sah ich bei der Gelegenheit Armin wieder. Ich machte mir schreckliche Sorgen um ihn. So lange sie ihn bei der Polizei festhielten, konnte er nichts gegen Corinna unternehmen. Falls der Hexe wieder eine Intrige gegen ihn einfiel.
    »Ist Corinna Landgraf eigentlich zu dem Spektakel geladen?«
    »Nein.« Zachis Antwort klang etwas widerwillig. Sie trauten Corinna nach der falschen Denunziation wohl nicht mehr. Immerhin ein Lichtblick. Der Motor von Zachis Dienst-BWM brummte. Mein Stiefvater fuhr traumhaft sicher. Die Welt fing immer mehr an zu rauschen. Mein Kinn sank auf meine Brust.
    Ich glitt schwerelos durch dunkle, hallende Gewölbe, in denen leise Wasser tropfte. Von irgendwoher hörte ich leises Wimmern. Ich war dem Ursprung des Wimmerns schon so nah, dass ich nach dem winzigen Bündel auf dem kalten Boden greifen konnte
– da riss mich der Sicherheitsgurt zurück. Autoreifen kreischten. Zachi bremste fluchend. Vor uns in der Ausfahrt Lauf an der Pegnitz Mitte entstand ein Stau aus dem Nichts.
    »Alles in Ordnung, da hinten?«
    Zachi sah in den Rückspiegel. Er fuhr auf der Bundesstraße nach Nürnberg hinein, vom Nordring quer durch die östliche und nördliche Außenstadt, in die Südstadt und Richtung Zirndorf. Möglicherweise eine Abkürzung, auch wenn sie sich mir nicht erschloss. Ich schenkte der Strecke allerdings auch kaum Aufmerksamkeit. Ich unterhielt mich mit dem Geisterkind Laura. Die Andere schwieg.
    Tante? Was machst du?
    Ich komme zu dir
, dachte ich.
    In Gedanken mit ihr zu reden, war tatsächlich recht einfach. Vor allem, wenn mir die Männer im Auto weiter keine Aufmerksamkeit schenkten. Zum Glück waren beide jungen Partner Zachis äußerst schweigsam. Und da er selbst fuhr, konnte er nur an roten Ampeln den Kopf nach mir drehen.
    »Geht es noch?«
    »Ja.«
    Das Geistchen in meinem Kopf war keine sehr schwere Bürde. Wir fingen vorsichtig an Freundschaft zu schließen. Ich erzählte ihr, dass meine fast zehn Jahre jüngere Schwester Salma früher vor dem Einschlafen immer ein Märchen verlangt hatte.
    Erzählst du mir auch eines, Tante?
    Magst du Hänsel und Gretel?
    Jaa
.
    Dass ein Kind in der Endlosschleife seiner Restexistenz als Geistchen fest hing, war noch viel schlimmer als bei den erwachsenen Toten. Ich konnte Laura dasselbe Märchen wieder und wieder erzählen. Zachi fuhr durch Wohngebiete, auf fast leeren

Weitere Kostenlose Bücher