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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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mit dem Mann sprechen?«
    »Jederzeit, glaube ich. Er möchte nur nicht ins Polizeipräsidium kommen.«
    Der Polizist überlegte. Lisbeth hatte sich schon beschwert, dass er trotz seiner freien Tage arbeitete und nur selten zu Hause war. »Du bist mehr mit deinem Beruf verheiratet als mit mir. Oder du hast eine Freundin«, hatte sie festgestellt und ihn dabei mit Röntgenblicken durchbohrt. Obwohl er ihr ansah, dass dieser Satz nicht ernst gemeint war, verspürte er doch ein schlechtes Gewissen. Deshalb erschien es ihm sinnvoller, mit seinen inoffiziellen Ermittlungen ein wenig kürzerzutreten.
    »Wie wäre es mit Freitag?« Für morgen Abend hatte er sich mit Markowsky auf ein Bier verabredet. Das galt in Lisbeths Augen als Freizeitbeschäftigung. Dann noch ein weiterer Termin am Dienstagmorgen. Der Donnerstag war sein erster Arbeitstag nach dem einwöchigen Urlaub.
    »Gegen elf Uhr. Treffen wir uns am Wasserschloss Strünkede? Dort kann ich mich mit dem Informanten ungestört unterhalten.«
    »Wir.« Hinterhubers Stimme klang bestimmt.
    »Wie bitte?«
    »Wir reden mit ihm. Ich werde dabei sein. So lautete unsere Abmachung.«
    Der Kommissar seufzte, doch Hinterhuber hatte recht. »Bis Freitag«, meinte er zum Abschied.
    Zu dem Restaurant, in dem er auf Matting wartete, gehörte ein kleiner Biergarten, der von mächtigen Kastanien überdacht wurde. Goldstein suchte sich dort einen Platz, obwohl die Kellnerin ihn warnte, dass möglicherweise reife Früchte von den Bäumen fallen und ihn treffen könnten. Ihm war das egal. Er wollte die Strahlen der Herbstsonne ausnutzen. Wer wusste schon, wie lange der Altweibersommer noch andauern würde?
    Heinrich Matting traf ein, als der Hauptkommissar gerade sein bestelltes Bier serviert bekam.
    »Für mich bitte auch eines«, orderte Matting, noch ehe er sich setzte.
    Dann schlug er Goldstein freundschaftlich auf die Schulter. »Mensch, klasse, dass wir beide mal wieder zusammensitzen. Unser letztes Gespräch ist schon eine Ewigkeit her. Ich habe mich über deinen Anruf wirklich gefreut.« Er schaute seinen Kumpel spitzbübisch an. »Obwohl ich dich in Verdacht habe, dass es nicht nur um ein Bierchen mit alten Kollegen geht, oder?«
    Matting und er waren fast gleich alt. Im Gegensatz zu Goldstein, der keinen Kriegsdienst leisten musste, sondern unabkömmlich gestellt war, wurde Matting Offizier und musste an der Ostfront kämpfen. Schwer verletzt wurde er aus dem umkämpften Stalingrad ausgeflogen. Die Erfahrungen an der Wolga hatten ihn für sein Leben gezeichnet und zum glühenden Pazifisten werden lassen.
    Goldstein lachte. »Bin ich so leicht zu durchschauen? Aber du liegst natürlich richtig. Du hast doch die Untersuchung bei dem Raubüberfall auf den Geldtransport vor einem Jahr geleitet?«
    »Bei dem der Bote in den Fuß geschossen wurde?«
    »Genau der.«
    »Ja, habe ich.«
    Die Kellnerin kam und nahm ihre Bestellung auf. Goldstein entschied sich für Schweinebraten, sein Kollege wählte die Würstchen.
    »Kannst du mir etwas über den Fall erzählen?«
    »Sagst du mir auch, warum dich das interessiert?«
    »Es hängt mit meinen derzeitigen Ermittlungen zusammen. Aber mehr möchte ich noch nicht preisgeben.«
    Matting grinste. »Alter Geheimniskrämer. Hast du schon einen Blick in die Akte geworfen?«
    Der Hauptkommissar nickte.
    »Dachte ich mir. Dann kann ich mir den Formalkram schenken?«
    »Es geht mir eher um die Hintergründe.«
    »Verstehe. Die Angelegenheit war ziemlich undurchsichtig. Der Geldbote, ich meine, sein Name war …«
    »Allemeyer«, half ihm Goldstein weiter.
    »Genau. Also, dieser Allemeyer schleppte die Einnahmen von zwei Kaufhäusern durch die Gegend. Das hatte es bis dato so nicht gegeben und wurde uns mit Einsparmaßnahmen erklärt. Geringere Wege, hieß es. So richtig glaubwürdig war das für mich nicht. Vorher lief das wie folgt ab: Der Bote holte den Ertrag im Kaufhaus in Herne ab und lieferte ihn bei einer dortigen Bank an. Dann fuhr er nach Bochum und machte dort dasselbe. An diesem Abend jedoch sammelte er die Gelder in Herne und Bochum ein, um sie dann in Bochum am Nachtschalter abzugeben. Wir haben das ausgerechnet: Die Zeiteinsparung betrug knapp fünf Minuten. Und die gefahrene Strecke reduzierte sich um gerade mal zwei Kilometer. Nicht die Welt, oder?«
    »Sehe ich auch so.«
    »Deshalb kam ja der Verdacht auf, dass der Bote und jemand aus dem Kaufhaus in der Sache mit drinhängen.«
    »Wer konnte denn die Anweisung geben, das

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