Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
schneller. Er begann, einen langsamen, gemächlichen Rhythmus auf der Trommel zu schlagen, in den Zimbeln, Schellen und die Kürbisflöte einstimmten. Mit jedem neuen Instrument wurde der Rhythmus schneller.
Shahira ließ sich Zeit, damit die Musik auf sie wirken konnte. Sie tanzte gerne, aber niemals vor Publikum. Ihr Vater sah es nicht gerne. Er sagte, dass Frauen, die tanzten, nicht viel besser als Huren wären, und kein Mann würde eine solche Frau heiraten wollen. Sie war froh, dass er und ihre Mutter schon früh die Hochzeit verlassen hatten, weil ihr Vater sich unwohl gefühlt hatte.
Den Blicken der Männer um sich konnte sie aber entnehmen, dass nicht alle die Meinung ihres Vaters teilten. Mehr als ein Mann beobachtete sie genau und wartete gespannt darauf, dass sie endlich beginnen würde.
Shahira atmete tief ein. Sie schloss die Augen und lauschte der Musik, deren Takt nun ebenso schnell schlug, wie ihr rasendes Herz. Sie hörte genau hin, ließ die einzelnen Töne in ihren Körper und jede einzelne Gliedmaße gleiten. Ihre Hüften folgten dem schnellen Klang der Trommel. Zustimmendes Klatschen und laute Rufen ertönten, als Shahira endlich zu tanzen begann. Sie ließ zu, dass das Hier und Jetzt in den Hintergrund trat und nur noch die Musik zählte. Sie drehte sich, ließ ihre Hüften kreisen und erzählte mit den Bewegungen ihrer Hände eine Geschichte von Leidenschaft, Sehnsucht und Verrat.
Immer wilder wurde die Musik, immer schneller wirbelte Shahira durch den Raum, drehte und bog ihren Körper zur Musik. Das Schlagen der Trommel wurde zu ihrem eigenen Rhythmus, sie atmete und existierte nur noch in diesem Klang, und das ganze Leben tanzte mit ihr.
Shahira verlor sich mehr und mehr in der Trance der Töne, und erst als die Musik mit einem letzten Schlag verstummte, kam sie wieder zu sich.
Bei der anschließenden Feier half sie beim Auftragen der Gerichte für die Männer, zog sich anschließend aber nicht zur gemeinsamen Feier mit den Frauen zurück. Sie brauchte Luft und Zeit zum Nachdenken – so ging es nicht weiter.
Die Nachtluft war zum ersten Mal seit Wochen kühl. Der Winter kündigte sich an und würde bald über das Land kommen. Shahira wickelte ihr Tuch fester um sich und sah zum Mond hinauf. Er war fast voll, bald würde er seine volle Form erreicht haben, und dann war es genau einen Mondlauf her, dass der Djinn sie das erste Mal aufgesucht hatte. Die unsichtbaren Male, die seine Berührungen hinterlassen hatten, brannten noch immer auf ihrer Haut und fesselten sie auf eine Weise, die sie so nie gekannt hatte.
Was aber blieb ihr? Sie konnte die Fesseln nicht lösen, und sie konnte ihn nicht vergessen. Wenn sie im Dorf bliebe, würde die Erinnerung zum Gift werden, das sich in ihre Seele brannte. Auf diese Weise konnte sie nicht glücklich werden. Aber das Dorf verlassen?
Shahira seufzte. Als Frau, ohne Mann, würde sie auf den Straßen des Landes nicht lange überleben. Im Dorf war es sicher. Das dachte sie zumindest.
Aus der Dunkelheit schälten sich mehrere Gestalten, die sich, aufeinander gestützt oder allein, in das Dorf schleppten. Shahira bekam große Augen und lief ins Haus zurück. »Fremde!«, rief sie aufgeregt, und sofort verstummten das ausgelassene Lachen und die Gespräche der Hochzeitsgäste. Sowohl Männer als auch Frauen strömten aus dem schmalen Gebäude, denn Fremde waren die Menschen im Dorf nicht gewohnt. Die nächste Stadt war Isfahan, die Stadt des Kalifen im Norden, und eine Reise dorthin, ohne triftigen Grund, war ein Ding der Unmöglichkeit.
Shahira spürte Kalirs Hand, die sich um ihren Arm klammerte. »Was ist das?«, fragte sie ängstlich, doch Shahira wusste darauf selbst keine Antwort. Sie zog Kalir mit sich hinter den anderen her, die sich vorsichtig dem kleinen Trupp näherten. Er bestand aus sieben Männern, die teilweise bluteten. Ihre Kleidung hing in Fetzen, und sie wirkten erschöpft. Kalirs Mutter lief vor und wurde von ihrem Mann gleich wieder zurückgehalten. »Du weißt nicht, woher sie kommen«, zischte er, doch sie machte sich von ihm los. »Sie wurden überfallen, siehst du das denn nicht, du alter Esel?!«
Sie lief wieder voraus und stützte den Mann, der direkt vorneweg ging. Erleichtert stützte er sich auf die Schultern der ausladenden Frau. »Im Namen Gottes, ich danke dir«, krächzte er, und als wäre damit ein Bann gebrochen, lösten sich weitere Leute aus der Hochzeitsgesellschaft und boten den Männern ihre Hilfe an.
Man
Weitere Kostenlose Bücher