Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
gewirkt. Dort draußen gab es plötzlich Namenlose, Nachtgeister und Banditen, so viele Schrecken, die sie nicht näher beschreiben konnte. Shahira seufzte und schloss die Läden ihres Fensters. Mit einem Mal konnten sie nicht fest genug verschlossen sein, und sie kroch in ihr Bett, um sich die Decke bis über den Kopf zu ziehen. Sie schloss fest die Augen und versuchte zu schlafen, und wie immer blieb er ihr fern, und sie blieb allein mit ihren Gedanken.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Es war kaum zu hören, aber sie kannte alle Geräusche rund um ihr Elternhaus und schreckte auf. Sie schob die Decke zur Seite und schlüpfte so leise wie möglich aus ihrem Bett. Vorsichtig, damit die Bodendielen nicht knarrten, schlich sie ans Fenster und drückte sich neben dem geschlossenen Fenster an die Wand. Durch die Ritzen in den Fensterläden konnte sie nach draußen sehen. Der Mond beschien das Feld vor ihrem Fenster, und Shahira sah einen Mann umherschleichen. Er sah sich um und blickte dann hinauf zu ihrem Fenster. Sie erkannte ihn – es war einer der Männer, die von den Banditen überfallen worden waren. Shahira hockte sich hin, aus Angst, dass er sie doch auf irgendeine Weise gesehen haben mochte, auch wenn das durch die Wand und den Fensterladen unmöglich war.
Sie wartete atemlos und lauschte auf die nächtlichen Geräusche. Lange Zeit blieb es still, doch dann hörte sie, wie er sich entfernte.
Shahira sackte in sich zusammen und lehnte den Hinterkopf mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Deshalb hörte sie ihn nicht kommen. Erst als er ihre Oberarme packte und sie auf die Füße zog, riss die Augen auf. Seine Augen waren noch immer blau wie der Himmel zur Mittagszeit, und sie fixierten die ihren mit einer Intensität, die ihr die Knie schwach werden ließ. Sie wusste nicht, ob sie vor Schreck schreien oder ihm freudig in die Arme fallen wollte, doch er kam ihr zuvor. Er schob sie zum Bett und drückte sie darauf, ehe er zurück zum Fenster schlich. Dabei fluchte er leise. Eine geraume Zeit verharrte er neben dem Fenster, sah durch einen der Schlitze und verschmolz regelrecht mit den Schatten. Er war lautlos und ohne dass sie es bemerkt hatte in ihr Zimmer eingedrungen, doch schien sie diesmal nicht der Grund zu sein, weswegen er hier war.
Die Zeit dehnte sich, und endlich kehrte er zum Bett zurück und kniete sich über sie. Der Dolch glänzte bedrohlich an seiner Hüfte, und der Djinn bemerkte Shahiras Blick darauf. »Ich sollte ihn endlich benutzen«, murmelte er, und sie war sich sicher, dass er nicht mit ihr sprach, sondern mit sich selbst rang. »Ich sollte es zu Ende bringen und die Sache erledigen. Warum lässt du mich nicht, verdammtes Weib?«
Sie zuckte zusammen und starrte ihn mit großen Augen an. Er beugte sich zu ihr, fasste eine Strähne ihres offenen Haares und musterte sie. »Warum lässt du mich nicht aus deinem Bann? Du stürzt dich selbst ins Unglück und reißt mich mit.«
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, heiser und rau, als hätte er lange nicht mehr gesprochen. Shahira schluckte. »Wie kann ich dich vor Unglück bewahren, schöner Djinn?«, fragte sie. Er lachte bitter auf. »Nur durch deinen Tod.«
Shahira spürte einen Stich in ihrem Herzen. »Dann gebe ich dir, was du brauchst.«
Seine Augen weiteten sich, als er verstand, was sie sagte. »Du würdest dich für mich opfern?«
»Unter einer Bedingung – du verbringst die Nacht mit mir.«
Er wich zurück, als hätte er sich verbrannt. »Das kannst du nicht ernst meinen.«
Sie setzte sich auf und kniete sich auf das Bett. »Verbring die Nacht mit mir, schöner Djinn, und ich verspreche dir, dass du mein Leben nehmen kannst.«
Ungläubig schüttelte er den Kopf. Dann aber griff er nach dem Dolch und zog ihn aus der Scheide. Die leicht gebogene Klinge fing einen Tropfen Mondlicht, das zwischen den Spalten der Fensterläden hindurchdrang, und er perlte glänzend über die scharfe Schneide, ehe er von der Spitze tropfte. Shahira sah sich ihrem Tod gegenüber und verspürte zu ihrer eigenen Überraschung keine Angst. Sie hatte geahnt, dass ein Wiedersehen mit ihm einen solchen Preis hätte. Schon in der ersten Nacht hatte er ihr gedroht, sie zu töten. Sie wusste nicht, wieso ihm so viel an ihrem Tod gelegen war, doch mittlerweile spielte es keine Rolle mehr. Er hatte sie bereits vergiftet, und sie konnte ihr eigenes Sterben nur noch so süß gestalten wie möglich.
Eine Nacht – das war alles, was sie von ihm
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