Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
brachte sie in die Küche des Hauses und gab ihnen Wasser und Essen. Einige Männer ließen hastig die Weinvorräte verschwinden. Shahira ging mit Kalir in die Küche, um die Männer zu versorgen. Einer von ihnen benötigte Hilfe, da er zahlreiche Wunden am Körper trug, doch da es keinen Medicus gab, musste einer der Schafhirten helfen, der sich zumindest mit der Wundversorgung bei den Schafen auskannte.
Shahira nahm eine Schale mit Wasser und kniete sich zu einem anderen Mann, der am Boden saß und die Notversorgung der Wunde beobachtete. »Ihr solltet trinken, Sajidi«, sagte sie leise.
Durch ihre Stimme wurde er auf sie aufmerksam; er wandte ihr den Kopf zu, und ein wenig erschrocken bemerkte Shahira ein Tuch, das er über das linke Auge geschlungen hatte, und alte Narben, die unter den Rändern des Tuches hervorlugten. Sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen, und reichte ihm die Schale. Der Mann nahm sie dankend entgegen, und aus den Augenwinkeln musterte Shahira ihn. Er wirkte noch nicht alt, doch seine Haut war dunkel und sonnengegerbt. Ein Zeichen von vielen Reisen durch die Wüste. Sein Haar war hell, fast wie Gold, und Shahira war sich nicht sicher, ob er es nicht mit Kamelurin bleichte. Zumindest roch er nicht so. Doch niemand, den sie kannte, hatte von Natur aus solche Haare.
Er leerte die Schale mit einem Zug und gab sie Shahira zurück. Sein zerrissenes Hemd klaffte auseinander, und sie glaubte, eine dunkle Wunde auf seiner Brust zu erkennen. Instinktiv streckte sie die Hand danach aus. »Muss eure Wunde nicht auch versorgt werden?«, fragte sie, doch der Mann zuckte zurück und schloss hastig sein Hemd. »Nein. Aber mehr Wasser, Mädchen.«
Sie nickte und beeilte sich, seinem Wunsch nachzukommen. Etwas an diesem Mann bereitete ihr Unbehagen. Sein gesundes Auge glitt immer wieder wachsam durch den Raum, und sie war sich sicher, dass er sie musterte, wenn sie nicht hinsah. Rasch brachte sie ihm eine neue Schale Wasser und ging, um den Frauen dabei zu helfen, die anderen Männer zu versorgen.
Am nächsten Morgen traf Shahira wieder auf Kalir, die eifrig damit beschäftigt war, am Brunnen Wasser zu holen. Die junge Braut sah alles andere als glücklich aus. »Warum das lange Gesicht?«, begrüßte Shahira sie und stellte ihren Krug auf den Rand des Brunnens. Kalirs Miene verfinsterte sich, und sie ließ den Beutel aus Schafsleder an seinem Seil in den Brunnen hinunter. Mit einem lauten Platschen traf er auf die Wasseroberfläche.
»Kalir«, sagte Shahira sanft, und ihre Freundin hob den Kopf. Tränen der Wut schimmerten in ihren Augen. »Diese verdammten Reisenden«, schimpfte sie lautstark und stampfte sogar mit dem Fuß auf. »Die ganze Nacht hat die Schwiegermutter mich gescheucht, um für sie zu sorgen. An Schlaf war nicht zu denken, und an eine Hochzeitsnacht schon gar nicht.«
Die mühsam zurückgehaltenen Tränen hielten ihren Worten nicht stand, und sie sank auf den Brunnenrand. Leise setzte Shahira sich zu ihr und legte den Arm um die bebenden Schultern der Freundin. »Hat Anousch nichts dazu zu sagen?«
»Er … er sagt nie etwas gegen seine Mutter«, schniefte Kalir. »Er stand einfach da und hat mit den Schultern gezuckt, während sie geschrien und geschimpft hat.«
Shahira seufzte lautlos. Sie hatte geahnt, dass es Schwierigkeiten geben würde, aber dass es schon jetzt soweit war, überraschte selbst sie. »Es ist nur die erste Nacht. Diese Fremden haben alles durcheinandergebracht, aber das wird besser werden«, sagte sie und hoffte, dass sie nicht log.
Kalir schüttelte nur den Kopf und schniefte. »Sie sollen gehen.«
»Das werden sie sicher bald. Kann der Verletzte sich denn wieder bewegen?«
»Ja«, erwiderte Kalir. »Aber es wird noch einige Tage dauern, bis er und die anderen wieder reisen können.« Sie schmollte; diese Tatsache schien ihr ganz und gar nicht zu gefallen.
»Woher kommen sie eigentlich?«, hakte Shahira neugierig nach. Kalir seufzte. »Anouschs Vater hat mit ihrem Anführer gesprochen, diesem gruseligen Mann mit der Augenbinde. Ich habe ein wenig gelauscht – offensichtlich haben sie eine kleine Karawane durch die Wüste geführt und wurden dann in der Nähe des Dorfes von Räubern überfallen. Sie haben ihnen alle Kamele und Waren abgenommen, und sie können von Glück sagen, dass sie mit dem Leben davongekommen sind.«
»Und sie wollen bald weiter? Wohin?«
Kalir schnaubte. »Isfahan natürlich. Wohin sonst? Unser winziges Dorf
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