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Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten

Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten

Titel: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Roth
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einige Tiere wie Wale und Delfine sowie Elefanten, deren Gehirne bis zu 10 Kilogramm wiegen. Trotzdem sind diese Tiere auch bei möglichst objektiver Betrachtung nicht so schlau wie wir Menschen, und auf die Frage, warum sie es nicht sind, gibt es keine wirklich überzeugende Antwort. Wahrscheinlich beruht diese »geistige« Überlegenheit auf einer einzigartigen Kombination von Merkmalen, die nicht wirklich einzigartig sind (wie zum Beispiel Handgebrauch, ein großes Gehirn, sehr gute Handlungsplanung, Denken, Kooperativität und Sprache).
    Das menschliche Gehirn zeigt den typischen Aufbau eines Säugetiergehirns und besteht (s. Abbildung 1b) aus sechs Teilen: dem Verlängerten Mark (Medulla oblongata), der Brücke (Pons), dem Kleinhirn (Cerebellum), dem Mittelhirn (Mesencephalon), dem Zwischenhirn (Diencephalon) und dem End- oder Großhirn (Telencephalon). Mittelhirn, Brücke und Verlängertes Mark werden zusammen als Hirnstamm bezeichnet. Während diese sechs Teile bei kleinen Säugetieren mit entsprechend kleinen Gehirnen mehr oder weniger hintereinander angeordnet sind, haben sich diese Teile bei Tieren mit sehr großen Gehirnen, z. B. Walen einschließlich der Delfine, Elefanten und allen Menschenaffen einschließlich des Menschen, in komplizierter Weise ineinander geschoben, und einige Teile wie das Endhirn und davon wiederum bestimmte Teile wie die Hirnrinde sind sehr groß geworden und haben fast alle anderen Teile überdeckt.
     
    Abbildung 1a: Seitenansicht des menschlichen Gehirns. Sichtbar ist die Großhirnrinde mit ihren Windungen (Gyrus/Gyri) und Furchen (Sulcus/Sulci) und das ebenfalls stark gefurchte Kleinhirn. Abkürzungen: FC Stirnlappen; OC Hinterhauptslappen; PC Scheitellappen; TC Schläfenlappen; 1 Zentralfurche (Sulcus centralis); 2 Gyrus postcentralis; 3 Gyrus angularis; 4 Gyrus supramarginalis; 5 Kleinhirn-Hemisphären; 6 Gyrus praecentralis; 7 Riechkolben; 8 olfaktorischer Trakt; 9 Sulcus lateralis; 10 Brücke; 11 Verlängertes Mark. (Nach Nieuwenhuys et al., 1991, verändert.)  
     
     
    Abbildung 1b: Längsschnitt durch das menschliche Gehirn mit den sechs Haupthirnteilen (plus Rückenmark). Weitere Erläuterungen im Text. (Nach Eliot, 2001, verändert.)  
     
     
    Beim Menschen, der wiederum ein ganz typisches Menschenaffen-Gehirn besitzt, ist dies deutlich zu sehen: Was an unserem Gehirn besonders auffällt, ist die vielgewundene Hirnrinde, lateinisch Cortex cerebri genannt, die den größten Teil des Gehirns umgibt. Ein weiteres recht großes Gebilde, dessen Oberfläche ebenfalls stark eingefaltet ist, ist das Kleinhirn, lateinisch Cerebellum genannt. Vom Rest des Gehirns, so wichtig er ist, sieht man erst einmal kaum etwas außer dem »Stiel« des Hirnstamms bzw. Verlängerten Marks.

Die Großhirnrinde
     
    Die Großhirnrinde, der Cortex cerebri , ist beim Menschen tatsächlich groß und umfasst auseinander gefaltet 2200 Quadratzentimeter, also etwa einen Viertel Quadratmeter. Darin sind rund 15 Milliarden Nervenzellen, überwiegend so genannte Pyramidenzellen, untergebracht, die über eine halbe Trillion Kontaktpunkte miteinander verbunden sind. Diese Kontaktpunkte werden Synapsen genannt, über deren Eigenschaften noch zu sprechen sein wird. Das Ganze bildet ein Netzwerk von ungeheurer Komplexität – weit komplexer, als wir uns das vorstellen können. Man kann ausrechnen, wie viel unterschiedliche Zustände dieses Netzwerk annehmen kann, und kommt auf eine Zahl von Zehn hoch Hundertfünfzig (zur Veranschaulichung: Die Anzahl von Elementarteilchen im Weltall wird auf Zehn hoch Achtzig geschätzt). Dieses Gesamtnetzwerk ist allerdings in zahllose Unternetzwerke eingeteilt, die jeweils bestimmte Eingänge und Ausgänge haben und untereinander in ganz bestimmter Weise verknüpft sind. Eingang, Verknüpfungsstruktur und Ausgang bestimmen die Funktion dieser einzelnen Netzwerke.
     
    Abbildung 2: Anatomisch-funktionelle Gliederung der Hirnrinde, von der Seite aus gesehen. Die Zahlen geben die Einteilung in cytoarchitektonische Felder nach K. Brodmann an. Abkürzungen: AEF vorderes Augenfeld; BSC Broca-Sprachzentrum; FEF frontales Augenfeld; ITC inferotemporaler Cortex; MC motorischer Cortex; OC occipitaler Cortex (Hinterhauptslappen); OFC orbitofrontaler Cortex; PFC präfrontaler Cortex (Stirnlappen); PMC prämotorischer Cortex; PPC posteriorer parietaler Cortex; SSC somatosensorischer Cortex; TC temporaler Cortex (Schläfenlappen); WSC Wernicke-Sprachzentrum. (Nach

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