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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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einige Fragen.« Aber der Mann schüttelte nur hysterischden Kopf. Da schob Schwarz ihn kurzerhand mit der Tür zur Seite und trat in den düsteren Raum.
    »Das ist Hausfriedensbruch.«
    »Ich weiß, aber wenn ich hier nicht lüfte, ist es unterlassene Hilfeleistung.« Er ging mit angehaltenem Atem zum Fenster und öffnete es. Sein Blick fiel auf die drei Bildschirme. »Man glaubt ja nicht, was sich alles hinter den Türen eines Studentenwohnheims verbirgt.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Endlich eine konstruktive Frage. Soll ich Sie Novalis oder Achleitner nennen?«
    »Sagen Sie mir, was Sie wollen.«
    »Dann entscheide ich mich für Novalis – eine Kundschaft mit so einem interessanten Namen hatte ich noch nie. Ich bin wegen Matthias Sass hier.«
    Schwarz sah, wie der ausgeprägte Adamsapfel des jungen Mannes sich nach oben und wieder nach unten bewegte. Zwei Mal. »Was ist mit ihm?«
    »Was vermuten Sie denn, Novalis?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie haben in Ihrem eigenen Forum lesen können, dass er sich mit einem Mitglied namens Amok zum Suizid verabredet hat.«
    »Nein, so war das nicht. Außerdem weiß man nie, was ernst ist und was Fake.«
    »Wenn alles nur Spaß gewesen wäre, hätten Sie den Thread zu Tim Burger bestimmt nicht gelöscht.«
    Novalis starrte ihn an und zitterte noch mehr.
    »Wo?«
    »Kurz vor der Friedenheimer Brücke.«
    »Was? An derselben Stelle wie Burger? Das ist absurd.«
    »Finde ich auch. Absurder sogar noch als Ihr Forum.«
    Novalis stand mit hängenden Schultern da und ließ einigeerstickte Schluchzer hören. Dazu schüttelte er unaufhörlich den Kopf. Plötzlich riss er die Augen auf und rannte los. Bis zum Fenster waren es nur ein paar Meter und Schwarz wusste, dass er den Sprung nicht verhindern konnte. Er sah den bleichen, jungen Mann schon zwei Stockwerke tiefer auf dem frisch geteerten Gehweg liegen. Aber das Schicksal hatte etwas dagegen, dass der Administrator von www.muenchner-freitod.de sich auf diese Weise aus der Verantwortung stahl.
    Drei Schritte vor dem Fenster ging Novalis in die Knie, um sich abzustoßen. Doch sein rechter Fuß war plötzlich wie aus Gummi und statt zu springen, fiel er mit einem gellenden Schrei um.
    Schwarz näherte sich ihm in aller Ruhe, zog ihn in die Sitzposition und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Novalis schaute völlig verblüfft, als hätte er schon ewig keine spürbaren Erfahrungen mehr gemacht.
    »Tut mir leid«, sagte Schwarz, »aber das war psychologisch angezeigt. Was ist mit Ihrem Fuß?«
    »Ich glaube, er ist gebrochen.«
    »So schnell geht das nicht.« Er tastete den Fuß ab. Der Bereich um die Achillessehne war sehr druckempfindlich, aber sonst schien alles an seinem Platz zu sein. »Haben Sie Eis?«
    Novalis schüttelte den Kopf.
    »Irgendwas anderes Kaltes?« Er öffnete, ohne auf die Antwort zu warten, selbst den Kühlschrank und warf Novalis eine Büchse Red Bull zu. »Hier, damit können Sie Ihren Fuß kühlen.«
    »Ich hätte Matthias helfen müssen«, schniefte Novalis.
    » Hätte
ist vorbei. Aber Sie können mir jetzt helfen.«
    »Ich?«
    »Ja, als Administrator.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Was wissen Sie über diesen Amok?«
    »Nur das, was im Forum steht.«
    »Seine E-mail-Adresse?«
    »Ich habe versucht, ihm zu schreiben, aber nur eine Fehlermeldung gekriegt.«
    »Wie komme ich an seine richtige Adresse?«
    »Über den Provider. Aber der gibt sie nur raus, wenn ein Staatsanwalt es anordnet.« Er rieb stöhnend seinen Knöchel. »Bitte glauben Sie mir: Ich habe das nicht gewollt. Ich werde das Forum schließen.«
    »Das werden sie nicht«, sagte Schwarz entschieden.
    Novalis sah ihn irritiert an.
    »Ich will von Ihnen informiert werden, sobald Amok wieder online ist.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er noch mal auftaucht.«
    »Vielleicht unter einem anderen Namen.«
    »Gestern hat sich einer angemeldet: Ozzy Osbourne.«
    Schwarz winkte ab. »Den können Sie vergessen.«
    »Wieso sollte Amok zurückkehren?«
    »Vielleicht um zu sehen, wie das Forum auf den Suizid von Sass reagiert.«
    »Dazu müsste ich einen eigenen Thread einrichten.«
    Schwarz nickte. »Sie haben es erfasst.«
    »Und wieso sollte ich das tun?«
    »Weil Sie sich am Tod von Matthias Sass mitschuldig fühlen.«
    Novalis senkte den Blick.
    »Dieser Amok ist hochintelligent und voller Hass. Er wird weitermachen. Helfen Sie mir, das zu verhindern.« Schwarz schloss das Fenster und zog das Rollo hoch. Er reichte Novalis seine

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