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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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Angriff und diesmalgab seine Mutter nach. Schwarz konnte ihr gerade noch ein Dankeschön hinterherrufen.

44.
    Achim Grenzebach war also aus Otterfing verschwunden und hatte sich an seinem neuen Wohnort nicht gemeldet. Für die Post – wenn er überhaupt noch welche bekam – nutzte er möglicherweise ein Postfach.
    Schwarz griff zum Handy. »Sind eure Daten immer so aktuell, Kolbinger?«
    »Wie meinst du das?«
    »Der Hof, zu dem du mich geschickt hast, ist vor drei Jahren abgerissen worden.«
    »Oh.«
    »Oh? Mehr fällt dir dazu nicht ein? Ich muss wissen, wo der Mann wohnt. Und zwar jetzt.«
    »Und wie soll ich das auf die Schnelle rauskriegen?«
    »Vielleicht ist er in den Nachbarlandkreis gezogen. Jedenfalls ist er in einem Auto mit Tölzer Kennzeichen gesehen worden. Kannst du nicht mal bei der dortigen Kfz-Zulassungsstelle nachfragen?«
    »Nicht ohne Staatsanwalt, das weißt du doch. Und der hat bisher leider keine Ahnung von diesem Fall, weil ich auf einen gewissen Privatermittler Rücksicht nehmen sollte.«
    »Okay, vergiss es, Kolbinger.«
    Schwarz drückte auf seinen Autoschlüssel. Zu seiner Überraschung funktionierte die Fernbedienung des Alfa diesmal auf Anhieb.
     
    Er kannte die Strecke durch den Teufelsgraben als Schleichweg auf seinen Fahrten nach Österreich, wenn sich auf der Autobahn der Ferienverkehr staute. Südlich von Holzkirchen öffnete die Landschaft sich und entsprach mit ihren sanften Hügeln, satten Wiesen und herausgeputzten Dörfern genau dem Bild, das Touristen in Oberbayern suchten. Schwarz hatte dafür kein Auge, er fragte sich nur im Vorbeifahren, wie wohl der Ort Sufferloh zu seinem schönen Namen gekommen war.
    Die Tölzer Behörden waren auf dem Areal der ersten, von Hitler eröffneten, Junkerschule untergebracht, in der auch Mitglieder der S S-Totenkopf -Verbände für ihren Dienst in den Konzentrationslagern ausgebildet worden waren. Diese Vergangenheit ignorierte man in Stadt und Landkreis geflissentlich. Stattdessen war der ambitionierte und unter erheblicher Steuerverschwendung errichtete Dienstleistungs- und Gewerbepark auf den Namen »Flinthöhe« getauft worden, als habe die Geschichte der Kaserne erst mit deren späterer Nutzung durch das amerikanische Militär begonnen.
    Schwarz fuhr am alten Wehrturm der Junkerschule und einem futuristischen, der Form eines Schneckenhauses nachempfundenen, Bürogebäude vorbei zu einem Parkplatz.
    Als Münchner Behördenopfer war er auf eine lange Schlange gefasst, aber vor der Tür der Zulassungsstelle warteten nur zwei Männer und eine Frau mit ihren Papieren und Nummernschildern. Nach kaum zehn Minuten signalisierte ihm ein grünes Licht, dass er eintreten durfte.
    Eine freundliche, junge Frau winkte ihn heran.
    »Neuzulassung?«
    Wie sollte er es anstellen, an eine Adresse zu gelangen, die sie ihm auf keinen Fall geben durfte? Sollte er sie überrumpeln oder eher auf seinen Charme bauen? Vermutlichwar sie während ihrer Ausbildung gegen beide Strategien immunisisiert worden.
    »Ich will keinen Wagen anmelden, ich habe eine allgemeine Frage zu den gesetzlichen Bestimmungen.«
    Sie lächelte wissend. »Presse, stimmt’s?«
    Endlich, dachte Schwarz, werde ich mal nicht für einen Polizisten gehalten. Er nickte, weil
Presse
seines Wissens in diesem Landstrich noch kein Schimpfwort war.
    »Nehmen wir an, jemand hat eine Behinderung. Was für einen Führerschein braucht er da?«
    »Das kommt auf die Art der Behinderung an.«
    »Stimmt. Sagen wir, er hat eine Beinprothese.«
    »Dann steht im Führerschein
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. Das bedeutet, er darf nur mit einer speziellen Handbedienung fahren.«
    »Gibt es Ausnahmen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ich weiß aber von einer gehbehinderten Person im Landkreis, die einen ganz normalen Fiat Punto fährt.«
    »Hier bei uns? Und wer soll das sein?«
    »Der Name ist Grenzebach, Achim.«
    Sie tippte. »Da irren Sie sich aber. Der Herr Grenzebach fährt ein umgerüstetes Kfz.«
    »Ist er das überhaupt?« Schwarz beugte sich unvermittelt über den Tresen, der ihn von der Beamtin trennte.
    Ihre Miene wurde streng. »Würden Sie bitte einen Schritt zurücktreten?«
    Schwarz gehorchte gern, denn er hatte bereits einen Blick auf die Adresse erhascht. »Der Datenschutz, Entschuldigung.«
    Sie nickte schon wieder besänftigt.
    »Wie ist es mit Armprothesen?«, fragte Schwarz.
    »Im Prinzip genauso. Da steht auch die
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im Führerschein. Der Fahrer braucht dann einen Lenkradknopf und einigeelektrische Umbauten.

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